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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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den Achseln.
    »Das ergibt doch keinen Sinn, Scott. Eric Wu hat mir die Rippen gebrochen, weil er wissen wollte, woher ich dieses Foto habe. Er hat das Verhör unterbrochen, weil er einen unerwarteten Anruf gekriegt hat. Danach hat er uns ohne zu zögern in den Wagen verfrachtet. Nichts davon war geplant.«
    »Perlmutter hat das gerade erst erfahren. Kann sein, dass sie jetzt ihre Meinung ändern.«
    »Und überhaupt! Wo ist eigentlich Larue?«
    »Scheint niemand zu wissen. Sie suchen ihn.«
    Grace sank in ihre Kissen zurück. Ihre Glieder waren schwer wie Blei. Tränen traten in ihre Augen. »Wie schlimm steht es um Jack?«

    »Schlimm.«
    »Kommt er durch?«
    »Können sie noch nicht sagen.«
    »Lassen Sie nicht zu, dass die mich anlügen.«
    »Keine Angst, Grace. Aber versuchen Sie erst mal zu schlafen, okay?«

    Draußen im Korridor telefonierte Perlmutter mit dem Captain der Polizei von Armonk, Anthony Dellapelle. Seine Leute durchkämmten noch immer das Heim von Beatrice Smith.
    »Wir haben gerade den Keller untersucht«, sagte Dellapelle. »Da unten wurde jemand gefangen gehalten.«
    »Jack Lawson. Soviel wissen wir schon.«
    Dellapelle sagte einen Moment lang nichts. »Vielleicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Hängen noch immer Handschellen an einem Abflussrohr.«
    »Wu hat Lawson rausgeholt. Und die Handschellen vermutlich zurückgelassen.«
    »Könnte sein. Außerdem sind da Blutspuren – nicht viel, aber sie sind ziemlich frisch.«
    »Lawson hat etliche Schnittwunden.«
    Am anderen Ende war es wieder still.
    »Was ist los?«, fragte Perlmutter.
    »Wo sind Sie gerade, Stu?«
    »Valley Hospital.«
    »Wie lange brauchen Sie, um her zu kommen?«
    »Fünfzehn Minuten. Mit Sirene«, antwortete Perlmutter. »Warum?«
    »Wir sind da drunten auf was gestoßen«, antwortete Dellapelle. »Etwas, das Sie sich vielleicht selbst ansehen sollten.«

    Gegen Mitternacht quälte sich Grace aus dem Bett und ging den Korridor entlang. Die Kinder waren kurz zu Besuch gewesen. Grace hatte darauf bestanden, sie nicht im Bett liegend zu empfangen. Scott Duncan hatte ihr Kleidung besorgt – einen Adidas-Trainingsanzug. Sie wollte die Kinder nicht unnötig erschrecken und ließ sich eine Spritze gegen die unerträglichen Schmerzen geben. Sie wahrte tapfer die Fassung bis zu dem Augenblick, als Emma ihr Gedichtheft herauszog. Da begannen plötzlich die Tränen zu fließen.
    Alles hatte seine Grenzen.
    Die Kinder verbrachten die Nacht in ihren eigenen Betten. Cora war bei ihnen, übernachtete in Jacks und Graces Schlafzimmer. Coras Tochter, Vickie, schlief im Zimmer neben Emma. Perlmutter hatte ihnen über Nacht eine Polizistin zugeteilt, die im Haus blieb. Grace war dankbar dafür.
    Im Krankenhaus war es jetzt dunkel. Grace hielt sich nur mit Mühe auf den Beinen. Der Weg schien kein Ende zu nehmen. Die unmenschlichen Schmerzen meldeten sich zurück. Ihr Knie fühlte sich an wie Pudding mit Glasscherben.
    Im Korridor war alles ruhig. Grace wusste, wohin sie wollte. Man würde versuchen, sie aufzuhalten, da war sie sicher, doch das würde sie nicht zulassen. Ihr Entschluss stand fest.
    »Grace?«
    Sie wandte sich zu der Frauenstimme um, auf alles gefasst. Doch Kampfbereitschaft war nicht gefragt. Grace erkannte die Frau vom Spielplatz. »Sie müssen Charlaine Swain sein.«
    Die Frau nickte. Sie gingen aufeinander zu, eine vom Blick der anderen gefangen. Sie teilten etwas, das keine von beiden so recht in Worte fassen konnte.
    »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen bedanken«, begann Grace.
    »Beruht auf Gegenseitigkeit«, erwiderte Charlaine. »Sie haben ihn getötet. Der Albtraum ist vorbei.«

    »Wie geht es Ihrem Mann?«, fragte Grace.
    »Er wird wieder gesund.«
    Grace nickte.
    »Wie ich höre, ist Ihrer noch nicht über den Berg«, sagte Charlaine. Über Plattitüden waren beide Frauen längst hinweg. Grace war für die Offenheit dankbar.
    »Er liegt im Koma.«
    »Sind Sie schon bei ihm gewesen?«
    »Ich bin gerade auf dem Weg.«
    »Heimlich?«
    »Ja.«
    Charlaine nickte. »Kommen Sie, ich helfe Ihnen.«
    Grace stützte sich auf Charlaine Swain. Die Frau war kräftig. Der Korridor war leer. Von fern hörten sie das Klappern von Absätzen auf dem Fliesenboden. Es brannte nur eine Notbeleuchtung. Sie kamen an einer verwaisten Schwesternstation vorbei und stiegen in den Aufzug. Jack lag im dritten Stock auf der Intensivstation. Dass Charlaine Swain an ihrer Seite war, kam Grace seltsamerweise normal, ja logisch vor.
    Die

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