Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
endlich auf mit dem Scheiß.«
    »Okay, du glaubst, dass ich lüge. Aber nehmen wir doch mal an, es wäre die Wahrheit: Warum hat Banura uns dann sechs Millionen für wertlose Steine geboten?«
    Dwayne schüttelte den Kopf. »Wenn du nicht gelogen hast, hat diese Frau eben Stuss verzapft.«
    »Im Leben nicht«, gab Jan zurück. »Die kannte sich genau aus.«
    Dwayne überlegte einen Moment. »Vielleicht hat Banura keine Ahnung.«
    Nun schüttelte Jan den Kopf. »Der ist ebenfalls Profi.«
    Dwayne gab ein leises Schnauben von sich. »Tja, aber wenn beide so genau Bescheid wissen, wie kommt’s dann, dass einer von ihnen Mist erzählt?«
    »Ich glaube, dass beide Experten sind«, sagte Jan. »Aber einer von ihnen hat gelogen. Und es gibt keinen Grund, warum die Frau in dem Juwelierladen lügen sollte.«
    »Blödsinn. Das wäre das Geschäft ihres Lebens gewesen, wenn du ihr die Steine für billig verkauft hättest.«
    »Dwayne«, sagte sie beschwörend. »Das war keine Betrügerin.«
    Dwayne runzelte die Stirn. »Worauf willst du hinaus? Du meinst, Banura hat uns belogen?«
    »Ja.«
    »Wie? Hast du Angst, er geht plötzlich auf drei Millionen runter?«
    »Für das wertlose Zeug wird er überhaupt nichts bezahlen«, sagte Jan. Um ein Haar versagte ihr die Stimme. Sie konnte es immer noch nicht fassen. All das Warten, all die investierte Zeit …
    Dwaynes Miene verfinsterte sich wieder. Jan wusste genau, was in ihm vorging. Er war so nah am Ziel, dass er das Geld förmlich riechen konnte. Und er wollte nicht zulassen, dass jemand seinen Traum zerstörte.
    »Ach ja? Wenn die Steine tatsächlich nichts wert sind, warum hat er dann nichts gesagt?«, sagte Dwayne. »Und warum sollen wir um zwei wiederkommen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Jan.
    »Ich sag’s dir«, erwiderte Dwayne. »Weil er erst mal die Kohle besorgen muss. Vielleicht holt er sie selbst, vielleicht lässt er sie von einem Kurier bringen. Jedenfalls kostet das Zeit, kapiert? Und jetzt lass mich in Ruhe mit deinem Scheiß!«
    Anscheinend aber hatte sie ihn doch ins Grübeln gebracht, da er den Pick-up plötzlich an den Bordstein lenkte.
    »Gib mir einen Diamanten«, fuhr er sie an.
    »Was?«
    »Einen von den Steinen. Irgendeinen.«
    Jan öffnete ihre Handtasche, griff in den Beutel und kramte einen der Steine heraus. Dwayne nahm ihn entgegen, stieg aus dem Wagen und trat auf den Bürgersteig. Er beugte sich vor, legte den Stein aufs Trottoir und ließ seinen Stiefelabsatz mit voller Wucht darauf niedergehen. Als er den Fuß wieder hob, war der Stein verschwunden.
    »Verdammt«, stieß er hervor. »Wo ist das Teil hin?«
    Er hob den Fuß und untersuchte den Stiefelabsatz. Und da war der Stein, der sich tief in die Sohle eingegraben hatte. Mit der einen Hand stützte sich Dwayne gegen den Pick-up, mit der anderen pulte er den Stein aus dem Absatz. Dann hielt er Jan den Diamanten unter die Nase.
    »Hier«, sagte er. »Nicht mal ein Kratzer.«
    Jan wusste, dass sein Test überhaupt nichts bewies. Trotzdem hielt sie lieber den Mund. Es war sinnlos, weiter zu argumentieren.
    Dwayne drückte ihr den Stein in die Hand, ehe er um den Pick-up herumging und sich wieder hinters Steuer setzte.
    Seine Miene sprach Bände, als er sie ansah. »Auf mein Boot kommst du bloß noch als Putze«, sagte er.

42
    Oscar Fine wollte sein Image wiederherstellen.
    Es ging um Respekt. Um Selbstrespekt und darum, von anderen respektiert zu werden.
    Und natürlich ging es um Rache.
    Vor allem aber ging es um Erlösung. Seine Erlösung. Er musste ein paar Dinge geraderücken, seinem Leben wieder eine Richtung und ein Ziel geben – und er würde erst wieder frei atmen können, wenn er die Frau gefunden hatte, der er den Verlust seiner linken Hand zu verdanken hatte.
    Sie hatte ihn entstellt. Mehr noch, gedemütigt. Oscar Fine war immer die Nummer eins gewesen. Wenn es um einen Job ging, hatte man ihn angerufen. Er war der Mann, der Dinge in Ordnung brachte. Erledigte, was erledigt werden musste.
    Und er hatte nie etwas vermasselt.
    Bis auf dieses eine Mal. Da aber richtig.
    Dabei hatte er gewusst, dass es womöglich Probleme geben würde. Deshalb waren sie überhaupt auf die Sache mit den Imitaten gekommen. Es wurde gemunkelt, es gäbe irgendwo eine undichte Stelle, die ihr Import / Export-System gefährdete.
    Es war Oscar Fines Idee gewesen. Machen wir doch einen Test, hatte er gesagt. Mit einer getürkten Lieferung. Das übernehme ich, während ihr die echte Ware über einen anderen Weg

Weitere Kostenlose Bücher