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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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ganz bestimmt nicht getroffen hätte.
    Sie raste an einem schwarzen Audi vorbei – wahrscheinlich sein Wagen. Aber er war gut fünfzig Meter hinter ihr. Bis er eingestiegen war, hatte sie mit Sicherheit schon zwei Blocks Vorsprung.
    Das war ihre Chance.
    Ein scharfes Ping! ertönte hinter ihr. Anscheinend hatte eine Kugel die Rückscheibe durchschlagen.
    Sie fuhr noch schneller. Im Rückspiegel sah sie, wie der Mann zu dem schwarzen Audi rannte. Es war das Letzte, was sie von ihm sah, bevor sie rechts abbog und abermals beschleunigte.
    In ihrer Panik bemerkte sie nicht, dass der Wind das Foto von Ethan erfasst und mit sich gerissen hatte.
    ***
    Oscar Fine wollte gerade die Verfolgung aufnehmen, als er ein Stück Papier durch die Luft flattern sah.
    Ein willkommener Anlass, ihr nicht folgen zu müssen. Autojagden waren gefährlich. Ehe man sich versah, war man in einen Unfall verwickelt. Oder die Cops wurden auf einen aufmerksam. Außerdem war es schwierig, mit einem Arm schnelle Lenkmanöver auszuführen.
    Er hatte sie einmal ausfindig gemacht, also würde es ihm auch ein zweites Mal gelingen. Insbesondere anhand der Informationen, die er von Dwayne erhalten hatte. Er schlug die Autotür wieder zu und ging die Straße entlang, um das Stück Papier aufzuheben. Es schien nichts weiter als ein kleines weißes Viereck zu sein, doch als er es umdrehte, sah er, dass es ein Foto war.
    Das Bild eines kleinen lächelnden Jungen. Oscar Fine steckte es in seine Jackentasche.
    Im selben Moment fiel ihm ein, dass sich jemand um seine Katze kümmern musste, wenn er für ein paar Tage verreiste.

46
    Kurz nach meinem Telefonat mit Gretchen Richler erhielt ich einen Anruf, mit dem ich nie im Leben gerechnet hätte.
    Ich nahm direkt nach dem ersten Klingeln ab. »Hallo?«
    »Mr Harwood?« Eine Frauenstimme. Irgendwie kam sie mir bekannt vor.
    »Ja?«
    »Ich will nicht länger, dass Sie diese Story schreiben.«
    »Was? Wer ist da?«
    »Ich habe Ihnen die Informationen über Mr Reeves’ Hotelrechnung zukommen lassen. Warum haben Sie nichts darüber geschrieben?«
    Zwei, drei Sekunden, dann war der Groschen gefallen. »Weil Reeves das Geld an Elmont Sebastian zurückgezahlt hat«, sagte ich. »Danach hat der Chefredakteur meine Geschichte gekippt.«
    »Dann leiten Sie die Liste an jemand anderen weiter. Beim Standard hat man mir gesagt, Sie wären beurlaubt, weil Ihre Frau spurlos verschwunden ist. Ganz ehrlich, ich möchte nicht, dass sich jemand mit dieser Sache befasst, der vielleicht seine Frau umgebracht hat.«
    »Was für eine Liste? Wovon reden Sie?«
    Sie gab einen leisen Seufzer von sich. »Die Liste, die ich Ihnen mit der Post geschickt habe.«
    Ich griff nach meiner Jacke und kramte die Umschläge hervor, die ich beim Verlassen der Redaktion aus meinem Postfach gefischt hatte. Meine Gehaltsabrechnung, eine Pressemitteilung von einer Seifenfirma und ein weißer, in Blockbuchstaben an mich adressierter Umschlag ohne Absender. Ich riss ihn auf und entfaltete das einzelne Blatt Papier, das darin steckte.
    »Mr Harwood?«
    »Einen Moment«, sagte ich, während ich das Blatt Papier überflog. Es war eine handschriftliche Liste der Stadträte, die offenbar von Star Spangled Inc. geschmiert worden waren, daneben die Summen, die sie erhalten hatten. Es waren bis zu 25 000 Dollar.
    »Heiliger Strohsack«, platzte ich heraus. »Ist das wahr? Elmont Sebastian zahlt so viel Geld, um hier seinen Knast bauen zu können?«
    »Wie? Sie sehen sich die Liste gerade zum ersten Mal an?«, sagte die Frau. »Genau das meinte ich. Warum kann das nicht einer Ihrer Kollegen übernehmen? Ich will, dass Sebastian endlich die Quittung bekommt. Der Dreckskerl! Und als zweite Story können Sie gleich noch bringen, wie Frauen bei Star Spangled belästigt und diskriminiert werden. Jeden Tag dieses Getatsche! Und in der Chefetage zucken sie bloß mit den Schultern!«
    Sie arbeitete also tatsächlich für Sebastian. Außerdem hatte sie recht. Es war tatsächlich besser, wenn ich die Story an einen anderen Reporter abgab.
    »Warum haben Sie mich am Lake George versetzt?«, fragte ich.
    »Was?«, fragte sie verblüfft. »Wovon reden Sie?«
    »Von der E-Mail, die Sie mir geschickt haben. Sie wollten sich dort oben mit mir treffen.«
    »Von wegen«, gab sie zurück. »Ich treffe mich ganz bestimmt nicht mit Reportern, weder mit Ihnen noch sonst jemandem. Halten Sie mich für blöd, oder was?«
    Sie legte auf.
    Ich blieb noch einen Moment sitzen, faltete das

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