Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
Vom Netzwerk:
am Fenster. Christy winkte ihm quer durch das Restaurant zu und vergaß vor Erleichterung ihre guten Manieren. Ohne auf eine Einladung zu warten, eilte sie durch den Raum.
    Er war mit dem Essen fertig, hatte bereits bezahlt und kämpfte gerade damit, seine Jacke anzuziehen, weil er gehen wollte. Sie war gerade noch rechtzeitig gekommen. Schweigend richtete sie den Blick gen Himmel und dankte den Mächten des Schicksals.

    Als er sie auf seinen Tisch zustürmen sah, wechselte sein Gesichtsausdruck von Überraschung über Wiedererkennen zu leichtem Missfallen.
    »Miss Davies, wie geht es Ihnen?« Als sie an seinem Tisch ankam, hatte er sich wieder gefasst und ein starres Lächeln aufgesetzt. Er stand auf und reichte ihr die Hand.
    Christy schüttelte sie übereifrig. »Mr Simpson! Ach, Sie erinnern sich an mich! Ich wollte Ihnen sagen, dass ich heute Morgen vor Ablauf der Frist zum Apartmenthaus gekommen bin, aber sie waren bereits weg.«
    »Meine Nichte hat es mir erzählt«, unterbrach er sie und bedeutete ihr, sich auf den leeren Stuhl ihm gegenüber zu setzen. »Tut mir leid.«
    »Danke.« Erleichterung durchströmte sie. »Mir tut es auch leid. Aber das macht ja nichts, ich kann Ihnen die Anzahlung jetzt geben und …«
    »Einen Augenblick bitte«, unterbrach er sie. »Sie haben mich missverstanden. Es tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss, Miss Davies. Aber ich habe die Unterlagen für den Verkauf heute Nachmittag abgegeben.«
    »Wirklich?« Christy kam es so vor, als käme ihre Stimme aus weiter Ferne.
    Er lächelte und nickte ihr bedauernd zu. »Es mag ein wenig pedantisch von mir gewesen sein, nicht bis zur letzten Sekunde auf Sie zu warten, aber um ehrlich zu sein, ist die Nachfrage nach Apartments in diesem Haus riesengroß. Und ich dachte, Sie wären so interessiert …«
    »Das bin ich!«
    »… dass ich es mir nicht anders vorstellen konnte, als dass sie gleich morgens als Erstes mit dem Scheck bei mir
vorbeikommen. Sie haben mir nicht gesagt, dass Sie sich bis zur letzten Minute damit Zeit lassen wollen.«
    »Ich … ich musste meiner Schwester helfen und habe mein Handy verloren«, murmelte Christy und merkte, wie lahm ihre Worte klangen. »Können Sie denn gar nichts tun? Bitte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Miss Davies, es tut mir wirklich leid.« Das schien ehrlich gemeint, andererseits wirkte er entschlossen. »Sie sind natürlich herzlich willkommen, morgen bei der Auktion mitzubieten. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Name auf der Liste der Bieter steht.«
    Christy schüttelte den Kopf, noch bevor er zu Ende gesprochen hatte. »Das hat Ihre Nichte netterweise schon getan. Aber Ihr Anfangsgebot war meine einzige Chance.« Dieses Gefühl, dass sich ihr letzter Hoffnungsschimmer in Luft auflöste, war mehr, als sie ertragen konnte. Als hätte es dieser ganze Tag nur darauf angelegt, sie zu fertigzumachen.
    »Mehr kann ich leider nicht tun, Christy.«
    »Sind Sie sicher?« Sie bettelte geradezu. »Wissen Sie, ich kann es mir auf keinen Fall leisten … und ich … hatte es mir so gewünscht.«
    »Tut mir leid«, wiederholte er. »Aber jede andere Entscheidung wäre nicht seriös. Ich werde noch einmal überprüfen, ob Brigitte Ihren Namen wirklich auf die Liste gesetzt hat.« Er legte die Hand auf Christys Schulter. »Wer weiß, vielleicht gewinnen Sie heute Abend im Lotto.«
    Seufzend drückte sich Christy vom Stuhl hoch. Sie war erledigt. Einen Moment lang wünschte sie, ihre Mutter käme herein und würde sich für sie einsetzen - oder sie
zumindest fest in die Arme nehmen, damit sie endlich aufgeben und wie ein kleines Kind weinen konnte.
    Aber sie wusste, was ihre Mutter jetzt tun würde. Mom würde sie an ihre guten Manieren erinnern. Christy rang sich ein schwaches Lächeln ab und sah Mr Simpson an. »Vielen Dank für alles, was Sie für mich getan haben«, sagte sie und reichte ihm die Hand.
    Er ergriff die Hand. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Miss Davies - und es tut mir wirklich leid, dass ich nicht mehr für Sie tun kann.«
    Christy ließ den Kopf hängen. Sie brachte kein Wort heraus. Sie hatte alles verloren. Sie hatte das Apartment verloren, von dem sie geträumt hatte, seit sie es das erste Mal gesehen hatte - das Apartment, in dessen Nähe sie gespielt hatte, als sie noch ein Kind und das Apartmenthaus ein leerstehendes Lagerhaus gewesen war. Das Apartment, in dem sie für den Rest ihres Lebens hatte wohnen wollen.
    Fast genauso weh tat es, dass sie, um es zu bekommen,

Weitere Kostenlose Bücher