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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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war, dann kann hier niemand abgehoben haben. Nicht um diese Zeit. Er kann nur auf den Anrufbeantworter gesprochen haben.«
    »Hast du den heute abgehört?«
    »Natürlich. Keine Nachricht von Jack.«
    Grace überlegte. »Wann hast du das letzte Mal mit Jack gesprochen?«
    »Das ist lange her.«
    »Wie lange?«
    Ihr Blick schweifte ab. »Wir haben uns nicht mehr gesehen, seit er damals nach Europa gegangen ist.«
    »Das ist fünfzehn Jahre her.«
    Sandra Koval trank einen Schluck.
    »Woher kannte er dann deine Telefonnummer?«

    Keine Antwort.
    »Sandra?«
    »Ihr lebt in Kasselton, North End Avenue 221. Habt zwei Nummern. Eine Telefon- und eine Faxnummer.« Sandra kannte beide Zahlenkombinationen auswendig.
    Die beiden Frauen sahen sich an. »Aber du hast nie bei uns angerufen?«
    »Nie.«
    Die Freisprechanlage quiekte. »Sandra?«
    »Ja?«
    »Hester erwartet dich in ihrem Büro.«
    »Bin schon unterwegs.« Sandra Koval riss sich von Graces Blick los. »Ich muss jetzt gehen.«
    »Warum hat Jack versucht, dich anzurufen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er steckt in Schwierigkeiten.«
    »Das sagst du.«
    »Er ist verschwunden.«
    »Nicht zum ersten Mal, Grace.«
    Im Raum schien es plötzlich enger geworden zu sein. »Was ist zwischen dir und Jack vorgefallen?«
    »Steht mir nicht zu, darüber zu sprechen.«
    »Das ist doch wohl das Letzte!«
    Sandra rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. »Du sagst, er sei verschwunden?«
    »Ja.«
    »Und Jack hat nicht angerufen?«
    »Doch, das hat er.«
    Sie schien verwirrt. »Und was hat er gesagt?«
    »Er brauche etwas Abstand. Aber das war nicht wörtlich gemeint. Es war ein Code.«
    Sandra zog eine Grimasse. Grace zückte das Foto und legte es auf den Tisch. Die Luft im Raum wurde knapp. Sandra Koval
senkte den Blick, und Grace merkte, wie sie innerlich zusammenzuckte.
    »Was zum Teufel soll das hier?«
    »Schon komisch«, bemerkte Grace.
    »Was ist komisch?«
    »Das waren genau Jacks Worte, als er das Foto gesehen hat.«
    Sandra starrte noch immer auf das Foto.
    »Das ist er doch, oder? Der in der Mitte mit dem Bart?«, fragte Grace.
    »Ich weiß nicht.«
    »Natürlich weißt du es. Wer ist die Blondine neben ihm?«
    Grace ließ die Vergrößerung der jungen Frau auf den Tisch flattern. Sandra Koval sah auf. »Woher hast du die?«
    »Aus dem Fotoladen.« Grace klärte sie auf. Sandra Kovals Miene verdüsterte sich. Sie glaubte ihr nicht. »Ist das Jack? Ja oder nein?«
    »Kann ich nicht sagen. Habe ihn nie mit Bart gesehen.«
    »Warum wollte er dich anrufen? Unmittelbar nachdem er dieses Foto gesehen hatte?«
    »Keine Ahnung, Grace.«
    »Du lügst.«
    Sandra Koval stützte die Hände auf den Tisch und erhob sich. »Ich muss in eine Besprechung.«
    »Was ist mit Jack passiert?«
    »Warum bist du so sicher, dass er dich nicht einfach verlassen hat?«
    »Wir sind verheiratet. Wir haben zwei Kinder. Du hast eine Nichte und einen Neffen, Sandra.«
    »Und ich hatte einen Bruder«, konterte sie. »Vielleicht kennen wir ihn beide nicht besonders gut.«
    »Liebst du deinen Bruder?«
    Sandra stand mit hängenden Schultern einfach nur da. »Lassen wir das, Grace.«

    »Das kann ich nicht.«
    Sandra schüttelte den Kopf und wandte sich zur Tür.
    »Ich finde ihn«, sagte Grace.
    »Verlass dich lieber nicht drauf.«
    Dann war sie gegangen.

10
    Okay, dachte Charlaine. Kümmere dich um deinen eigenen Kram.
    Sie zog die Vorhänge zu und streifte wieder Jeans und Pullover über. Das Babydoll wanderte zurück in die unterste Schublade ihrer Kommode. Aus irgendeinem Grund nahm sie sich Zeit, es sorgfältig zu falten. Als wenn Freddy merken würde, wenn es zerknittert war.
    Sie nahm eine Flasche Mineralwasser und gab etwas Multivitaminsaft ihres Sohnes dazu. Charlaine setzte sich auf einen Hocker an ihren Küchenblock aus Marmor. Starrte in ihr Glas. Mit dem Finger malte sie Kreise auf die beschlagene Glaswand. Sie starrte auf die nagelneue Kühlkombination mit der Türfront aus rostfreiem Stahl. Nichts klebte an der Tür – keine Kinderbilder, keine Familienfotos, keine Fingerabdrücke, nicht einmal Magneten. Auf ihrem alten gelben Westinghaus-Kühlschrank war die ganze Front mit solchen Dingen gepflastert gewesen. Es hatte Leben und Farbe in die Küche gebracht. Die neue Küche, die sie sich so sehnlich gewünscht hatte, war steril und kalt.
    Wer war der Asiate am Steuer von Freddys Wagen?
    Nicht, dass sie Freddy hinterherspionierte. Aber er bekam sehr selten Besuch. Tatsächlich konnte sie sich

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