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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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sagen, nachdem sich die Kollegen aus Albany mit ihm in Verbindung gesetzt hatten. Er wollte sich den abgestürzten Explorer erst einmal selbst ansehen.
    Reifenspuren im Gras ließen deutlich erkennen, auf welchem Weg der Geländewagen von der Straße abgekommen war. Er hatte mehrere Bäume gestreift, ehe er frontal gegen eine majestätische Kiefer geprallt war.
    Barry Duckworth dachte zunächst nur eins: Was?
    Wie in Teufels Namen kam der Explorer hierher? Der Lake George befand sich nördlich, Albany südlich von Promise Falls. Und Leannes Leiche war schließlich am Lake George gefunden worden.
    »Leannes Leiche sollte gefunden werden«, sagte er leise zu sich selbst. »Der Wagen anscheinend aber nicht.«
    Einer der lokalen Cops informierte ihn darüber, dass im Wagen eine Quittung gefunden worden war. Der Fahrer des Explorer hatte offenbar am frühen Samstagnachmittag an einer Exxon-Tankstelle im Norden von Albany getankt. Duckworth notierte sich die Adresse, ehe er den Kollegen noch einmal einschärfte, dass der Explorer in Verbindung mit einem Mordfall stand. Sobald die Bergung über die Bühne war, musste ihn sich die Spurensicherung ansehen.
    ***
    Unterwegs zu der Exxon-Tankstelle, überlegte Duckworth gerade, ob er sich nicht vielleicht ein leckeres Twinkie als Snack gönnen sollte, als sein Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Hallo, Barry. Natalie Bondurant.«
    »Oh, Natalie. Wie geht’s Ihnen, Teuerste?« Zwar kam es gelegentlich vor, dass sie beruflich aneinandergerieten, aber er mochte sie.
    »Bestens, Barry. Und Ihnen?«
    »Könnte kaum besser sein. Und? Wann ringt sich Ihr Mandant endlich zu einem Geständnis durch?«
    »Da hoffen Sie vergebens, Barry. Darf ich Ihnen eine kurze Frage stellen?«
    »Schießen Sie los.«
    »Ist das Haus der Harwoods auch auf Fingerabdrücke untersucht worden?«
    Barry kratzte sich mit seinem Handy am Ohr. »Nein«, erwiderte er. »Die Kollegen haben nach Hinweisen auf eine Gewalttat gesucht, Natalie. Nein, Fingerabdrücke sind nicht gesichert worden.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir es nicht mit einem offiziellen Tatort zu tun haben. Wir haben nach anderen Dingen gesucht. Und sind ja auch fündig geworden – wie zum Beispiel auf dem Laptop Ihres Mandanten.«
    »Diese Internetseiten kann jeder besucht haben, Barry.«
    Er ging nicht darauf ein. »Wieso interessieren Sie sich plötzlich für Fingerabdrücke?«, fragte er stattdessen.
    »Ich benötige einen Satz Fingerabdrücke von Mr Harwoods Frau«, gab sie zurück. »Wollen Sie das übernehmen, oder soll ich selbst jemanden losschicken?«
    »Hmm«, sagte Barry vorsichtig. »Was haben Sie denn damit vor?«
    »Ich will nur überprüfen, ob Jan Harwoods Fingerabdrücke polizeilich erfasst sind. Ich will wissen, wer sie wirklich ist.«
    »Ach so? Sie kaufen Ihrem Klienten diese verrückte Story allen Ernstes ab? Diesen Schwachsinn mit dem Zeugenschutzprogramm?«
    »Sie haben nicht beim FBI nachgehakt, oder?«
    »Und ob«, entgegnete Barry. »Aber die wissen von nichts. Oder tun zumindest so.«
    »Und der falsche Name, den sie sich zugelegt hat? Haben Sie die Spur zurückverfolgt?«
    Das hatte er sich gespart, doch statt es zuzugeben, sagte er nur: »Nur weil sie vielleicht unter anderem Namen lebte, heißt das noch lange nicht, dass ihr Mann sie nicht umgebracht hat.«
    »Ihr Bauch sollte Ihnen endlich mal sagen, dass Sie auf dem Holzweg sind, Barry«, gab sie zurück. »Groß genug ist er ja.«
    Barry lachte. »War mir ein Vergnügen, Natalie.« Er beendete das Gespräch.
    Doch ihr letzter Kommentar hatte ihn trotzdem nachdenklich gemacht. Spielverderberin, dachte er. In seinem Bauch rumorte es merklich, aber urplötzlich war ihm die Lust auf ein Twinkie vergangen.

40
    Ich war völlig von der Rolle, als ich Natalie Bondurants Kanzlei verließ. Ihre Interpretation der jüngsten Ereignisse hatte mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Wie betäubt fuhr ich nach Hause, völlig erschüttert und fassungslos.
    Jan hatte ein perfides Spiel mit mir getrieben.
    Sie hatte mich benutzt.
    Zumindest sah es so aus. Vielleicht, so sagte ich mir immer wieder, gab es ja doch eine andere Erklärung. Irgendetwas, das mich nicht zwang, die letzten fünf Jahre meines Lebens mit anderen Augen zu sehen, mir einzugestehen, dass die liebevolle Ehefrau und Mutter an meiner Seite nichts weiter als ein herzloses, manipulatives Miststück gewesen war.
    Trotzdem konnte ich die Augen nicht vor den Fakten verschließen. Und Natalies Argumente waren so

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