Kay Scarpetta 16: Scarpetta
Handgelenken weisen darauf hin, dass sie sehr eng mit einer einzigen Schlaufe zusammengeschnürt waren, und zwar mit etwas Scharfkantigem. «
»Die Plastikfessel wird auf DNA untersucht.«
»Diese Spuren stammen nicht von einer Plastikfessel«, widersprach Scarpetta. »Die haben nämlich abgerundete Kanten, um Verletzungen zu vermeiden. Wie ich annehme, haben Sie bereits ... «
»Alles wurde ins Labor gebracht«, fiel Dr. Lester ihr ins Wort. »Selbstverständlich landete die Fessel erst einmal hier. Mike hat sie mir gezeigt, damit ich sie mit den Striemen an ihren Handgelenken und den Spuren an ihrem Hals vergleichen konnte. Dann hat er sie wieder mitgenommen. Allerdings existieren einige Fotos davon, einschließlich der, die ich Ihnen gegeben habe.«
Scarpetta war enttäuscht, denn sie hatte sich die Fessel in natura ansehen wollen, um festzustellen, ob ihr so etwas schon einmal untergekommen war. Sie fand die Fotos davon ebenso wenig aufschlussreich wie die Aufnahmen vom Tatort. Die Fessel, die Oscar Bane Terri von den Handgelenken geschnitten haben wollte, war ein farbloses Nylonband, genau einen halben Zentimeter breit und vom spitz zulaufenden Ende bis zum eingerasteten Verschluss fünfunddreißig Zentimeter lang. Die eine Seite war eingerissen, die andere glatt. Das Band selbst war scharfkantig. Es fehlten eine Seriennummer oder ein Logo, die Hinweise auf den Hersteller gegeben hätten.
»Für mich ist das eine Art Kabelbinder«, sagte Benton.
»Es handelt sich eindeutig nicht um eine Plastikfessel, etwa von der Firma PlastiCuff, oder sonst etwas, das man als Handschelle verwenden würde«, sagte Scarpetta.
»Allerdings sind die meisten Kabelbinder schwarz«, überlegte Benton laut, während er die anderen Fotos betrachtete. »Alles, was im Freien verwendet wird und durch UV-Strahlen beschädigt werden könnte, ist schwarz, nicht durchsichtig oder von einer hellen Farbe.«
»Ob wir es mit einem Einwegverschluss für Müllbeutel zu tun haben?«, mutmaßte Scarpetta. »Für die Benutzung in Innenräumen, weil es farblos ist. Es muss aber ein großer, reißfester Müllsack sein, kein gewöhnlicher für den Hausgebrauch.«
Ihr Blick wanderte durch den Raum zu einem Müllsack für infektiöse Abfälle, der, hellrot und mit dem überall verwendeten Symbol versehen, in einem Ständer aus Edelstahl hing. »Schau«, verkündete sie. »Jetzt weiß ich, wo ich solche Bänder schon einmal gesehen habe. Sie sind für solche Säcke gedacht.«
Sie deutete auf den Müllsack.
»Wir verwenden hier Drahtverschlüsse«, zischte Dr. Lester, als hätte Scarpetta angedeutet, die Fessel an Terri Bridges' Handgelenken könnte aus diesem Institut stammen.
»Noch wichtiger ist«, fuhr Scarpetta fort, »dass Leute, die auf SM stehen, einander normalerweise nicht so fest fesseln, dass es ihnen das Blut abschnürt. Außerdem benutzen sie keine scharfkantigen Bänder oder andere Fesseln, die man nicht leicht lockern oder mit einem Schlüssel öffnen kann. Dieses Band hingegen« - sie wies auf das Foto - »lässt sich nicht mehr aufmachen, wenn es erst einmal eingerastet ist. Man kann es nur noch fester zuziehen. Sicher hat sie große Schmerzen gehabt, und die einzige Möglichkeit, sie zu befreien, war, ein Messer oder einen anderen scharfen Gegenstand unter die Fessel zu schieben. Haben Sie den kleinen Schnitt an ihrem linken Handgelenk bemerkt? Der könnte dabei entstanden sein. Befand sich bei der Einlieferung Blut an der Leiche? Abgesehen von den Verletzungen an ihren Beinen.«
»Nein.« Dr. Lester starrte sie aus dunklen Augen an.
»Nun, wenn sie bei der Entfernung der Fessel bereits tot war und der Schnitt dadurch entstanden ist, hat sie nicht geblutet, jedenfalls nicht stark«, stellte Scarpetta fest. »Das hier war kein Spiel. Dazu waren die Schmerzen zu groß.«
»Ich dachte, bei Sado-Maso geht es um Schmerzen.«
»Schmerzen von dieser Stärke erzeugen keine Lustgefühle«, entgegnete Scarpetta. »Außer bei dem Menschen, der sie seinem Opfer zufügt.«
Die Titelseite gehörte zu einer etwa drei Wochen alten Version und war mit 10. Dezember datiert.
»Eine riesige Datei, die wir noch längst nicht vollständig wiederhergestellt haben«, meinte Lucy. »Aber dieser Teil eines Kapitels vermittelt dir schon einmal einen ersten Eindruck.«
Sie wandelte die Daten in eine Textdatei um. Während Berger las, scrollte Lucy hinunter .
... Wenn ich die Hände in einer Leiche habe, stelle
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