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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ist meine Aufgabe?«
    »Das habe ich Ihnen doch gerade gesagt. Sie melden sich –«
    »Nein, ich meine, was mache ich bei der RHD? Was ist dort mein Aufgabenbereich?«
    »Das werden Sie am Morgen des Fünfzehnten von Ihrem neuen Vorgesetzten erfahren. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann, Detective Bosch. Sie haben Ihre Anweisungen erhalten. Ein schönes Wochenende.«
    Er legte auf, und aus dem Lautsprecher kam das Freizeichen.
    Bosch sah Billets an.
    »Was meinen Sie? Soll das ein Witz sein?«
    »Wenn ja, ist es ein guter. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Aber erst vor drei Tagen hat mir Irving nahegelegt, in Pension zu gehen. Und dann geht er her und versetzt mich nach Downtown?«
    »Wer weiß, vielleicht will er Ihnen nur besser auf die Finger schauen können. Das Parker Center heißt nicht umsonst das Glashaus, Harry. Seien Sie lieber vorsichtig.«
    Bosch nickte.
    »Andrerseits«, fuhr sie fort, »ist uns natürlich beiden klar, dass Sie dorthin gehören. Sie hätten nie von dort versetzt werden sollen. Vielleicht schließt sich der Kreis jetzt einfach. Wie auch immer, Sie werden uns fehlen. Sie werden mir fehlen, Harry. Sie leisten gute Arbeit.«
    Bosch nickte zum Dank. Er wollte schon gehen, sah dann aber noch einmal zu ihr auf und grinste.
    »Sie werden es nicht glauben, vor allem nicht nach dem, was gerade passiert ist, aber wir nehmen uns Trent noch mal vor. Das Skateboard. Die Spurensicherung hat eine Verbindung zu dem Jungen entdeckt.«
    Billets warf den Kopf zurück und lachte schallend los, laut genug, um die Aufmerksamkeit des ganzen Bereitschaftsraums auf sich zu lenken.
    »Also, wenn Irving das hört«, sagte sie, »überlegt er sich die Sache schnell noch mal anders und versetzt sie in die Southeast Division.«
    Damit spielte sie auf ein von Gangs wimmelndes Revier am anderen Ende der Stadt an. Eine Dienststelle, die Freeway-Therapie in Reinform wäre.
    »Das würde mich nicht im Geringsten wundern«, sagte Bosch.
    Billets’ Lächeln verflog, und sie wurde wieder ernst. Sie fragte Bosch nach der letzten Wendung, die der Fall genommen hatte, und hörte aufmerksam zu, als er ihr erklärte, dass er ein umfassendes Profil des toten Filmrequisiteurs erstellen wollte.
    »Wissen Sie was?«, sagte sie, als er fertig war. »Ich nehme Sie beide aus der Rotation. Es hat keinen Sinn, Ihnen einen neuen Fall zu geben, wenn Sie sowieso zur RHD gehen. Außerdem genehmige ich Wochenendüberstunden. Nehmen Sie sich also Trent vor, und zwar gründlich, und halten Sie mich auf dem Laufenden. Sie haben vier Tage, Harry. Lassen Sie uns den nicht auf dem Tisch zurück, wenn Sie gehen.«
    Bosch nickte und verließ das Büro. Auf dem Weg zu seinem Schreibtisch war ihm klar, dass aller Augen im Bereitschaftsraum auf ihn gerichtet waren. Er ließ sich nichts anmerken. Er setzte sich an seinen Platz und hielt den Blick gesenkt.
    »Und?«, zischte Edgar schließlich. »Wo kommst du hin?«
    »Zur RHD.«
    »Zur RHD?«
    Er hatte es praktisch geschrieen. Jetzt wussten es alle im Bereitschaftsraum. Bosch spürte, wie er rot wurde. Alle anderen starrten ihn jetzt an.
    »Also echt«, sagte Edgar. »Erst Kiz und jetzt du. Und was ist mit mir, bin ich vielleicht ein Stück Scheiße oder was?«

48
    In der Stereoanlage lief »Kind of Blue«. Bosch hatte es sich mit einer Flasche Bier in der Hand und mit geschlossenen Augen im Fernsehsessel bequem gemacht. Es war ein verwirrender Tag am Ende einer verwirrenden Woche gewesen. Jetzt wollte er nur noch die Musik durch sich hindurchströmen lassen und sein Inneres ausräumen. Er war sicher, dass er bereits hatte, was er suchte. Es kam nur noch darauf an, die Dinge zu ordnen und die unwichtigen Dinge, die ihm die Sicht verstellten, loszuwerden.
    Er und Edgar hatten bis sieben gearbeitet, bevor sie beschlossen hatten, früh Schluss zu machen. Edgar hatte sich nicht mehr konzentrieren können. Die Nachricht von Boschs Versetzung hatte ihn stärker betroffen als Bosch. Edgar betrachtete es als persönliche Beleidigung, dass er nicht zur RHD versetzt worden war. Bosch versuchte ihn zwar zu trösten, indem er ihm versicherte, er käme da in eine wahre Schlangengrube, aber es half nichts. Schließlich machte Bosch dem Ganzen ein Ende und sagte seinem Partner, er solle nach Hause fahren, sich einen ordentlichen Schluck genehmigen und mal richtig ausschlafen. Sie würden das Wochenende durcharbeiten, um Informationen über Trent zusammenzutragen.
    Jetzt war es Bosch, der sich einen Schluck genehmigte

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