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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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für einen echten Schleimbeutel hielt.
    »Nein, nein, darum geht’s nicht«, wiegelte er ab. »In der Chefetage fürchtet man, deine Probleme mit der Polizei könnten deine journalistische Kompetenz beeinträchtigen.«
    »Ach ja? Seit wann geht es hier denn um journalistische Integrität? Heißt das, ihr habt unsere Außenreporter in Indien gefeuert, um wieder Leute mit Fachkompetenz ins Rathaus zu schicken?«
    »Du liebe Güte, Dave, warum musst du bloß immer so ein Stinkstiefel sein?«
    »Komm, Brian, raus damit. Warst du das?«
    »Was?«
    »Hast du meine E-Mails ausspioniert?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Ach, vergiss es. Selbst wenn du es warst, hast du bloß Madelines Handlanger gespielt.«
    »Ehrlich, David, ich verstehe kein Wort.«
    »Apropos Beurlaubung – kriege ich mein Gehalt weiter oder nicht?«
    Brian wich meinem Blick aus. »Wir müssen sparen, Dave. Der Standard kann es sich momentan nicht leisten, Mitarbeiter fürs Nichtstun zu bezahlen.«
    »Ich habe noch drei Wochen Jahresurlaub übrig«, sagte ich. »Die könnte ich doch nehmen und weiter mein Gehalt beziehen, okay? Und wenn meine Probleme nach diesen drei Wochen immer noch bestehen, könnt ihr mich ohne weitere Bezüge beurlauben.«
    Brian überlegte. »Ich berede das mal.«
    Mit Madeline, meinte er.
    »Danke«, sagte ich. »Oder soll ich sie gleich selbst fragen?«
    »Wovon redest du?«
    Ich stand auf und ging zur Tür. »Bis später, Brian.«
    Auf dem Weg aus dem Redaktionsraum ging ich an den Postfächern vorbei und nahm meine Post mit, darunter auch meine Gehaltsabrechnung. Ich fragte mich, ob es meine letzte sein mochte. Ich steckte die Umschläge in meine Jackentasche und machte mich auf zum Büro der Herausgeberin.
    Wie immer saß Shannon, Madelines Sekretärin, im Vorzimmer.
    »Oh, David«, sagte sie. »Es tut mir so leid, dass …« Sie hielt inne. Ja, was denn nun?, dachte ich. Tat es ihr leid, dass meine Frau spurlos verschwunden war? Dass mir die Cops die Hölle heißmachten? Oder dass mir Madeline unter die Arme greifen wollte, indem sie mich von ihrer Gehaltsliste strich?
    Ich marschierte einfach an ihr vorbei, ohne auf ihre Proteste zu achten, und öffnete die Tür zu Madelines holzvertäfeltem Büro.
    Madeline saß hinter ihrem ausladenden Schreibtisch, hatte den Blick auf irgendwelche Unterlagen gerichtet und telefonierte. Sie blinzelte nicht mal, als sie den Kopf hob und mich sah.
    »Mir kommt gerade eine Kleinigkeit dazwischen«, sagte sie in den Hörer. »Shannon kann uns gleich noch mal verbinden.« Sie legte auf und lächelte kühl. »Hallo, David.«
    »Ich wollte mich nur kurz für deine Unterstützung bedanken«, sagte ich. »Wirklich großherzig von dir.«
    »Setz dich doch.«
    »Danke, ich stehe lieber«, sagte ich. »Brian hat mir vor ein paar Minuten unterbreitet, dass ich beurlaubt bin.«
    »Ich fühle durchaus mit dir.« Madeline lehnte sich in ihrem Ledersessel zurück. »Immer vorausgesetzt, dass du tatsächlich nichts mit dem Verschwinden deiner Frau zu tun hast.«
    »Habe ich nicht«, gab ich zurück. »Aber du scheinst mir ja nicht zu glauben.«
    »Doch, David.«
    Damit hatte ich nicht gerechnet.
    »Ich habe mich umgehört«, sagte Madeline. »Ich kenne ein paar Leute im Polizeipräsidium. Du bist weit mehr als ein Zeuge. Du stehst unter Mordverdacht. Sie glauben, dass deine Frau nicht mehr lebt und dass du sie umgebracht hast. Und deshalb fühle ich doppelt mit dir. Erstens, weil Jan vielleicht wirklich etwas zugestoßen ist, und zweitens, weil es mich anwidert, was für eine Hexenjagd auf dich veranstaltet wird. Ich glaube dich zu kennen, David. Ich habe dich immer für einen anständigen Kerl gehalten. Manchmal bist du vielleicht ein bisschen selbstgerecht und zuweilen idealistischer, als es dir guttut, aber trotzdem hast du das Herz am rechten Fleck.« Sie musterte mich eindringlich. »Nein, David, ich würde nie annehmen, dass du Jan etwas angetan hast, was immer auch geschehen sein mag.«
    Nun setzte ich mich doch, während ich mich fragte, ob sie das ehrlich gemeint hatte oder nur mit mir spielte.
    »Trotzdem kannst du im Moment nicht mehr als Reporter für uns arbeiten. Du kannst keine Stories schreiben, wenn du selbst Teil einer Story bist.«
    »Ich habe Brian gefragt, ob ich den Rest meines Jahresurlaubs nehmen kann.«
    Sie nickte. »Gute Idee. Ja, natürlich, tu das.«
    »Ich muss dich noch etwas fragen«, sagte ich. »Und ich möchte eine ehrliche Antwort.«
    Sie

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