Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
mit dem Kopf auf einen kleinen Tisch, der an der gegenüberliegenden Wand stand.
„Setze dich, dann können wir reden“, forderte er Shane auf.
Shane tat, wie ihm geheißen, nahm sich eine der dampfenden Tassen und wärmte sich die klammen Finger daran.
„Ich habe dir doch von dem jungen Mädchen erzählt, das ebenfalls gegen den Höllenhund gekämpft hat“, begann Shane. Er hatte seinem Großvater nicht alles über jene Nacht erzählt, aber das war auch nicht notwendig, fand er. Auch jetzt nicht.
Theobald nickte.
„Ja“, meinte er. „Hast du inzwischen mehr über sie herausfinden können?“
Shane schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Er stellte die Tasse ab, zog sein Smartphone heraus und zeigte seinem Großvater das Foto vom Flohmarkt.
„Ich habe sie wiedergesehen, gestern, auf der Brick Lane. In Begleitung dieses alten Mannes.“
Theobald Truax sah genauer hin, dann pfiff er leise durch die Zähne.
„Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das Robert Paddock“, sagte er.
„ Der Robert Paddock?“, fragte Shane.
„Ja“, sagte Theobald. „Der Schwiegervater von Liam McCullen, dem aktuell liebsten Feind eines großen Teiles der Dämonenwelt.“
Shane lehnte sich zurück.
„Dann ist das Mädchen höchstwahrscheinlich seine Tochter, Keeva McCullen“, dachte er laut. „Das erklärt, warum sie so gut ausgebildet ist.“
Theobald schüttelte vehement den Kopf.
„Nein!“, sagte er. „Liam würde seine Tochter niemals selbst ausbilden. Er würde sie ganz bestimmt von jedem Dämon fernhalten wollen - denn schließlich hat er bei dem Kampf vor zehn Jahren, als er das letzte große Portal hier in London verschlossen hat, bereits seine geliebte Frau verloren. Und seinen Sohn... wobei es hier aber gewisse Gerüchte gibt.“
Shane sah ihn fragend an.
„Was für Gerüchte?“
Theobald zuckte mit den Schultern.
„Zum Beispiel, dass der Bruder des Mädchens noch lebt und sich in der Hand eines der Erzdämonen befindet, der Liam damit erpresst. Aber das sind, wie gesagt, nur Gerüchte.“
Shane kratzte sich am Kopf.
„Könntest du darüber nicht mehr herausfinden?“, fragte er.
Theobald verzog den Mund zu einem ironischen Grinsen.
„Meine Verbindungen zur Dämonenwelt sind nicht besonders freundschaftlich, wie du weißt“, sagte er.
Shane lachte leise und betrachtete seinen Großvater liebevoll. Wenn man ihn hier so sah, diesen weißhaarigen alten Mann mit gütigem Gesicht, so konnte man nicht glauben, dass man einem ehemals recht einflussreichen Dämon gegenüber saß. Theobald Truax war ein Gestaltwandler, ein Metamorph. Und er hatte sich vor über fünfzig Jahren dazu entschlossen, der Dämonenwelt den Rücken zuzukehren und stattdessen in der Welt der Menschen zu leben.
Ihm verdankte Shane alle seine Kenntnisse über den Kampf gegen das Böse – und noch einiges mehr.
Shane wusste aber auch, dass er seinen Großvater nicht dazu zwingen konnte, direkt in eine Konfrontation einzugreifen. Einerseits wäre er dadurch viel zu gefährdet gewesen – die Dämonenwelt war abtrünnigen Dämonen gegenüber unerbittlich –, doch andererseits war Großvater trotz alledem noch immer ein Dämon. Es fiel ihm nicht leicht, gegen Mitglieder seiner eigenen Art zu kämpfen - auch wenn er nicht mehr unter ihnen lebte oder leben wollte.
Er hatte wohl den einen oder anderen Freund dort drüben behalten – durch diese Beziehungen sickerten immer wieder Nachrichten durch, zuletzt über ein neu geöffnetes Portal in London. Aber Shane hatte nie nachgefragt, auf welche Weise sein Großvater an diese Informationen kam. Manche Dinge wollte er gar nicht so genau wissen.
Theobald deutete auf Shanes Smartphone.
„Ich denke, dass eher Robert Paddock für die Ausbildung des Mädchens verantwortlich sein könnte“, meinte er. „Der alte Haudegen hat damals seine einzige Tochter verloren, die er eben nicht unterrichtet hatte. Möglicherweise wollte er das jetzt durch das Training seiner Enkelin wiedergutmachen.“
Shane nickte nachdenklich. Das passte zusammen.
Er kannte jetzt somit den vollständigen Namen der jungen Dämonenjägerin - also konnte er ihr leichter aus dem Weg gehen.
Redete er sich ein.
Sein Großvater sah ihn breit grinsend an.
„Was?“, brauste Shane in gespieltem Ernst auf.
„Nichts“, meinte Theobald, ohne jedoch mit dem Grinsen aufzuhören.
Shane hielt es für besser, das Thema zu wechseln.
„Ist das Amulett endlich fertig?“, fragte
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