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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck
Autoren: Nancy Horan
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Wright?«
    »Sie arbeiten für Mr. Wright und natürlich für mich. Aber im Garten müssen Sie Davids Anweisungen befolgen. Und im Stall ist Tom der Boss. Sie werden einen Weg finden müssen, Frieden zu schließen. Wir können nicht zulassen, dass die Leute sich ständig streiten. Ich werde mit Emil sprechen.« Auf Julians Gesicht zeigte sich ein zufriedenes Lächeln. »Sehr wohl, Madam«, sagte er.
    Am Donnerstagnachmittag ging Mamah mit den Kindern in den Stall, um nach dem Fohlen zu sehen. Wie gewöhnlich kauerten sie sich in dem dämmrigen Stallgang zwischen dieBoxen und schauten durch das Gatter zu dem Fohlen hinein. Am anderen Ende des Gangs brach ein Tumult aus.
    »Sattle ihn!« Das war Emils Stimme. In dem dämmrigen Licht sah sie ihn neben einem Pferd stehen. Auf der anderen Seite des Tiers konnte sie nur Julians Beine erkennen. »Ich arbeite nicht für dich, weißer Mann.« Julians Stimme zitterte vor Wut.
    »Ich sagte, sattle ihn, du schwarzer Hurensohn!«
    »Ich sattle ihn«, schrie Julian, »und schicke dich und dein verdammtes Pferd geradewegs in die Hölle.«
    Mamah hielt den Atem an, denn sie war sich sicher, dass die beiden Männer gleich aufeinander losgehen würden. Martha lehnte sich an sie und hielt sich die Ohren zu. Als Julian auf dem Absatz kehrtmachte und hinausrannte, packte Mamah die Kinder, während Emil sein Pferd bestieg und davonritt.
    Später begegnete Mamah dem wutschnaubenden Emil im Studio, wo er Herb erzählte, was sich im Stall zugetragen hatte.
    »Er ist nicht ganz richtig im Kopf«, sagte Emil zu ihr. »Macht aus einer Mücke einen Elefanten. Droht den Leuten. David hat Angst vor ihm, seit er hierhergekommen ist.«
    »Ich habe gerade mit David gesprochen, es ist noch keinen Tag her. Er sagte mit keinem Wort, dass er Angst vor ihm hat.«
    »Noch bevor ich Carlton zum ersten Mal begegnet bin, sagte David zu mir, ich solle ihm aus dem Weg gehen. Sagte, er sei ein jähzorniger, hitzköpfiger Teufel. Nun« – Emil holte tief Luft – »und das ist er auch.«
    Draußen im Hof wurde das von Billy Weston bestätigt. »Er ist schlau und tut höflich, aber er hat eine böse Seite. Er kommt mit keinem der Männer zurecht.«
    Mamah ging ins Schlafzimmer und setzte sich an den Schreibtisch,um ihre Gedanken zu sammeln. Nach kurzer Zeit hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie würde die Carltons entlassen müssen.
    Die ganze Angelegenheit war ein Jammer. Gertrude war eine so hervorragende Köchin, wie Mamah nur je einer begegnet war, und eine freundliche Frau außerdem. Selbst Julian war ein idealer Diener. Er hatte so gutartig gewirkt, bevor dies alles begonnen hatte. Allerdings war er erst seit wenigen Wochen da, kaum lange genug, um einen Menschen zu kennen. Julian war jähzornig, ein Charakterzug, der bei den Vogelsangs offenbar nicht zum Vorschein gekommen war, als er bei ihnen gearbeitet hatte. Sie machte sich keine Illusionen darüber, seine Persönlichkeit verändern zu können.
    Dennoch konnte es für Gertrude und Julian nicht leicht gewesen sein, irgendwo hinzukommen, wo sie sich an so viele Menschen gewöhnen mussten. Mamah erinnerte sich an ihre ersten Monate in Taliesin. Wie musste es sich für einen völlig Außenstehenden anfühlen, einen Farbigen obendrein, sich inmitten all dieser Männer wiederzufinden? Sie schalt sich selbst, dass sie so naiv gewesen war, anzunehmen, ein Dutzend Menschen könnten ohne Reibungen zusammenleben. Es kam einem Wunder verdammt nahe, dass es nicht schon früher zu Konflikten gekommen war.
    So bunt zusammengewürfelt die Menschen in Taliesin waren, bildeten sie dennoch eine echte Gemeinschaft. Zwischen den Männern bestanden starke Bindungen. Für sie waren sie ihre Familie. Sie wusste Bescheid über ihre Verlobten und Frauen und Kinder, über ihre Sorgen. Ein paar von ihnen waren auf dem Höhepunkt des Skandals da gewesen. Sie würde niemals vergessen, wie sie vorgetreten waren, um sie zu beschützen, als der Verdacht bestand, ein Aufgebot der Bürgerwehr sei auf dem Weg nach Taliesin. Zwischen ihnen gab es keine Streitereien, Mamah war nieetwas dergleichen aufgefallen, und sie meinte, sie recht klar als die zu sehen, die sie waren. Es hatte seine Zeit gedauert, doch die Männer hatten sie in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Sie akzeptierten, dass sie der Boss war, wenn Frank nicht da war. Erst gestern war Emil mit einer Frage wegen eines Entwurfs zu ihr gekommen und Billy mit einer, die den Bau betraf. Es war ihr gelungen, beiden Anweisungen zu
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