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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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sie vor.
    Er biss die Zähne zusammen, als hätte er sich in Dornen verfangen. »Ich mag keine Pflanzen entlang dem Fundament.« Sie setzte sich auf ihrem Stuhl zurecht und versuchte es anders. »Ich weiß, aber Stockrosen sind eigentlich architektonische Pflanzen. Große Pflanzen geben einem Garten Struktur , wie schöne Skulpturen. Gertrude Jekyll verwendet sie oft.« Er erwiderte nichts darauf. Sie wusste, was er wollte. Einfache, heimische Pflanzen. Von Anfang an hatte er verkündet, Taliesin solle aus einem Guss bestehen. Wälder, Felder, Obstgarten, Garten und Haus sollten ein einziges, nahtloses, fortlaufendes Gewebe bilden.
    »Es ist nicht, dass ich überall Sumach haben möchte«, sagte er, »aber – «
    »Aber das Einzelne ist Ausdruck des Ganzen. Ich weiß. Meinst du nicht, dass ich das nach all dieser Zeit verstehe?« »Es gilt, das Gesamtkonzept zu beachten.«
    »Habe ich keinen Geschmack? Ich habe dich einmal beauftragt, weißt du.«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    »Ich glaube, du hast einfach Angst, die Kontrolle abzugeben«, sagte sie.
    Er sah völlig geknickt drein. »Ich habe diesen Ort für dich gebaut, Mamah.«
    »Dann denke an deine Kundin, mein Lieber. Sie ist eineFrau, die den englischen Sommer gesehen hat. Ich verstehe nicht, warum wir nicht Blumen und Präriegräser haben können.« Mamah stand auf und umarmte ihn. »Muss denn alles genau richtig sein? Können wir nicht ein bisschen spielen? Kann ich nicht ein paar Fehler machen, während ich mir das alles ausdenke?«
    Er erlaubte sich ein Lächeln. »Kein Rosa. Und nicht zu viele ausländische Pflanzen, ja?«
    »Rot und Gelb wären fantastisch.«
    »Du bist die Gärtnerin«, sagte er und eilte davon in sein Studio.
    Mamah erwog die Pflanzungen unter sämtlichen Aspekten. Sie beobachtete das wechselnde Licht auf dem Hang, der zum Teezirkel führte. Sie brütete über den Katalogbeschreibungen und bemühte sich, gleichzeitig Blüten, Laub und Beeren der unterschiedlichsten Gewächse im Auge zu behalten. Während sie Franks Pläne für die Gesamtheit Taliesins studierte, fertigte sie von den Staudenbeeten und ihrem jahreszeitlichen Verlauf eigens Diagramme an und versuchte, ineinander übergehende Wellen aus Farbe zustande zu bringen. Sie fühlte sich so überwältigt, dass die Sache damit endete, dass sie sich für alte Favoriten entschied und noch ein paar Stauden hinzufügte, von denen sie nicht die geringste Ahnung hatte. Sie entschied sich für Phlox ›Coquelicot‹ – ein Dutzend –, denn die Blüten hatten die gleiche Farbe wie orangeroter Mohn; dann wählte sie drei Sorten wegen ihres Namens und ihrer Farben und hoffte, Fräulein G. von Lassburg werde aus General von Heutsze das Beste herausholen. Sie orderte zwanzig Rugosa-Rosen, zwanzig Pfeifensträucher, zehn Schneeball-Büsche mit tellergroßen, weiß gerüschten Blüten. Dazu eine Vielzahl an Blütenstauden, meist in Rot- und Orangetönen.
    Sie dachte, sie hätte zu viel bestellt, bis sie Franks Liste für den Obstgarten sah. Zweihundertfünfundachtzig Apfelbäume in zwölf Sorten, die vereinzelten Pflaumen- und Birnbäume, die dreihundert Stachelbeeren, die zweihundert Johannisbeersträucher und die Weinstöcke für den Weinberg gar nicht zu erwähnen. Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. »Hat ein betrunkener Seemann mit einer Vorliebe für Kuchen diesen Bestellschein ausgefüllt?«
    »Wir legen hier das Fundament«, sagte er. »Das Ziel lautet Selbstversorgung.« Seine Stimme klang ungeduldig. »Wie auch immer, Jensen bekommt diese Pflanzen billig. Es handelt sich nur um kleine Schößlinge, und wenn wir sie nicht jetzt pflanzen…«
    Er sah sich ihre Auswahl an und fügte der Liste noch zwanzig Sumachbäume hinzu.
    Eines Nachmittags Mitte Mai erwähnte Frank, dass die Pflanzen in ein oder zwei Tagen eintreffen würden. Er hatte zwei Lastwagen gemietet, die die Lieferung vom Bahnhof in Spring Green abholen sollten; zum Abladen würden sie zusätzliche Helfer benötigen.
    »Drüben in Barton Place haben sie zwei Jungen«, schlug Josiah vor.
    »Kennst du sie?«, fragte sie.
    »Nette Familie«, sagte Josiah. »Die Jungen werden bis nachmittags in der Schule sein. Aber ich würde sie jetzt herüberholen und mit dem Ausheben der Löcher anfangen.«
    »Wirst du das veranlassen?«
    »Ja, Ma’am.« Josiah ging in die Küche, um den Anruf zu tätigen.
    »Sag ihnen, ich komme morgen und hole die Jungen ab«, flüsterte sie, während er telefonierte.
    »Ich kann sie

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