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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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sagte Natalie Bondurant. »Entweder versucht Sie jemand zum Sündenbock zu machen, oder Sie haben Ihre Frau umgebracht.«
    »Ich habe meine Frau nicht getötet«, sagte ich. »Bis jetzt ist nicht mal klar, ob ihr überhaupt irgendetwas passiert ist.«
    »Doch, es ist etwas passiert«, widersprach Natalie. »Ihre Frau ist verschwunden. Mag sein, dass sie noch lebt, aber irgendetwas stimmt nicht.«
    Ich erzählte meiner Anwältin alles, was ich wusste; alles, was sich in den letzten Wochen ereignet hatte – inklusive meiner Zusammenstöße mit Elmont Sebastian.
    Natalie lehnte sich in ihrem Schreibtischsessel zurück. Es sah aus, als würde sie an die Zimmerdecke starren, doch sie hielt die Augen geschlossen.
    »Das ist mir zu weit hergeholt«, sagte sie schließlich.
    »Warum?«
    »Also, Ihrer Theorie zufolge versucht Sebastian Sie hinzuhängen. Sie glauben, er hat alles so arrangiert, dass alle Indizien auf Sie deuten und …«
    »Und Sie meinen, diese Mühen würde er nicht auf sich nehmen, um einen unliebsamen Journalisten mundtot zu machen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das meinte ich nicht. Es ist einfach nicht sein Stil. Soweit ich Sie verstehe, geht Elmont Sebastian viel direkter vor. Erst hat er versucht, Sie mit seinem Jobangebot zu bestechen. Als Sie das abgelehnt haben, hat er die Daumenschrauben angezogen. Er hat Ihnen mehr oder minder unverhohlen gedroht. Und keinen Zweifel daran gelassen, dass Ihrem Sohn etwas zustoßen könnte, wenn Sie nicht mitspielen.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Ich glaube, es gibt eine viel offensichtlichere Antwort«, sagte sie.
    »Welche?«
    Natalie Bondurant öffnete die Augen und beugte sich vor. »Gehen wir noch mal ein paar Einzelheiten durch«, sagte sie, die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt. »Da wäre zum Beispiel die Sache mit den Eintrittskarten für den Five-Mountains-Park.«
    »Und?«
    »Ein Erwachsener, ein Kind.«
    »Ja.«
    »Die Stimmungsschwankungen. Niemand außer Ihnen hat etwas von den Depressionen Ihrer Frau bemerkt. Sie hat behauptet, Dr. Samuels aufgesucht zu haben, aber nie einen Termin wahrgenommen.«
    »Ja.«
    »Nach Ihrer Rückkehr vom Lake George hat sie niemand mehr zu Gesicht bekommen. Als Sie Ihren Sohn bei Ihren Eltern abgeholt haben, ist sie im Auto geblieben. Und dem Ladenbesitzer am Lake George hat sie offenbar eine frei erfundene Geschichte erzählt.«
    »Ich kapiere es immer noch nicht.«
    Natalie ignorierte meinen Einwurf. »Detective Duckworth hat Sie nicht belogen. Die Polizei hat tatsächlich Blutspuren und Haare in Ihrem Wagen gefunden, ebenso wie eine Quittung für eine Rolle Klebeband im Handschuhfach. Und Klebeband ist häufig erste Wahl, wenn man jemanden entführen will.«
    »Ich habe nirgends Klebeband gekauft«, sagte ich.
    »Dann hat es jemand für Sie getan«, sagte Natalie trocken. »Außerdem haben die Cops gecheckt, welche Websites Sie in letzter Zeit im Internet besucht haben – mit interessantem Ergebnis.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was meinen Sie?«
    »Eine ganze Reihe von Seiten, denen man entnehmen kann, wie man am besten eine Leiche loswird.«
    »Schwachsinn. Woher wollen Sie das wissen?«
    »Von Detective Duckworth. Ich habe vor einer halben Stunde mit ihm gesprochen.«
    »Das ist doch komplett verrückt«, gab ich zurück. »Ich war noch nie im Leben auf solchen Websites.«
    »Mir passt das alles zu gut zusammen. Was ich Duckworth auch gesagt habe. Dass alles nach einem abgekarteten Spiel aussieht.«
    »Wie? Und darauf ist er angesprungen?«
    »Überhaupt nicht. Den Cops kann es gar nicht eindeutig genug sein. Tja, und dazu kommt noch die Lebensversicherung, die Sie kürzlich für Ihre Frau abgeschlossen haben.«
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Duckworth hat seine Hausaufgaben gemacht, das ist alles. Warum haben Sie diese Lebensversicherung abgeschlossen?«
    »Das war Jans Idee. Sie meinte, es wäre nur vernünftig, und ich fand das auch.«
    Natalie nickte. »Jans Idee«, wiederholte sie.
    »Was?«
    »Sie kapieren es nicht, stimmt’s?«
    »Wovon reden Sie? Dass ich bis zum Hals in der Scheiße stecke? Das habe ich längst kapiert. Und dass es idiotisch war, mich der Presse zu stellen, ist mir inzwischen auch klar.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie gut kennen Sie Ihre Frau, David?«
    »In- und auswendig. Ich lebe seit über fünf Jahren mit ihr zusammen.«
    »Und trotzdem kennen Sie nicht mal ihren richtigen Namen. Jan Richler heißt sie jedenfalls nicht. Jan Richler ist gestorben, als sie sechs Jahre alt

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