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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einen der Eindringlinge erwischt, denn rechtzeitig waren den Frauen die beiden Pistolen gegeben worden - sie brauchten sie am meisten, hatte Papa Lou gesagt -, und als Papa Lou die Kinder in den Raum blies, schoss seine Mutter einen der Eindringlinge nieder, bevor sie sie erschossen, erwischte sie einen gepanzerten Mann direkt durch die Gesichtsplatte und tötete ihn damit, und sie schleppten ihn mit, als sie das Schiff wieder verließen, wahrscheinlich weil sie die Panzerung bergen wollten. Aber Tante Jame war gestorben, bevor sie einen richtigen Schuss auf irgendeinen von ihnen hatte abgeben können, mit einer großen rauchenden Wunde in der Brust.
    Hier waren sie gefallen, hier, hier, hier, zwölf Leichen und noch mehr im Korridor nach rechts, und er selbst und Mitri und Ross.
    So sahen seine Erinnerungen in Zeiten wie diesen aus, wenn er müde war und sein Verstand benommen, oder wenn er sich ein einsames Mahl in der Kombüse kochte oder wenn er an leeren Kabinen vorbeiging, Eindrücke, die seine ganze glücklichere Vergangenheit wegspülten, alles, das gut gewesen war, bis es hinter einem flüssigroten Bild verschwand. Überall, wo er ging und saß und schlief, war jemand gestorben. Sie hatten das ganze Blut weggeschrubbt und die Plastikbänke und die Fliesen und die Beplankung wieder sauber gemacht; und sie hatten ihre Toten an diesem einsamen Nullpunkt dem Weltraum übergeben, ohne weiter gestört zu werden, nachdem der Pirat einmal seines Weges gezogen war... sie ins All hinausgeschickt, wo sie wahrscheinlich jetzt immer noch schwebten, festgefroren und verloren in der Unendlichkeit, rings um die kalte Schlacke eines Beinahe-Sterns. Es war ein sauberes, anständiges Begräbnis nach der Scheußlichkeit, die sie zuvor beseitigt hatten. In seinem Bewusstsein existierten sie immer noch in diesem Limbus, ohne je zu verfallen oder sich zu verändern... schwebten weiter dahin, ohne Anzüge zwischen sich und dem All, all die Anblicke der Sterne, die sie geliebt hatten, ständig vor den offenen, gefrorenen Augen - eine Reisegesellschaft, die mehr oder weniger in dieser Form zusammenbleiben würde, wohin auch immer sie zogen. Sie alle. Nur Ma‘am und die Babies waren vorausgegangen, und die anderen würden sie niemals mehr einholen.
    Mitri war draußen vor der Hülle gestorben bei einer der Gelegenheiten, wo sie gezwungen gewesen waren, den Namen der
Lucy
zu ändern, als sie auf Pan-Paris Betrügereien durchgeführt hatten, die schiefgegangen waren - ein dummer Unfall, der nur dadurch möglich war, weil die Mazianer ihnen unentbehrliche Ausrüstung weggenommen hatten.
    Ross hatte vier Stunden zugebracht und sein eigenes Leben riskiert, um Mitri hereinzuholen, weil sie geglaubt hatten, es gäbe noch Hoffnung. Aber Mitri war schon von den ersten Augenblicken des Zwischenfalls an tot gewesen, als der Druck in seinem Raumanzug verschwunden und Blut in die Filter eingedrungen war, so dass Ross sich nur noch meldete, um ihm das zu sagen, dann den Anzug an sich nahm und Mitri davon treiben ließ, wieder einen im All schwebenden Toten der
Lucy,
wenn auch diesmal ganz allein. Und er, zwölfjährig, hatte allein und zitternd im Schiff gesessen und war krank gewesen vor Angst, dass auch Ross etwas zustieß, dass Ross nicht zurückkehren würde, sondern starb bei dem Versuch, Mitri zu bergen.
    Lass ihn doch! hatte er Ross angeschrieen, aus Feigheit heraus, bevor er auch nur gewusst hatte, dass Mitri tot war; er erinnerte sich daran; und er erinnerte sich auch an das verlassene Geräusch von Ross‘ Weinen im Mikro, als er entdeckt hatte, was los war. Sandor hatte sich aus Angst erbrochen, als Ross sicher zurückgekehrt war. Wieder ein einsamer Nullpunkt, diese Massenpunkte zwischen den brennenden Sternen, an denen sich Sprungschiffe orientierten; und er hätte die
Lucy
nicht mehr von dort weggebracht, den Sprung nicht selbst durchführen können, wenn er Ross nicht mehr gehabt hätte. Er hatte danach geweint und war von Mitri heimgesucht worden, einer Gestalt, die durch seine Träume taumelte, der einzige von den Geistern der
Lucy,
der ihm Vorwürfe machte.
    Ross war auf Wyatts Station gestorben, als er es mit Leuten zu tun hatte, die ihn zu betrügen versuchten. Die Stationsleute hatten ihn zweifellos eingeäschert, also fehlte für immer einer an der Zahl der in der Tiefe Treibenden. In gewisser Weise bekümmerte ihn das am meisten, dass er Ross in den Händen von Fremden hatte lassen müssen, die ihn bis in seine Elemente

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