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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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wir, ›Komm so schnell du kannst. Du wirst in Taliesin sofort gebraucht.‹«
    »In Ordnung, Mrs. Borthwick.« Seine Stimme klang geschäftsmäßig. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Nein, nein«, sagte Mamah zerstreut. Vielleicht maß sie der Sache zu viel Gewicht bei. Sie überlegte, ob sie das Telegramm noch einmal umformulieren sollte. »Nur ein paar seltsame Vorkommnisse. Ich habe hier ein Haus voller Männer. Wir sind in Sicherheit. Aber telegrafieren Sie ihm jetzt gleich, ja?«
    »Ja, Ma’am«, sagte er und legte auf.
    Frank würde das Telegramm gegen zwei Uhr erhalten, dachte sie, und wenn er den Nachmittagszug nähme, wäre er spätnachts zu Hause.
    Mamah sammelte sich und ging ins Wohnzimmer. Die Arbeiter kamen jetzt einer nach dem anderen ins Haus undgingen über den Flur in das Zimmer auf der Westseite, wo sie zu Mittag aßen. Mamah blickte in ihre Gesichter. In keinem konnte sie dieses Unbehagen erkennen, das sie selbst in Julians Gegenwart empfand. Sie zogen einander wie gewöhnlich auf.
    Unvermittelt tauchte Julian neben ihr auf, um sie zu ihrem Platz zu geleiten. Sie wollte das Mittagessen ohne eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Mann hinter sich bringen, und danach würde sie mit Billy sprechen. Sie würde ihn bitten, die Carltons in die Stadt zu fahren, sodass sie nicht mehr da wären, wenn sie von den Bartons zurückkämen. Da draußen sind sechs Männer, außerdem Ernest und der neue Zeichner, sprach sie sich selbst wieder Mut zu.
    »Ich finde meinen Platz allein«, sagte Mamah zu Julian. Sie ging durch das Familienesszimmer auf die durch ein Fliegengitter geschützte Veranda, wo bereits die Kinder saßen. Im Sommer war dort ihr liebster Essplatz. Als sie sich zu ihnen setzte, spürte sie einen leisen Lufthauch vom Fluss über den Teich heraufkommen. Mamah wischte sich mit der Serviette über die Stirn, ehe sie sie auf ihrem Schoß ausbreitete.
    Während sie auf das Essen warteten, versuchte sie, Martha und John den Dreschvorgang zu erklären. Wie waren die Keilriemen und Kupplungen und Flaschenzüge zu verstehen, die rauchspeienden Maschinen?
    »Das Korn wird von der Spreu getrennt«, sagte sie. »Sie schließen die Dreschmaschine an eine Dampfmaschine an – «
    Sie blickte auf und sah Julian durch das dunkle Esszimmer kommen, ein Tablett hoch in der einen Hand. Mit der anderen trug er etwas, das wie ein Eimer aussah. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Und jetzt? dachte sie und setzte ihre Brille auf. Als er auf die Veranda zuschritt, fiel das Licht auf sein Gesicht. Seine Augen waren weit aufgerissen undhatten den wilden Ausdruck eines erlegten Hirschs. Etwas – Urin? – hatte die Vorderseite seiner Hose durchnässt. Ihr ging schlagartig ein Licht auf. Sie hatte einen Wahnsinnigen vor sich.
    Ihr Herz hämmerte, als sie zusah, wie er stehen blieb, das Tablett absetzte und etwas hochhob. In diesem Augenblick wurde dieser Gegenstand sichtbar. Eine Dachdeckeraxt mit blitzender Klinge lag in der Hand des Mannes.
    »Lauft!«, schrie Mamah den Kindern zu. Draußen hörte sie ein Geräusch wie von einer zuknallenden Tür. Im selben Moment stiegen in einer Linie entlang der Verandamauern Flammen auf. Sie roch das Benzin und wusste Bescheid. Ihr Hals und ihr Brustkorb pochten, als eine Welle der Kraft in ihren Körper schoss.
    »Lauft!« schrie sie. John sprang auf die Füße. Sie sah, wie Martha aufsprang, als Rauch durch das Fliegengitter quoll. Julian stürzte auf sie zu, und sein nur teilweise geknöpftes weißes Jackett hing halb an seinem Körper herab. »Hure!«, rief er.
    Mamah war jetzt auf den Beinen, eingeklemmt zwischen Tisch und Stuhl. »Aufhören!« Ihr Schrei erhob sich über das Knistern des brennenden Holzes.
    Julian war jetzt über ihr. Packte sie am Hals. Seine Hände stanken nach Benzin. »Hure!«, brüllte er mit dem Blick eines Wahnsinnigen. »Hure!«
    Mamah packte den Arm, der die Axt schwang. Ihr Oberkörper schwang vor und zurück, als sie sich bemühte, ihn zu Fall zu bringen. Sein Körper war wie aus Eisen, und er schüttelte sie ab. Sie fiel auf ihren Stuhl zurück. Benzin aus dem Eimer troff über ihren Kopf.
    »Stirb!«, brüllte er. »Verbrenne!«
    Seine beiden Hände lagen um die Axt, und er schwang sie in einem Bogen hoch über seinen Kopf. John umklammertedas Bein des Mannes und versuchte, ihn zu Boden zu zerren. Mamah sprang wieder auf und streckte den rechten Arm aus, um ihren Sohn zu schützen. Über sich sah sie die Schneide, die geschliffene Kante

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