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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ihr Schiff aussetzte. Er sollte eigentlich genau jetzt stärker abbremsen, denn er hatte Angst. Tripunkt barg tödliche Gefahren, bot keinen Spielraum für Fehler bei hohen Geschwindigkeiten.
    Aber die
Lucy
bewegte sich mit der Sicherheit einer Frau, die sich fest entschlossen hatte, und er war gefangen in ihrem schrecklichen Schwung und ihrer massiven Kraft, denn schon vor langer Zeit hatte sie ihn ausgehöhlt und alles genommen, was er zu bieten hatte. Er folgte jetzt der fortwährenden Verschwommenheit langsamer Bewegungen, während das Universum mit weit größerer Geschwindigkeit vorbeizog. In dieser Gegend gab es Schutt. Er näherte sich dem Zenit dieser kompliziert aufgebauten Scheibe aus angesammelten Brocken - so hoffte er zumindest. Wenn er sich verrechnet hatte, würde er in einem Aufprall sterben - der ein kleines Licht erzeugte, von niemandem bemerkt.
    Er bremste ab; die Stimme vom Band gab ihm die entsprechenden Anweisungen. Er gehorchte ihnen. Die eintreffenden Daten sortierten sich selbst zu noch wilderen Zahlenketten. Er schaltete sich ein, als ihn die Stimme dazu aufforderte, ließ ein Segment erstarren, stimmte ab... fand Übereinstimmung mit dem von ihm entworfenen Kurs. Er grinste sich selbst an, obwohl immer noch in sinnloser Angst gefangen, eine menschliche Komponente in einem Projektil, das sich beinahe mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegte, und starrte mit drogenbenebelten Augen auf die Bildschirme.
    Er brauste mit einer Geschwindigkeit in den Sprungbereich von Pell, die die Boje des Einflugbereiches veranlasste, ihm ihre automatische Entrüstung entgegenzukreischen, den gerade in ihrem Scanner aufgetauchten Verrückten, wer immer er auch sei, darüber zu informieren, dass er zu schnell flog und direkten Kurs auf verkehrsreiche Zonen hatte.
    Abbremsen!
warnte sie ihn, verzerrt und restrukturiert durch seinen Kom. ABBREMSEN!
    Ihre Systeme schleuderten Warnungen von Maschine zu Maschine an den Autoalarm der
Lucy,
denen zu gehorchen die
Lucy
instruiert war. Sie bremste mit rauhen Intervallen, die Sandor abwechselnd aus dem wirklichen Raum warfen und wieder zurückholten, verbunden mit Anfällen auflodernder Übelkeit. Rote Lichter funkelten überall, bis er den entsprechenden Knopf drückte und den Bremsbefehl bestätigte, den die
Lucy
längst befolgte.

VIERTES KAPITEL
    Die Geschwindigkeit nahm ab, noch eine gute Zeit, bevor das Scannerbild, von der Boje übermittelt, die Pell-Zentrale erreichte und sie davon in Kenntnis setzte, dass ein Schiff sich im Anflug befand, und die doppelte Zeit, bis dann die Nachricht der Zentrale auf der
Lucy
eintraf. Sandor befreite sich mit kleinen, tauben Bewegungen aus seinem Nest, beleidigt durch den Gestank des eigenen Körpers. Im Mund spürte er den Geschmack von Kupfer und Galle. Seine Hände waren steif und verweigerten koordinierte Bewegungen. Er rollte aus dem Sessel heraus in die Vertiefung und schlug mit den Knien auf dem Deck auf, brachte dabei leere Wasserflaschen ins Rutschen und glitt mit den Händen auf Folienpapier aus. »Aufwachen, Sandy!« wies ihn der Computer an. Immer noch kniend erreichte er das Schaltpult, hakte einen Arm darüber und schaffte es, das Eins Null Eins einzugeben, womit er es abschaltete, in etwa das Äußerste, was sein betäubtes Gehirn in der richtigen Reihenfolge zu leisten vermochte.
    Aufwachen! Es war nicht mehr all zuviel Zeit übrig, bis sie Antworten von ihm verlangen würden, bis seine Abwesenheit von den Kontrollen bemerkt wurde. Er trug immer noch den Impulsgeber am Handgelenk. Er stemmte sich mit den Armen auf den Tisch und betrachtete die verschwimmenden Lichter und die Schlüssel, versuchte sich an die Sequenz zu erinnern, die alles auf Wache einstellte. Der Autopilot befand sich noch in Funktion; die
Lucy
folgte den Flugschneiseninstruktionen der Boje. Das war in Ordnung.
    Er machte die andere Kontrolle ausfindig, obwohl sein Magen von Krämpfen gepeinigt wurde und sein Blick verschwamm, brachte es fertig, den Kode einzugeben - keine Beschleunigung mehr. Er hätte nicht mehr stehen können, wenn noch irgendwelche Zugkräfte gewirkt hätten. Er packte die Tischkante zu seiner Rechten und erkämpfte sich seinen Weg aus der Vertiefung, wanderte blind an der Konsole entlang, bis er nach einem Blinzeln klar das beleuchtete Weiß des Korridors ausmachte, der zum Wartungslager führte und dem Kabuff von einer Dusche in der Wartungssektion. Er zog sich alles aus, was er am Leibe trug, stopfte es in den Schlucker und

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