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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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sein.
    Severn hatte ihre Hand verbunden. Das Blut war durch den Verband gesickert und hatte sich mit dem Grün vermischt, bis es nur noch ein dunkler Fleck war. Sie sah ihn jedes Mal, wenn sie die rechte Hand bewegte, und hätte mit ihrer linken gegessen, aber sie war keine Linkshänderin. Außerdem fühlte sich ihre linke Hand taub und schwer an. Sie reagierte nur langsam, wenn Kaylin versuchte, sie zu benutzen.
    Teela näherte sich ihr, als sie sich hinsetzte, Severn an ihrer Seite. Er aß mehr als sie, und er fühlte sich dabei wohler – aber andererseits war der Falke, der zwischen den Schmutzstriemen glänzte, immer noch der Falke, eine Quelle des Stolzes. Im Gegensatz zu dem, was von ihrem Kleid übrig war.
    “Lady Kaylin”, sagte Teela und kniete sich neben sie.
    Kaylin setzte an zu “Fang du nicht auch noch an”, aber Severn berührte warnend ihren Handrücken. Dieselbe Warnung, die er ihr oft in den Kolonien gegeben hatte, wenn ein einziges Geräusch dazu führen konnte, dass man sie entdeckte und Entdeckung den Tod bedeutete.
    “Lady Teela”, begann Kaylin. “Lady Anteela.”
    Teela hob eine dunkle Augenbraue. Doch sie lächelte. Sie nahm allerdings nichts von Brot, Käse und Obst. “Lord Severn”, sagte sie und neigte ihren Kopf.
    “Lady Anteela.” Er schluckte, ehe er sprach. Kaylin hatte das nicht getan. Bei den Göttern, sie hasste den Hof. Und eine unangenehme Stille schien auch dazuzugehören.
    “Es ist ungewöhnlich, dass zwei sich gemeinsam der Prüfung der Hallen unterziehen”, sagte Teela leise zu ihnen. “Und das ist es, wovon man noch in Jahrhunderten sprechen wird, nicht von eurer Sterblichkeit.”
    “Warum?”
    “Keiner der Barranilords hat sich dem Turm je mit jemandem an seiner – oder ihrer – Seite gestellt.”
    Kaylin zuckte mit den Schultern.
    “Es ist nicht, weil die Barrani es nicht gerne möchten”, sprach Teela mit nur dem Anflug des Stirnrunzelns eines Falken weiter, “es liegt an den Hohen Hallen selbst. Du weißt ein bisschen über die Barrani, aber du verstehst kaum etwas von dem, was uns aneinander bindet. Einige haben es versucht”, sagte sie leise, “aber es war nie erfolgreich. Wie ist es euch gelungen?”
    Kaylin runzelte die Stirn und sah Severn an.
    Severn – der Mistkerl – zuckte mit den Schultern.
    “Er wollte mich nicht alleinlassen”, antwortete Kaylin. “Er ist mir gefolgt. Er macht normalerweise nur, was er will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Gebäude ihn aufhalten würde.
Ich
kann es nicht.”
    Teela schüttelte den Kopf. Doch sie hob eine Hand und legte sie auf Kaylins verwundete Handfläche. Ehe Kaylin etwas sagen konnte, hatte sie die Hand schon berührt und fest mit ihren Fingern umschlossen.
    Als sie losließ, waren ihre Augen … fast golden. Ihre Schultern waren steif wie Bretter. “Kaylin”, flüsterte sie und dann auf Elantranisch: “was hast du
getan
?”
    Kaylin schüttelte ihren Kopf. Aber ihre Berührung sagte ihr etwas, was sie noch nie zuvor deutlich gespürt hatte: Teela hatte einen
Namen
. Oh, sie hatte es
gewusst
, sie hatte es schon von Nightshade erfahren. Aber etwas mit dem Verstand zu wissen und es zu fühlen wie eine eigenständige Kraft waren zwei verschiedene Dinge. Und es würde nie wieder sein wie zuvor.
    Kaylin antwortete nicht. Und Teela schien nach ihrem plötzlichen Ausbruch auch keine Antwort zu erwarten. Oder tatsächlich zu wollen. Sie zog ihre Hand zurück und legte sie in ihren Schoß, und ihr Lächeln schien natürlich und unverfälscht.
    Doch die Überraschung, die sie gezeigt hatte, war untypisch genug, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Und rote Roben – selbst hier nicht willkommen – bedrohten Kaylin, als Lord Evarrim vom Arkanum sich ihr näherte.
    Er kniete sich hin, wie Teela es getan hatte, nicht aus Unterwürfigkeit, sondern um so zu tun, als wären sie vertraut miteinander. Es war ein schlechtes Schauspiel, einen Augenblick lang hätte er Leontiner sein können.
    Er war nicht begeistert. Das konnte sie in den Zügen seines Gesichts ablesen, auch wenn sie sich kaum verändert hatten. Seine Augen waren dunkelblau. Seine Haut blass. Seine Stirn allerdings zierte immer noch der schwere Reif mit dem Rubin.
    “Lady Kaylin”, sagte er. “Lord Severn.” Severn neigte er seinen Kopf zu, der Bastard. Kaylin legte das Brot, das nur ein Stück von ihrem Mund entfernt gewesen war, wieder hin.
    “Lord Evarrim.” Sie hoffte, er konnte Krümel sehen.
    “Euer Gefährte scheint

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