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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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dran«, sagte Bosch. »Den Letzten durfte ich machen. Diesen Schlauberger, den wir aus der Bar Marmount geholt haben.«
    »Ich weiß, ich weiß«, brummte Edgar. »Genau, was mir vor dem Abendessen noch gefehlt hat.«
    Bosch fuhr auf einen der Parkplätze direkt am Eingang, die für Fahrzeuge mit Häftlingen reserviert waren. Der Officer an der Tür kam auf das Auto zu.
    Bosch erinnerte sich an Julia Brashers Klage, Erbrochenes von den Rücksitzen der Streifenwagen putzen zu müssen. Fast war es, als stieße sie ihn wieder in die Rippen und brächte ihn trotz der Schmerzen zum Grinsen.

39
    Sheila Delacroix kam an die Tür des Hauses, in dem sie und ihr Bruder gelebt hatten, in dem aber nur einer von ihnen groß geworden war. Sie trug schwarze Leggins und ein langes T-Shirt, das ihr fast bis auf die Knie reichte. Sie hatte sich abgeschminkt, und Bosch merkte zum ersten Mal, dass sie ein hübsches Gesicht hatte, wenn es nicht unter Schminke und Puder versteckt war. Sie machte große Augen, als sie Bosch und Edgar erkannte.
    »Detectives? Ich habe nicht mit Ihnen gerechnet.«
    Sie machte keine Anstalten, sie nach drinnen zu bitten.
    »Sheila«, sagte Bosch, »es ist uns gelungen, die sterblichen Überreste aus dem Laurel Canyon als die Ihres Bruders Arthur zu identifizieren. Es tut uns Leid, Ihnen diese Nachricht überbringen zu müssen. Könnten wir ein paar Minuten reinkommen?«
    Sie nahm die Nachricht mit einem Nicken auf und lehnte sich nur kurz gegen den Türrahmen. Bosch fragte sich, ob sie das Haus jetzt aufgeben würde, wo keine Aussicht mehr bestand, dass Arthur zurückkam.
    Sie machte einen Schritt zur Seite und winkte sie nach drinnen.
    »Bitte.« Im Wohnzimmer forderte sie Bosch und Edgar mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen.
    Jeder nahm denselben Platz ein wie beim letzten Mal. Bosch sah, dass die Schachtel mit Fotos, die sie damals geholt hatte, noch auf dem Couchtisch stand. Inzwischen waren die Fotos in der Schachtel ordentlich aufgereiht. Sheila bemerkte seinen Blick.
    »Ich habe sie ein bisschen geordnet. Das hatte ich mir sowieso schon lange vorgenommen.«
    Bosch nickte. Er wartete, bis sie sich gesetzt hatte, bevor er als Letzter Platz nahm. Er hatte auf der Fahrt hierher mit Edgar besprochen, wie sie weiter verfahren sollten. Sheila Delacroix würde beim Prozess eine wichtige Rolle spielen. Sie hatten das Geständnis ihres Vaters und die Knochen als Beweise. Aber es war ihre Geschichte, die alles zusammenfügen würde. Sie waren darauf angewiesen, dass sie erzählte, wie es gewesen war, im Hause Delacroix aufzuwachsen.
    »Und, ähm, da ist noch etwas, Sheila. Wir wollten es Ihnen lieber selbst sagen, bevor Sie es in den Nachrichten sehen. Ihr Vater wurde heute Abend des Mordes an Arthur beschuldigt.«
    »O Gott, nein.«
    Sie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Sie ballte die Hände zu Fäusten und presste sie fest an ihren Mund. Sie schloss die Augen, und ihr Haar fiel nach vorn und half, ihr Gesicht zu verbergen.
    »Er befindet sich bis zu seiner offiziellen Anklageerhebung und Kautionsverhandlung morgen früh im Parker Center in Haft. So, wie die Sache aussieht – in Anbetracht der Verhältnisse, unter denen er lebt, meine ich –, kann ich mir nicht vorstellen, dass er eine Kaution in der Höhe wird stellen können, wie sie morgen festgesetzt werden dürfte.«
    Sie öffnete die Augen.
    »Das muss ein Missverständnis sein. Was ist mit diesem Mann, dem Mann, der ganz in der Nähe gewohnt hat? Er hat doch Selbstmord begangen, er muss es gewesen sein.«
    »Das glauben wir nicht, Sheila.«
    »So etwas kann mein Vater unmöglich getan haben.«
    »Er hat es sogar gestanden«, sagte Edgar leise.
    Sie richtete sich auf, und Bosch sah die aufrichtige Überraschung in ihrer Miene. Und das überraschte ihn. Er dachte, insgeheim hätte sie ihren Vater schon die ganze Zeit im Verdacht gehabt.
    »Er hat uns erzählt, er hätte mit einem Baseballschläger auf ihn eingeschlagen, weil er die Schule geschwänzt hatte«, sagte Bosch. »Ihr Vater sagte, er hätte damals getrunken, und er hätte die Beherrschung verloren und zu fest zugeschlagen. Seinen Aussagen zufolge war es ein Unfall.«
    Sheila Delacroix starrte ihn unverwandt an, während sie das alles zu verdauen versuchte.
    »Dann hat er die Leiche Ihres Bruders in den Kofferraum des Autos gelegt. Er hat uns erzählt, dass sie die ganze Zeit im Kofferraum lag, als Sie beide an diesem Abend durch die Stadt fuhren, um nach ihm zu

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