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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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schwerwiegend, dass sie sich kaum von der Hand weisen ließen.
    Wenn man – wie Detective Duckworth – davon ausging, dass ich etwas mit Jans Verschwinden zu tun hatte, waren die Beweise schlicht erdrückend. Meine Aussage, dass Jan an Depressionen gelitten und vielleicht Selbstmord begangen hatte, hielt genauerer Überprüfung nicht stand. Und nun sah es danach aus, als hätte ich mir all das nur ausgedacht.
    Mit einem Mal war ich Tatverdächtiger Nummer eins.
    Jan hatte mich benutzt.
    Eiskalt benutzt.
    Die beiden Worte wiederholten sich in einer Endlosschleife in meinem Kopf, während ich nach Hause zurückfuhr. Ohne wahrzunehmen, was ich tat, hatte ich die Autoschlüssel aus der Tasche geholt und Dads Wagen gestartet. Dann war ich quer durch Promise Falls gefahren, hatte in meiner Einfahrt geparkt, die Haustür aufgeschlossen und mein Zuhause betreten.
    Unser Zuhause.
    Ich warf Dads Autoschlüssel auf den kleinen Tisch in der Diele, und urplötzlich fühlte ich mich fremd in meinem eigenen Haus; es war, als hätte ich es nie zuvor betreten. Wie konnte es noch mein Zuhause sein, wenn alles, was ich hier erlebt hatte, auf Lug und Trug basierte? Das ganze Haus kam mir vor wie eine Fassade, eine Kulisse, eine Bühne, auf der jahrelang ein Theaterstück gespielt worden war.
    »Verdammt, wer bist du, Jan?«, hallte meine Stimme durch das verwaiste Haus.
    Ich erklomm die Treppe und betrat unser Schlafzimmer, das ich nach der Hausdurchsuchung wieder sorgfältig aufgeräumt hatte. Am Fußende des Betts blieb ich stehen und ließ den Blick über den Schrank, die Kommode und die Nachttische schweifen.
    Ich fing mit dem Schrank an, zerrte alles heraus, was Jan gehörte, riss Blusen, Kleider und Hosen von den Bügeln und schleuderte sie aufs Bett, ebenso wie ihre T-Shirts und Schuhe. Ich wusste nicht, wonach ich suchte, hatte keine Ahnung, was ich finden wollte. Vielleicht ging es mir nur darum, alles ans Tageslicht zu holen.
    Dann zog ich die Schubladen aus der Kommode und leerte sie über dem Bett aus. Die Hälfte fiel auf den Boden, Socken, Nylonstrümpfe, Unterwäsche. Ich wühlte in den Sachen herum und ließ sie quer durchs Zimmer fliegen, außer mir vor Wut und Enttäuschung.
    So reagierte ich mich wenigstens ein bisschen ab, auch wenn ich keine Antworten fand auf all die Fragen, die mir im Kopf herumwirbelten. Warum hatte sie das getan? Warum hatte sie mich verlassen? Wovor war sie auf der Flucht? Was hatte sie vor? Was war so wichtig, dass sie dafür ihren Mann im Stich ließ? Ihr eigenes Kind? Wer war der Kerl, der im Five Mountains versucht hatte, Ethan zu entführen? Hatte sie mich deswegen sitzen lassen? Wegen einem anderen Mann?
    Immer wieder drehte sich dieselbe Frage in meinem Kopf: Wer zum Teufel war meine Frau?
    Abrupt machte ich kehrt und verließ das Schlafzimmer, das sich nun in weit schlimmerem Zustand als nach der Hausdurchsuchung befand, lief in den Keller, griff mir einen großen Schraubenzieher und einen Hammer und machte mich wieder auf den Weg nach oben.
    Ich öffnete den Wäscheschrank, zerrte alles heraus, kniete mich hin und begann, die Leisten mit Schraubenzieher und Hammer von der Wand zu stemmen.
    Ich ging nicht gerade zimperlich vor. Mehrmals brach das Holz. Ich warf die Einzelteile hinter mich und machte weiter, bis ich alle Leisten vollständig entfernt hatte.
    Als ich mit dem Wäscheschrank fertig war – gefunden hatte ich nichts –, nahm ich mir den Schrank in Ethans Zimmer vor. Ich warf sein Spielzeug und seine kleinen Schuhe auf den Boden und stemmte auch hier die Bodenleisten von der Wand. Anschließend ging ich in unserem Schlafzimmer an die Arbeit, auch hier, ohne auf irgendetwas zu stoßen, das mir weitergeholfen hätte.
    Als ich aufblickte, herrschte das nackte Chaos um mich herum.
    Und ich hatte noch nicht mal richtig angefangen.
    Ich ging auf alle viere und begann die Bodendielen abzuklopfen, auf der Suche nach losen Brettern. Ich schlug den Läufer im Flur zurück. Einige der Dielen sahen verdächtig aus; ich trieb den Schraubenzieher dazwischen und stemmte sie auf. Sie saßen ganz schön fest; da half nur rohe Gewalt.
    Ich spähte in das entstandene Loch, fasste hinein und tastete herum. Nichts. Rein gar nichts.
    Nachdem ich noch ein paar weitere Dielen aufgestemmt hatte, ging ich nach unten, zog Teppiche aus dem Weg und klopfte auch hier den Boden ab. Dann entfernte ich die Leisten im Dielenschrank. Ich zog alle Küchenschubladen aus ihren Fächern, verrückte den

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