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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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eine schwebende schwarze Linie, die verschwamm und auf sie zusauste.
    Mamah stolperte rückwärts und fiel zusammengekrümmt zu Boden. Blut lief ihr in die Augen. In ihren Ohren erklang über das Dröhnen hinweg Johns Stimme, die weinend nach ihr rief. Sie kroch darauf zu.
Kapitel 52
    »Komm runter, John, du kannst nicht beides zugleich tun.« Frank Lloyd Wright steht in der Bar von Midway Gardens und schaut zu seinem zweitältesten Sohn hinauf, der auf dem Gerüst kniet. Der junge Mann isst mit der einen Hand ein Sandwich, und mit der anderen malt er die Kreise des neuen Wandgemäldes aus.
    »Sieht man die Umrisslinien gut genug, um es zu erkennen?«, fragt John.
    »Ich erkenne es«, sagt Frank und lehnt sich gegen den glasverkleideten Zigarrenstand. »Dieser Entwurf ist der richtige.« Frank ist erleichtert, dass das frühere, halb fertige Gemälde übermalt wird. Es hat ihn verrückt gemacht mit seinen in griechische Gewänder gehüllten Gestalten, die so ganz im Widerspruch zum übrigen Teil der Gardens standen, und mit seiner absurden Übergröße. Er hat ein neues Wandgemälde entworfen, aus sich überschneidenden Kreisen, die aussehen wie schwebende Blasen oder Luftballons. Leicht. Luftig. Abstrakt. Festlich.
    Frank ist hungrig. Er benötigt ein Bad. Sie beide. Er und Johnhaben zwei Nächte in Midway Gardens auf einem Haufen Sägespäne geschlafen, den sie mit einer Plane abgedeckt haben.
    Das Geld ist komplett aufgebraucht. Jeder auf diesem Bau arbeitet auf Kredit. Das Wandgemälde ist eines der letzten Dinge, die sie ohne neues Kapital fertigstellen können. Ed Waller kann nicht verstehen, warum Frank ein gelungenes Wandgemälde von einem der besten Künstler der Stadt übermalen möchte. Doch Waller hat mittlerweile begriffen, dass er Frank nicht von seinen Ideen abbringen kann, wie ihm das bei anderen gelingt. Für Waller steht ohnehin zu viel auf dem Spiel, als dass er sich wegen eines Gemäldes Gedanken machen könnte. Die Gläubiger brüllen auf ihn ein. Die Sache muss laufen. Ob das Bild gemalt wird oder nicht.
    In Franks Erinnerung wird die Eröffnungsnacht der Gardens zum hundertsten Mal wieder in vollem Glanz lebendig. Rache ist süß. Er sieht Harriet Moores Gesicht vor sich, als sie ihren Blick aufwärts über die Balkone und über die vielen Menschen in glitzernden Abendkleidern schweifen lässt, die sich zu der Musik des Orchesters wiegen.
    »Ausgezeichnet«, war das Wort, das sie gebraucht hatte. »Das hebt die Architektur Chicagos auf eine neue Ebene.« Nachdem die gefürchtete Kunstkritikerin weitergegangen war, hatte Mamah sich mit einem schelmischen Lächeln an Frank gewandt. »Eine Fliege weniger zu erschlagen«, hatte sie gesagt.
    »Telefon, Mr. Wright.« Ein Angestellter aus Wallers Büro reißt Frank aus seiner Träumerei.
    Er sieht zu John hinauf. »Komm herunter, Sohn, und iss anständig dein Mittagessen.«
    Frank und Wallers Assistent durchqueren den Wintergarten und gehen dann die Treppe in das Büro im Souterrain hinab.
    »Hier Wright«, sagt er in den Hörer.
    »Frank«, sagt eine Stimme.
    Sie klingt wie die seines Freundes Frank Roth aus Madison. Warum ruft er hier an?
    Frank lacht. »Sag mal, alter Kumpel! Wie geht es dir?«
    Sein Freund zögert. »Frank«, setzt er von Neuem an. »Hat dich jemand angerufen? Dein Haus steht in Brand.«
    »Was? Was ist los?«
    »Etwas Schreckliches…«
    »Wo ist Mamah? War jemand im Haus?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe es nur gerade von einem Freund erfahren, der bei der Zeitung arbeitet. Hast du kein Telegramm bekommen?«
    »Nein! Ist es schlimm?«
    »Ich glaube, es ist groß.«
    »Ich bin so schnell dort, wie ich kann.«
    Frank legt auf und ruft Mamah an. Er wartet, bekommt aber nur ein Klicken zu hören, nicht einmal die Vermittlung. Er wirft den Hörer hin und läuft durch das Gebäude. Als er bei John ankommt, fällt ihm das Atmen schwer.
    »Was ist los?«, ruft ihm sein Sohn zu.
    Frank packt mit den Händen einen Tisch und stöhnt. »Taliesin brennt.«
    Sie rufen ein Taxi zum Bahnhof Union Street und rasen zum Bahnsteig 5, demselben Bahnsteig, den er immer benutzt, wenn er nach Spring Green zurückfährt. Aber es ist beinahe zwei Uhr nachmittags.
    »Das hier ist ein Lokalzug«, teilt ihnen ein Schaffner mit. »Ahhh«, schreit Frank auf. »Gibt es keinen anderen?«
    »Nein, Sir.«
    Frank kennt diesen Zug. Er hat den Lokalzug schon früher genommen und ihm abgeschworen. Er hält an jeder verdammtenEiche zwischen Chicago und Madison. Es

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