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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Ein menschlicher Körper verwest wesentlich schneller als Leinwand. Wenn Sie also vom Rucksack oder seinem Inhalt Identifikationshilfen erhalten, wird daraus ein Fehler, den der Täter gemacht hat. Also auch hier wieder schlechte Planung neben guter Planung. Sie sind kluge Detectives, deshalb denke ich, Sie werden für das alles eine Erklärung finden.«
    Sie lächelte Bosch an, dann zog sie wieder ihr Klemmbrett zu Rate und hob die oberste Seite an, um darunter zu sehen.
    »Das war’s, glaube ich. Über alles andere haben wir bereits oben an der Fundstelle gesprochen. Bis heute Abend werden wir mit dem Hauptgrab fertig sein. Morgen werden wir aus den anderen Rastern Proben entnehmen. Aber bis morgen dürfte die Sache erledigt sein. Wie gesagt, wir werden nicht alles kriegen, aber wir dürften genug kriegen, um zu tun, was wir tun müssen.«
    Plötzlich erinnerte sich Bosch an die Frage, die Victor Frizbe im Verpflegungswagen dem Kadetten gestellt hatte, und merkte, dass der Journalist weiter gedacht hatte als er.
    »Proben? Glauben Sie denn, da oben ist mehr als eine Leiche vergraben?« Kohl schüttelte den Kopf.
    »Dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Aber wir sollten es trotzdem überprüfen. Wir machen Stichproben, versenken ein paar Gassonden. Reine Routine. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch – vor allem angesichts der geringen Tiefe des Grabs –, dass es sich um einen Einzelfall handelt, aber wir sollten uns trotzdem Gewissheit verschaffen. So weit das eben möglich ist.«
    Bosch nickte. Er war froh, dass er sein Sandwich schon fast ganz gegessen hatte, denn plötzlich hatte er keinen Hunger mehr. Die Aussicht, Ermittlungen über mehrere Opfer anzustellen, war nicht gerade ermutigend. Er sah die anderen am Tisch an.
    »Das bleibt bitte unter uns. Ich habe bereits einen Journalisten erwischt, der nach einem Serienmörder rumgeschnüffelt hat. Wir wollen hier keine Medienhysterie. Selbst wenn Sie ihnen erzählen, dass das, was wir hier machen, eine reine Routinemaßnahme ist, um alle Eventualitäten abzudecken, wäre das nur Wasser auf ihre Mühlen. Ist das klar?«
    Alle nickten, einschließlich Brasher. Bosch wollte gerade noch etwas sagen, als vom Toilettenwagen, den die Männer von Special Services auf der anderen Seite des Wendekreises aufgestellt hatten, ein lautes Klopfen ertönte. Jemand war in einem der telefonzellengroßen Klos und schlug gegen die dünne Aluminiumwand. Nach einer Weile konnte Bosch außer dem blechernen Scheppern auch eine Frauenstimme hören. Er erkannte sie und sprang vom Tisch auf.
    Bosch rannte über den Wendekreis und die Stufen des Toilettenwagens hinauf. Er hatte rasch festgestellt, aus welchem Abteil das Klopfen kam, und eilte auf seine Tür zu. In dem Bügel – mit dem die Tür beim Transport von außen gesichert wurde – steckte ein Hühnerknochen.
    »Auge nblick«, rief Bosch. »Ich mache sofort auf.«
    Er versuchte, den Knochen herauszuziehen, aber der war so fettig, dass er ihn nicht richtig zu fassen bekam. Das Klopfen und Schreien ging weiter. Bosch sah sich nach einem Werkzeug um, konnte aber nichts Passendes entdecken. Schließlich nahm er seine Pistole aus dem Holster, vergewisserte sich, dass sie gesichert war, und hämmerte, den Lauf immer nach unten gerichtet, den Knochen mit dem Griff aus dem Bügel.
    Als der Knochen endlich herausflutschte, steckte er die Waffe weg und öffnete den Verschluss. Die Tür flog auf und Teresa Corazon stürmte heraus und stieß ihn fast um. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, hielt er sich an ihr fest, aber sie stieß ihn aufgebracht von sich.
    »Das warst du!«
    »Was? Nein, das war ich nicht! Ich war die ganze Zeit da drüben –«
    »Ich will wissen, wer das war!«
    Bosch senkte die Stimme. Er wusste, dass wahrscheinlich jeder im Lager sie beobachtete. Und die Journalisten auch.
    »Jetzt beruhige dich doch wieder, Teresa. Es war nur ein dummer Streich, ja? Wer das getan hat, wollte sich nur einen Spaß machen. Ich weiß, dass du keine engen Räume magst, aber das hat der Betreffende nicht gewusst. Da wollte nur jemand die angespannte Atmosphäre hier ein bisschen auflockern, und da hat es eben zufällig dich –«
    »Das ist, weil sie neidisch sind, nur deshalb.«
    »Was?«
    »Auf das, was ich bin, was ich erreicht habe.«
    Bosch war baff.
    »Wenn du meinst.«
    Sie wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber abrupt um und kam wieder auf ihn zu.
    »Ich gehe. Bist du jetzt glücklich?«
    Bosch schüttelte den

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