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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Geisteszustand eines jungen Menschen, wenn ständig diese zornigen, harten Rhythmen in seinen Ohren vibrierten? Akustische Ausgrenzung, Einsamkeit hinter einer Mauer aus Rhythmen und, um Elton John zu zitieren, Unentrinnbarkeit. Nicht ein Geräusch des Lebens, das um ihn herum tobte, drang bis zu ihm durch. Nicht der geringste Gesprächsfetzen. Ein künstlicher Soundtrack zum Film des eigenen Lebens.
    Das konnte nicht gesund sein.
    Josh senkte den Kopf noch tiefer, tat, als sähe er sie nicht. Grace ließ ihn nicht aus den Augen, während sie auf ihn zugingen. Er war so jung. Er sah bemitleidenswert einsam aus, wie er so dasaß. Sie dachte an seine Hoffnungen und Träume, und dass er aussah, als sei ihm ein Lebensweg voller Enttäuschungen bereits vorherbestimmt. Sie dachte an Joshs Mutter, wie sehr sie sich bemüht haben und welche Sorgen sie sich machen musste. Sie dachte an ihren eigenen Sohn, ihren kleinen Max, und was sie tun würde, wenn er je auf diese Weise abzurutschen drohte.
    Grace und Scott Duncan blieben vor Joshs Tisch stehen. Er nahm noch einen Bissen und hob dann langsam den Blick. Die Musik, die aus seinen Kopfhörern drang, war so laut, dass Grace sogar den Text verstehen konnte. Es schien um Schlampen und Nutten zu gehen. Scott Duncan übernahm die Regie. Sie ließ es zu.
    »Erkennen Sie die Dame hier?«, fragte Scott.
    Josh zuckte die Schultern. Er stellte die Musik leiser.

    »Nehmen Sie die Dinger runter!«, befahl Duncan. »Sofort!«
    Er gehorchte, ließ sich dabei jedoch Zeit.
    »Ich habe gefragt, ob Sie die Dame hier erkennen.«
    Josh sah in Graces Richtung. »Ja, schätze schon.«
    »Woher kennen Sie sie?«
    »Von der Arbeit.«
    »Sie arbeiten im Fotolabor. Richtig?«
    »Ja.«
    »Und Mrs. Lawson ist eine Kundin?«
    »Hab ich doch gesagt.«
    »Erinnern Sie sich, wann sie das letzte Mal im Laden gewesen ist?«
    »Nein.«
    »Denken Sie nach!«
    Er zuckte die Achseln.
    »Wie wär’s mit vor zwei Tagen? Könnte das sein?«
    Erneutes Schulterzucken. »Könnte sein.«
    Scott Duncan hielt den Umschlag des Labors in der Hand. »Sie haben diesen Film entwickelt. Stimmt’s?«
    »Wenn Sie’s sagen.«
    »Nein, ich frage Sie. Sehen Sie sich den Umschlag an.«
    Er tat es. Grace schwieg. Josh hatte Duncan nicht gefragt, wie er hieß. Er hatte nicht gefragt, was sie von ihm wollten. Das machte sie stutzig.
    »Ja, den Film hab ich entwickelt.«
    Duncan zog das Foto heraus, auf dem seine Schwester zu sehen war. Er legte es auf den Tisch. »Haben Sie das Foto in Mrs. Lawsons Umschlag gesteckt?«
    »Nein«, sagte Josh.
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    Grace wartete einen Moment. Sie wusste, dass er log. Dann ergriff sie zum ersten Mal das Wort. »Woher wollen Sie das wissen?«
    Beide sahen sie an. »Wie meinen?«, fragte Josh.
    »Wie entwickeln Sie die Filme?«
    »Was heißt wie?«, fragte er noch einmal.
    »Sie legen die Filmrolle in die Maschine ein«, fuhr Grace fort. »Die Fotos kommen in einem Stapel raus. Dann stecken Sie den Stapel in den Umschlag. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Sehen Sie sich jedes Foto an, das Sie entwickeln?«
    Er schwieg. Er sah sich beinahe Hilfe suchend um.
    »Ich habe Sie bei der Arbeit beobachtet«, sagte Grace. »Sie lesen Ihre Zeitschriften. Sie hören Ihre Musik. Sie überprüfen nicht jedes Foto. Ich frage Sie daher, Josh, woher wollen Sie wissen, welche Fotos in diesem Stapel waren?«
    Josh sah zu Scott Duncan. Von dort konnte er keine Hilfe erwarten. Er wandte sich wieder an sie. »Ist komisch. Mehr weiß ich nicht.«
    Grace wartete.
    »Das Foto sieht uralt aus. Hat dasselbe Format, aber das ist kein Kodak-Papier. Das wollte ich damit sagen. Hab es noch nie zuvor gesehen.« Josh war mit sich zufrieden. Seine Augen leuchteten auf, erwärmten sich für seine Lüge. »Genau. Ich dachte, dass er’s so gemeint hat. Als er sagte, ob ich’s reingesteckt hätte. Ob ich’s schon mal gesehen hätte.«
    Grace sah ihn einfach nur an.
    »Hören Sie. Ich habe keine Ahnung, was durch die Maschine läuft. Aber den Abzug habe ich noch nie gesehen. Mehr weiß ich nicht, okay?«
    »Josh?«
    Das war Scott Duncan. Josh wandte sich ihm zu.
    »Der Abzug ist in Mrs. Lawsons Fotostapel gelandet. Haben Sie eine Ahnung, wie das passiert sein könnte?«
    »Vielleicht hat sie das Foto selbst aufgenommen.«
    »Hat sie nicht«, widersprach Duncan.

    Josh zuckte erneut ausgiebig mit den Schultern. Er musste kräftige Schultern haben von dem häufigen Gezucke.
    »Erzählen Sie mal, wie das

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