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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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war.«
    »Dafür gibt es sicher eine Erklärung.«
    »Garantiert. Aber wie können Sie behaupten, Sie würden Ihre Frau in- und auswendig kennen, wenn Sie nicht mal ihren richtigen Namen wissen?«
    Die Frage hing sekundenlang unbeantwortet im Raum.
    »Vielleicht musste sie eine neue Identität annehmen«, sagte ich schließlich. »Es wäre doch möglich, dass sie gegen das organisierte Verbrechen ausgesagt hat.«
    »Die Zeugenschutzprogramm-Theorie«, sagte sie. »Über die Sie auch schon mit Duckworth gesprochen haben.«
    Ich nickte. »Obwohl er mir wahrscheinlich kein Wort davon abgekauft hat. Erst recht nicht, nachdem niemand bestätigen konnte, dass Jan an Depressionen litt.«
    »Dann hat er sich wohl kaum mit dem FBI in Verbindung gesetzt.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie erklären Sie sich, dass außer Ihnen niemand etwas von den Stimmungsschwankungen Ihrer Frau bemerkt hat?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat sie den anderen etwas vorgespielt.«
    »Nicht vielleicht doch eher Ihnen?«, gab Natalie zurück. »Wir sprechen hier schließlich von einer Frau, die Ihnen in einem Zeitraum von mehr als fünf Jahren nie offenbart hat, wer sie wirklich ist.«
    Darauf hatte ich keine Antwort.
    »Was, wenn sie Ihre sogenannte Depression nur vorgetäuscht, alles nur für Sie inszeniert hat?«
    Ich schwieg. »Fahren Sie fort«, sagte ich dann.
    »Okay, zäumen wir das Pferd mal andersherum auf. Vergessen Sie das FBI und Ihre Theorie mit dem Zeugenschutzprogramm. Das FBI benötigt keine Toten, um jemandem eine neue Identität zu verschaffen. Die verfügen über alle Blanko-Dokumente, um einen komplett neuen Menschen aus Ihnen zu machen. Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Ist Ihnen je in den Sinn gekommen, dass Ihre Frau sich ihre neue Identität vielleicht selbst zugelegt haben könnte?«
    Das musste ich erst mal sacken lassen. »Ich habe darüber nachgedacht«, gab ich schließlich zu. »Aber mir fällt beim besten Willen kein Grund ein, warum sie so etwas tun sollte.«
    »Sie verkennen den Ernst der Lage, David. Es würde mich nicht wundern, wenn die Polizei gerade einen Haftbefehl für Sie ausstellen lässt. Die Cops haben Leanne Kowalskis Leiche in unmittelbarer Nähe des Orts gefunden, an dem Sie zuletzt mit Ihrer Frau gesehen wurden. Sie haben nach einer Leiche gesucht, und nun haben sie eine gefunden. Und dass die Tote nicht Ihre Frau ist, spielt in diesem Zusammenhang nur eine untergeordnete Rolle. Duckworth wird sich wahrscheinlich zusammenreimen, dass Leanne etwas über Ihre Mordpläne wusste oder vielleicht sogar die Tat beobachtet hat – und Sie keine andere Wahl hatten, als sie ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen. Im Grunde benötigen sie die Leiche Ihrer Frau gar nicht mehr. Sie werden argumentieren, Sie hätten sie einfach besser versteckt, wären aber in Panik geraten, als Ihnen Leanne in die Quere kam.«
    »Ich habe Leanne nicht getötet«, sagte ich.
    Natalie winkte ab, als könne sie das nicht mehr hören. »Ihnen steht das Wasser bis zum Hals, und wenn Sie mich fragen, gibt es nur eine einzige Person, die dafür verantwortlich ist.«
    Mein Kopf fühlte sich plötzlich bleischwer an. Ich starrte einige Sekunden lang zu Boden, ehe ich den Blick wieder hob.
    »Jan«, sagte ich.
    »Bingo«, erwiderte Natalie. »Sie hat die Tickets für das Five Mountains bestellt. Sie hat Ihnen – ausschließlich Ihnen allein – weisgemacht, sie hätte Depressionen. Warum? Damit Sie den Cops genau das erzählen, wenn sie verschwindet – eine Story, die sich bei genauerer Überprüfung als komplett unglaubwürdig und hirnrissig erweist. Wer hatte Zugang zu Ihrem Laptop und damit Gelegenheit, diese verdächtigen Websites aufzurufen? Wer konnte jederzeit an Ihren Kofferraum? Wer hat dem Ladenbesitzer am Lake George eine völlig absurde Geschichte aufgetischt? Und die Sache mit der Lebensversicherung angeleiert, damit Sie so dastehen, als hätten Sie Ihre Frau ermordet, um 300 000 Dollar zu kassieren?«
    Ich brachte keinen Ton heraus.
    »Wer hat sich ganz offensichtlich eine falsche Identität zugelegt?«, fuhr sie fort. »Die eines kleinen Mädchens, das vor einer halben Ewigkeit bei einem Unfall umgekommen ist.«
    Ich wäre am liebsten im Boden versunken.
    »Wer zum Teufel ist Ihre Frau wirklich? Und was haben Sie ihr angetan, um sie zu einem derart grausamen Spiel zu veranlassen?«
    »Nichts, das schwöre ich.«
    Natalie Bondurant verdrehte die Augen. »Es gibt keine Frau auf diesem Planeten, die ihrem Mann

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