Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
Kopfschütteln, ehe sie der Mutter des Jungen einen entschuldigenden Blick zuwarf. Die Mutter zog eine genervte Miene. Nathan selbst schien gar nichts mitbekommen zu haben, sondern hielt seinen Cheeseburger fest in beiden Händen und biss hinein.
    »Krieg dich wieder ein«, sagte Dwayne. »Glaubst du, der Junge hat das Wort noch nie gehört?«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Jan im Flüsterton. »Wenn sie eine gute Mutter ist, achtet sie darauf, was er im Fernsehen guckt.«
    Plötzlich kam ihr in den Sinn, wie sauer David geworden war, als seine Mutter Ethan erlaubt hatte, sich Family Guy anzusehen. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Züge.
    »Was ist?«, fragte Dwayne.
    »Nichts«, erwiderte sie. »Lass den Scheiß, wenn Kinder mithören, okay?«
    »Von mir aus«, sagte Dwayne mürrisch. »Na schön, Banura hat uns eine Menge Kohle angeboten, aber wo liegt dein Problem? Glaubst du, er will hinterher etwas zurückhaben?«
    »Nein«, sagte sie. »Hast du die Fotos an seinen Wänden gesehen?«
    Dwayne schüttelte den Kopf. »Habe ich nicht bemerkt.«
    Du merkst überhaupt nichts , dachte Jan.
    Dwayne warf einen Blick auf seine Uhr. »Noch zwei Stunden. Wie wär’s, wenn wir uns in der Zwischenzeit ein paar Boote ansehen?«
    »Lass uns lieber zu einem Juwelier gehen«, sagte Jan.
    »Was? Wir haben genug Diamanten, Süße. Nimm dir einfach einen von unseren. Bei so verfickt vielen Steinen fällt das sowieso nicht auf.«
    Die Mutter am Nebentisch warf Dwayne abermals einen stocksauren Blick zu. Er grinste die Frau dreist an. »’tschuldigung.«
    »Ich will nichts kaufen«, sagte Jan. »Ich will eine zweite Expertise.«
    Die Frau packte den halb gegessenen Cheeseburger und die Pommes frites des Jungen auf das Tablett, nahm den Kleinen an der Hand und ging mit ihm zu einem anderen Tisch.
    Dwayne schüttelte den Kopf. »Sumpfkuh. Über kurz oder lang kriegt er ja doch mit, dass es eine Welt mit schlimmen Worten ist.«
    ***
    »Komm, Süße, was soll der Scheiß?«, sagte Dwayne, als sie bei Ross Jewelers vorgefahren waren, einem Juwelierladen mit vergitterter Tür und vergitterten Fenstern.
    »Nur zur Sicherheit«, sagte Jan. »Damit wir wissen, dass wir nicht übers Ohr gehauen werden.«
    »Und wenn die Steine noch mehr wert sind, verhandeln wir eben nach«, sagte Dwayne. »Dann sagen wir Banura, dass der Preis gestiegen ist.«
    Der Beutel mit den Diamanten befand sich nach wie vor in ihrer Handtasche.
    »Komm bloß nicht auf die Idee, den Laden durch die Hintertür zu verlassen«, sagte Dwayne. »Die Hälfte der Steine gehört mir.«
    »Warum sollte ich abhauen? Glaubst du, ich kenne jemand anderen, der mir sechs Millionen gibt?«
    »Habe ich dir schon mal erzählt, was meine Glückszahl ist?«
    Bitte nicht noch mal.
    Jan stieg aus dem Pick-up, öffnete die äußere Tür und trat in einen kleinen Vorraum mit einer zweiten, verschlossenen Tür. Durch das Sicherheitsglas erspähte sie eine Frau von Anfang sechzig mit Bienenkorbfrisur hinter einem Glastresen. Die Frau drückte auf einen Knopf, worauf ihre Stimme aus einem Lautsprecher drang.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Jan. »Ich habe hier ein paar Steine, die ich gern schätzen lassen würde.«
    Ein lautes Summen erklang. Jan drückte die Tür auf und trat zum Tresen.
    »Guten Tag«, sagte die Frau höflich. »Um was für Steine geht es denn?«
    Jan förderte diskret ein halbes Dutzend Diamanten zutage und präsentierte sie auf ihrer Handfläche.
    »Gibt es hier jemanden, der mir vielleicht sagen könnte, was diese Steine ungefähr wert sind?«
    »Das kann ich für Sie machen«, erwiderte die Frau. »Geht es um eine versicherungstechnische Angelegenheit? Wenn Sie uns die Diamanten ein paar Tage hierlassen, stellen wir Ihnen ein Wertermittlungszertifikat …«
    »Nein, nein. Es reicht, wenn Sie sich die Steine kurz ansehen und mir grob sagen, in welcher Preiskategorie sie liegen.«
    »Verstehe«, sagte die Frau. »Dann werfe ich mal einen Blick darauf.«
    Sie zog eine etwa 40 × 60 cm große Schreibtischunterlage heran, auf der sich ein dichtes Netz aus Linien und Ziffern befand. Die Frau griff nach einer Diamantlupe, rückte ein Lämpchen an einem Teleskoparm so zurecht, dass es direkt auf die Unterlage zeigte, und bat Jan, die Diamanten in ihrer Hand in den Lichtkegel zu legen.
    Die Frau beugte sich vor und nahm die Diamanten mit einem langen, pinzettenartigen Utensil in Augenschein.
    »Und?«, fragte Jan.
    »Einen Moment bitte«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher