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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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in der Nähe der Hollywood Washateria.«
    An die genaue Adresse der Waschanlage konnte er sich nicht erinnern, aber das machte nichts. Jeder Streifenpolizist wusste, wo sie war. Er schaltete das Funkgerät auf den Hauptkanal der Polizei und forderte für einen verletzten Officer einen Notarzt an. Er hatte keine Ahnung, was er in die Augen bekommen hatte. Sie fühlten sich allmählich besser an, aber er wollte nicht riskieren, einen bleibenden Schaden davonzutragen.
    Zum Schluss schaltete er auf den taktischen Kanal zurück und erkundigte sich nach den anderen Standorten. Nur Edgar meldete sich.
    »In der hinteren Ecke war ein Loch. Durch das ist er in die Durchfahrt dahinter entkommen. Er ist in einem dieser Wohnblöcke im Norden der Waschanlage.«
    »Wo sind die anderen?«
    Edgars Antwort wurde gestört. Er bewegte sich in ein Funkloch.
    »Sie sind hinten … ausgeschwärmt. Ich glaube … Tiefgarage. Mit dir … Ordnung, Harry?«
    »Ich werde es überleben. Verstärkung ist unterwegs.«
    Er wusste nicht, ob Edgar das gehört hatte. Er steckte das Funkgerät ein und rannte in die Ecke, in der sich die Öffnung befand, durch die Stokes entkommen war. Hinter einer Zweierpalette mit 55-Gallonen-Kanistern voll flüssiger Seife war ein Loch in der Betonmauer. Es sah so aus, als wäre von der anderen Seite ein Auto gegen die Wand gefahren. Ob dahinter Absicht gestanden hatte oder nicht, ließ sich nicht sagen. Jedenfalls dürfte jeder von der Polizei Gesuchte, der in der Waschanlage arbeitete, von diesem Schlupfloch gewusst haben.
    Als Bosch sich duckte und hindurchschlüpfte, verfing er sich mit seinem Jackett kurz an einem rostigen Stück Stahlarmierung, das aus dem Beton hervorstand. Auf der anderen Seite befand sich eine Durchfahrt, die über die Länge eines Häuserblocks zwischen zwei Reihen von Mietshäusern verlief.
    Der Streifenwagen stand vierzig Meter weiter schräg auf der Straße. Er war leer, beide Türen offen. Aus dem Funkgerät im Armaturenbrett konnte Bosch die Geräusche des Hauptkanals hören. Weiter hinten, am Ende des Blocks, stand der Wagen von Eyman und Leiby quer in der Durchfahrt.
    Bosch hielt aufmerksam nach irgendetwas Verdächtigem Ausschau, als er auf den Streifenwagen zurannte. Als er ihn erreichte, holte er das Funkgerät wieder heraus und versuchte auf dem taktischen Kanal jemand zu erreichen. Niemand meldete sich.
    Er sah, der Streifenwagen stand vor einer Rampe, die in die Tiefgarage des größten Wohnblocks hinabführte. Bosch konnte sich erinnern, dass Autodiebstahl ein Punkt in Stokes Vorstrafenregister gewesen war, und plötzlich war ihm klar, dass Stokes sein Heil in der Tiefgarage suchen würde. Sein einziger Ausweg war, sich ein Auto zu beschaffen.
    Bosch tappte die Rampe in das Dunkel hinab.
    Die Tiefgarage war riesig und schien den gleichen Grundriss zu haben wie das Gebäude darüber. Es gab drei Parkreihen und eine Rampe, die zu einem weiteren Geschoss hinabführte. Bosch sah niemand. Das einzige Geräusch, das er hörte, war das Tropfen von den Leitungen an der Decke. Als er die mittlere Fahrspur entlangging, zog er zum ersten Mal seine Pistole. Stokes hatte bereits eine Spraydose in eine Waffe umfunktioniert. Es ließ sich nicht vorhersagen, was er in der Tiefgarage alles finden würde, das sich ebenfalls als Waffe benutzen ließe.
    Bosch hielt an jedem der wenigen Fahrzeuge in der Tiefgarage – vermutlich waren alle Hausbewohner bei der Arbeit – nach Spuren Ausschau, die darauf hindeuteten, dass es aufgebrochen wor den war. Er entdeckte nichts. Gerade als er das Funkgerät an seinen Mund hob, hörte er aus dem tiefer liegenden Geschoss das Geräusch rascher Schritte heraufdringen. Er rannte auf die Rampe zu und stieg sie, so leise ihm dies mit seinen Gummisohlen möglich war, hinunter.
    Auf dem unteren Parkdeck war es noch dunkler, weil weniger natürliches Licht seinen Weg dorthin fand. Als das Gefälle ins Flache überging, hatten sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt. Er sah niemand, aber die Rampe verdeckte ihm die Sicht auf eine Hälfte der Tiefgarage. Als er um die Rampe herumging, hörte er plötzlich von ganz hinten eine hohe, angespannte Stimme kommen. Es war die von Brasher.
    »He, Sie da! Sie da! Keine Bewegung!«
    Dem Geräusch folgend, drückte sich Bosch mit erhobener Waffe an der Seite der Rampe entlang. Bei der Ausbildung hatte er gelernt, sich bemerkbar zu machen und Kollegen auf seine Anwesenheit hinzuweisen. Aber er wusste, wenn Brasher allein mit

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