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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Beschleunigung seitwärts gezogen wurden, lehnte den Kopf an das Schott, was nicht wirklich bequem war, aber doch eine Abwechslung von der lange durchgehaltenen Sitzposition darstellte, und er konnte von hier aus den Kom oder die Kontrollen erreichen, wenn es sein musste.
    Der ganze Ring war von Kabinen umgeben, privaten Unterkünften. Genau gegenüber der Brücke lag das Oberschiff, wo sich früher die Kinder aufgehalten hatten... er ging nie so weit um den Ring herum. Dies war sein Heim, dieser kleine Raum, diese Kojen achtern von der Brücke, mit ihren Plastikmatratzen, die mit Klebebändern geflickt waren und vor Alter vergammelt. Eine hatte ihm gehört, als er zehn war, dort drüben in Rotationsrichtung neben der Trennwand. Und die dort hatte Papa Lou gehört, und er setzte sich niemals darauf. Eine auch seiner Mutter. Er hatte einmal Brüder und Schwestern und Vettern und Kusinen gehabt, und es waren auch drei Kinder unter sechs dabei gewesen, ebenfalls Vettern. Aber Papa Lou hatte sie und die alte Ma‘am in den Raum geblasen, als sich die Piraten als gemein erwiesen und klar wurde, was sie vorhatten. Zwar besaß die
Lucy
Waffen, aber die waren machtlos gegen einen Träger und seine Rider; an Bord hatten sie nur zwei Handfeuerwaffen... und die Piraten, die ihnen am Nullpunkt einen Hinterhalt gelegt hatten, behaupteten, dass sie nicht auf die Besatzung aus waren, sondern die Fracht. Es war die eindeutige Wahl der
Lucy
gewesen, entweder die Luke zu öffnen oder völlig vernichtet zu werden. Aber sie hatten gelogen, die Mazianer, selbst damals schon bloß noch Piraten, in den Jahren, als sie sich noch Flotte der Kompanie genannt und für Pell und die Erde gekämpft hatten. Sie respektierten nichts und maßen auch einem Leben keinen Wert bei, und solchen Händen hatte Papa Lou sie ausgeliefert - ohne zu wissen, was er tat.
    Auch er selbst, Sandor, hatte nicht begriffen. Hatte es sich nicht vorgestellt. Er hatte die gepanzerten, gesichtslosen Eindringlinge mit einer Art Ehrfurcht betrachtet, dem Respekt eines Kindes vor solch schimmernder Macht. Er hatte - während dieser ersten paar Momente, die sie an Bord gewesen waren - sich gewünscht, einer von ihnen zu sein, sich gewünscht, Waffen zu tragen und einen so blitzenden, schnittigen, furchterregenden Panzer. Eine kurze, hässliche Versuchung - bis er gesehen hatte, dass Papa Lou sich fürchtete, und in ihm der Argwohn entstanden war, dass etwas Böses gekommen war, etwas, das innerhalb des Panzers weit weniger schön war, das nun ins Herz des Schiffes eindrang. Stets verspürte er ein Schuldgefühl, wenn er sich daran erinnerte... für diese irrationale Bewunderung, den pubertären Wunsch, anderen Angst einzuflößen und nicht selbst Angst zu haben. Insgeheim überlegte er sich, dass ihn das Glitzern angezogen hatte, dass jedes Kind so reagiert hätte in der Verwirrung und der Erschütterung verlässlicher Bezugspunkte, in Unwissenheit, wenn nicht Unschuld. Aber er empfand es doch immer als eklig.
    Das meiste war hier passiert, auf der Brücke, im Gemeinschaftsraum und dem Korridor, in diesem geräumigsten Teil des Schiffes, wo sie alle versammelt gewesen waren, außer den Kindern, und wo die Eindringlinge mit der Demonstration dessen begonnen hatten, was sie im Schilde führten. Aber Papa Lou hatte es zum Kommandositz geschafft und den Teil des Schiffes dem Vakuum geöffnet, wo die Kinder und die Ältesten Zuflucht gesucht hatten, bevor sie ihn niederschießen konnten. Und die meisten von ihnen waren gestorben, hier auf der Brücke oder im Gemeinschaftsraum erschossen worden - und einige wenige hatte man zu einer langsameren Behandlung fortgeschafft.
    Aber drei von ihnen, er selbst und der alte Mitri und Vetter Ross hatten hier gelegen im Blut und dem Durcheinander, weil sie halb tot gewesen waren - er selbst zehn Jahre alt und nur deshalb bei der Besatzung stehend, weil er um die Krümmung herumgerutscht und zu seiner Mutter gegangen war. Sie waren nicht gestorben, sie drei, die Tat von Ross, denn Ross hatte mit der Sturheit des Wahnsinns ums Leben gekämpft, und weil er, nachdem man sie treibend zurückgelassen hatte, sich von der Koje weggezogen hatte, wo er auf Sandor und Mitri gefallen war, und es geschafft hatte, die medizinische Ausrüstung wieder aufzulesen, die überall verstreut lag, wo die Piraten sie nach Drogen durchwühlt hatten. Dort hatte seine Mutter gelegen, durch den Kopf geschossen; allzu lebhaft erinnerte er sich daran. Sie hatte letztlich

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