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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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wandte mich abrupt zu ihm. »Ob ich das merkwürdig finde? Soll ich Ihnen mal die merkwürdigen Dinge aufzählen, die mein Leben in den letzten achtundvierzig Stunden in ein einziges Chaos verwandelt haben? Wie wär’s damit? Meine Frau verschwindet spurlos. Ein Fremder versucht, meinen Sohn zu entführen. Ich finde die Geburtsurkunde meiner Frau, die aber zufällig einem Mädchen gehört, das mit sechs Jahren gestorben ist. Meine Frau heißt also offenbar gar nicht Jan, und zu allem Überfluss erzählt sie dem Burschen in dem Laden, dass sie nicht weiß, warum ich mit ihr zum Lake George gefahren bin. Warum hat sie das getan? Warum hat sie gelogen? Warum hatte sie keine Eintrittskarte für das Five Mountains? Wieso hat sie behauptet, sie wäre wegen ihrer Depressionen bei Dr. Samuels gewesen, obwohl offensichtlich kein Wort davon wahr war? Und Sie fragen mich, ob ich es merkwürdig finde, dass Sie Leanne Kowalskis Leiche hier oben gefunden haben? Wollen Sie mich verarschen?«
    Duckworth nickte nachdenklich. Schließlich sagte er: »Apropos merkwürdig. Wir haben Ihren Wagen unter die Lupe genommen und dabei Haare und Blutspuren im Kofferraum gefunden. Ach ja, und eine zerknüllte Quittung für eine Rolle Klebeband im Handschuhfach. Was sagen Sie dazu, hmm?«
    Eben noch hatte ich auf ihn eingeredet wie ein Wasserfall. Jetzt brachte ich kein Wort mehr heraus.
    »Tja, es wird ein Weilchen dauern, bis wir die Ergebnisse des DNA -Tests haben«, fuhr er fort. »Aber wir können uns die Mühe auch sparen. Vorausgesetzt, dass Sie uns endlich reinen Wein einschenken.«
    Ich musste nicht lange nachdenken. Ohne juristischen Beistand würde ich verdammt alt aussehen.
    Auf der Rückfahrt vom Lake George rief ich Natalie Bondurant an, die Anwältin, mit der mein Vater bereits gesprochen hatte. Nachdem ich mich kurz vorgestellt und sie sich offiziell bereit erklärt hatte, mich juristisch zu vertreten, sagte ich: »Mittlerweile gibt es allerdings neue Entwicklungen. Und zwar eine ganze Menge.«
    »Erzählen Sie«, sagte sie.
    »Leanne Kowalski, die Arbeitskollegin meiner Frau, ist heute tot aufgefunden worden. Ganz in der Nähe des Orts, wo ich am Freitagnachmittag mit Jan war.«
    »Ein gefundenes Fressen für die Cops«, sagte sie.
    »Kann man wohl sagen«, gab ich zurück.
    »Und? Wird die Polizei eine zweite Leiche finden, Mr Harwood? Die Leiche Ihrer Frau, um genau zu sein?«
    »O Gott, hoffentlich nicht«, sagte ich.
    »Weil Sie dann hinter Schloss und Riegel wandern? Oder weil Sie immer noch hoffen, dass Ihre Frau wieder nach Hause kommt?«
    Sie nahm wahrhaftig kein Blatt vor den Mund.
    »Letzteres«, erwiderte ich. »Außerdem behauptet Detective Duckworth, seine Leute hätten Haare und Blutspuren im Kofferraum meines Autos sowie eine Quittung für eine Rolle Klebeband im Handschuhfach gefunden.«
    »Vielleicht will er Sie bloß aus der Reserve locken. Können Sie sich das Ganze erklären?«
    »Absolut nicht«, sagte ich. »Na ja, Haare können immer irgendwie in einen Kofferraum geraten, oder? Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, woher das Blut kommt. Und Klebeband habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gekauft.«
    »Passt alles ziemlich gut zusammen«, sagte Natalie Bondurant.
    »Was meinen Sie?«
    »Für mich sieht es so aus, als wollte Ihnen jemand etwas anhängen.«
    Sie ließ mich alles noch einmal von vorn durchgehen. Ich versuchte, ihr die Fakten so einfach und transparent zu schildern, als würde ich eine Story über die Verwicklungen schreiben. Ich erzählte ihr von meinem Ausflug nach Pittsford und davon, dass Jan offenbar nicht diejenige war, für die sie sich all die Jahre ausgegeben hatte.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, was dahinterstecken könnte?«
    »Nein. Ich habe Detective Duckworth gefragt, ob Jan vielleicht im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms eine neue Identität erhalten hat, aber ich glaube, er hat das nicht ernst genommen. Was aber kein Wunder ist, nachdem auch niemand bezeugen konnte, dass Jan unter Depressionen gelitten hat.«
    Die Anwältin schwieg einen Moment. »Sie stecken bis zum Hals in der Scheiße«, sagte sie dann.
    »Na wunderbar.«
    »Trotzdem hat die Polizei nicht viel in der Hand«, fuhr sie fort. »Sie haben Leanne Kowalskis Leiche gefunden, aber nicht die Ihrer Frau. Damit sind wir schon mal halbwegs auf der sicheren Seite. Nicht nur, weil damit immer noch Hoffnung besteht, dass Ihre Frau noch am Leben ist, sondern auch, weil die Cops keine Beweise haben. Was nicht

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