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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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heißt, dass sie Ihnen die Sache nicht trotzdem anhängen können. Es gibt jede Menge Leute, die wegen Mordes verurteilt worden sind, obwohl keine Leiche gefunden wurde.«
    »Danke für die Ermutigung.«
    »Das ist nicht mein Job. Mein Job besteht darin, Ihnen den Arsch zu retten oder dafür zu sorgen, dass ein möglichst mildes Urteil für Sie herausspringt.«
    Plötzlich kam mir ein Gedanke.
    »Das Grab kam mir gleich seltsam vor«, sagte ich. »Mir ist bloß nicht gleich eingefallen, warum.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Mr Harwood?«
    »Es war gar kein richtiges Grab, sondern sah aus, als wäre Leanne Kowalski in aller Eile verscharrt worden. Und noch dazu direkt an einer Schotterstraße. Zugegeben, die Straße ist nicht besonders befahren. Aber trotzdem hätte ihr Mörder die Leiche nur ein paar Meter weiter in den Wald schleppen müssen. So wäre er jedenfalls nicht Gefahr gelaufen, dass das Grab entdeckt wird.«
    »Sie meinen also, das Grab sollte gefunden werden«, sagte Natalie.
    »Ja. Da stimmt doch was nicht.«
    »Kommen Sie morgen um elf in mein Büro«, meinte sie. »Und vergessen Sie Ihr Scheckbuch nicht.«
    »Okay«, erwiderte ich. Bis zum Haus meiner Eltern waren es gerade noch zwei Straßen.
    »Und gegenüber der Polizei verweigern Sie künftig die Aussage. Sie äußern sich zu nichts mehr, solange ich nicht dabei bin.«
    »Verstanden«, sagte ich, bevor ich in die Straße meiner Eltern einbog.
    Vor dem Haus hatte sich ein kleiner Medienzirkus eingefunden.
    Zwei Ü-Wagen. Mehrere andere Autos. Reporter und Fotografen, die das Haus belagerten.
    Scheiße.
    »Dasselbe gilt im Übrigen für die Presse«, sagte Natalie Bondurant.
    »Ich tue, was ich kann«, sagte ich und beendete das Gespräch.
    Wenn sich so viele Reporter vor dem Haus meiner Eltern aufhielten, konnte ich davon ausgehen, dass auch mein eigenes Haus unter Beobachtung stand. Einer der Ü-Wagen blockierte die Einfahrt, also parkte ich auf der anderen Straßenseite.
    Eine Begegnung mit der Presse war unvermeidbar. Ich wollte mit meinen Eltern sprechen und vor allem meinen Sohn sehen.
    Ich stieg aus dem Auto und überquerte die Straße. Fast sofort ertönten Rufe, Kameras wurden auf mich gerichtet, und ein paar junge, mit Notizblöcken und Digitalrecordern bewaffnete Typen rannten auf mich zu. Aus einem alten roten Honda Civic stieg Samantha Henry; sie warf mir einen halb gequälten, halb entschuldigenden Blick zu, während sie auf mich zukam. Ich mache doch bloß meinen Job , sollte das wohl heißen.
    Die Fragen der Reporter prasselten auf mich ein, während sie mich umringten.
    »Mr Harwood, gibt es Neuigkeiten über den Verbleib Ihrer Frau?«
    »Mr Harwood, wissen Sie, was mit Ihrer Frau geschehen ist?«
    »Warum gelten Sie als Tatverdächtiger, Mr Harwood?«
    »Haben Sie Ihre Frau getötet, Mr Harwood?«
    Ich widerstand meinem Impuls, mich einfach durch den Pulk zu drängen und ins Haus zu stürmen. Ich hatte Natalie Bondurants Ratschlag nicht vergessen, doch ich hatte lange genug als Reporter gearbeitet, um zu wissen, welchen Eindruck ich erwecken würde, wenn ich mich fluchtartig entfernte. Also blieb ich stehen und hob die Hände, um der Meute zu zeigen, dass ich bereit war, auf ihre Fragen zu antworten.
    »Lassen Sie mich einfach zu Wort kommen«, sagte ich, während sich die Kameramänner in Position brachten. Ich atmete tief durch, um mich zu sammeln und meine Gedanken zu ordnen, ehe ich weitersprach. »Meine Frau Jan ist am Freitag während eines Ausflugs in den Five-Mountains-Park spurlos verschwunden. Ich tue alles, um sie zu finden, und bete, dass ihr nichts zugestoßen ist. Wenn du das hier sehen solltest, Schatz, bitte ruf mich sofort an. Wir lieben dich, Jan, und du fehlst uns so sehr. Ethan fragt dauernd, wo du bist. Wir können alles klären, was immer auch passiert sein mag. Und nicht zuletzt möchte ich alle Zuschauer bitten, sich umgehend mit der Polizei in Verbindung zu setzen, falls jemand Jan gesehen haben sollte oder etwas über ihren Aufenthaltsort weiß. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass meine Frau wieder nach Hause kommt.«
    Eine Reporterin – eine junge Frau mit modischer Frisur – hielt mir ihr Mikro unter die Nase. »Der Polizei gegenüber haben Sie ausgesagt, Ihre Frau nicht getötet zu haben. Warum? Gelten Sie offiziell als tatverdächtig?«
    »Weil es die Wahrheit ist.« Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, während ich einen kurzen Blick zum Haus hinüberwarf und sah, wie meine

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