Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
Papier wieder zusammen und steckte es zurück in den Umschlag. An jedem anderen Tag hätte ich laut gejubelt über die Enthüllungsstory, die mir gerade auf dem Silbertablett serviert worden war, doch im Augenblick hatte ich wahrlich andere Sorgen.
    Eins aber gab mir schwer zu denken. Dass die anonyme Anruferin mir offensichtlich gar keine E-Mail geschrieben hatte. Es war also jemand anders gewesen. Jemand, der mich absichtlich an den See gelockt hatte. Und Natalie Bondurant zufolge konnte es sich dabei nur um eine Person handeln.
    Jan.
    ***
    Den Rest des Tages verbrachte ich damit, so viel wie möglich über Constance Tattinger herauszufinden. Viel hatte ich nicht in der Hand. Ich wusste lediglich, dass eine Familie Tattinger in den Siebzigern und Achtzigern in Pittsford gewohnt hatte, dann aber fortgezogen war.
    Ich erklärte Dad, ich hätte dringend etwas zu erledigen, worauf er erwiderte, er hätte ebenfalls reichlich zu tun – schließlich müsse er mein Haus wieder auf Vordermann bringen.
    Er rief meine Mutter an, erzählte ihr, was passiert war, und sagte, er wolle erst mal die größten Schäden in Angriff nehmen. Ob sie allein auf Ethan aufpassen könne?
    Kein Problem, sagte Mom. Dann wollte sie mich sprechen.
    »Was ist denn bloß los?«, fragte sie.
    »Ich drehe langsam durch«, erwiderte ich. »Sonst ist alles okay.«
    »Dein Vater sagt, du hättest das ganze Haus in Trümmer gelegt.«
    »Ja, leider. Aber immerhin hat Dad etwas Brauchbares gefunden. Ich glaube, ich habe jetzt eine Spur von Jan.«
    »Du weißt, wo sie steckt?«
    »Nein, aber ich weiß jetzt, wer sie ist. Ziemlich sicher jedenfalls. Mom, ich brauche einen Computer. Ich muss ein paar Dinge recherchieren.«
    »Dein Vater kommt sowieso noch mal her, um Werkzeug zu holen. Dann kann er dir ja meinen Laptop mitbringen.«
    »Danke, Mom«, sagte ich. »Hör zu, es ist etwas Schlimmes passiert. Und wie es aussieht, habe ich dazu beigetragen.«
    Mom wartete.
    »Horace Richler hat einen Selbstmordversuch unternommen. Anscheinend hat er nicht verkraftet, dass meine Frau die Identität seiner verstorbenen Tochter angenommen hat.«
    »Moment mal«, sagte Mom. »Das Schicksal seiner Tochter ist doch nicht deine Schuld. Und was immer Jan auch getan haben mag, geht ebenfalls nicht auf dein Konto.« Ein beschwörender Tonfall schlich sich in ihre Stimme. »Du musst die Wahrheit herausfinden, David. Und dabei wirst du vielleicht noch andere Menschen verletzen.«
    »Ich weiß. Trotzdem tun mir die Richlers leid.«
    »Das verstehe ich. Lass dich trotzdem nicht beirren.«
    Ich schärfte Dad ein, Moms Laptop nicht zu vergessen. Er notierte es auf dem Zettel mit den Werkzeugen, die er mitnehmen wollte.
    »Dauert nicht lange«, sagte er.
    Als die Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen war, rief ich Samantha Henry beim Standard an. »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Schieß los«, sagte sie.
    »Lass bitte mal deine Kontakte bei den Cops spielen. Ich muss wissen, ob sie etwas über eine gewisse Constance Tattinger haben.«
    »Kannst du das buchstabieren?«
    Ich gab ihr den Namen durch.
    »Und wer ist das?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle.«
    »Oh, okay«, erwiderte sie. »Du wirst des Mordes an deiner Frau verdächtigt und verlangst von mir, dass ich dir Informationen besorge, ohne mir zu sagen, worum es geht?«
    »Du hast’s erfasst«, sagte ich.
    »Na schön«, sagte Sam. »Hast du noch mehr? Ein Geburtsdatum zum Beispiel?«
    »15. April 1975.«
    »Schon notiert. Noch was?«
    »Nicht viel. Sie ist in Rochester geboren und hat mit ihren Eltern in einem Ortsteil namens Pittsford gewohnt. Soweit ich weiß, ist die Familie aber dort weggezogen, als sie noch ein kleines Mädchen war.«
    »Ich ruf dich an, wenn ich was rauskriege.«
    »Danke, Sam. Ich revanchiere mich so bald wie möglich.«
    »Hmm«, sagte sie. »Gäbe es hier so was wie Journalistenehre, würde ich vielleicht ins Grübeln kommen.«
    »Noch eine Kleinigkeit, Sam«, sagte ich. »Du erinnerst dich an die Story über Sebastian und Reeves, an der ich gerade war?«
    »Klar.«
    »Ab jetzt ist es deine. Ich habe Material, mit dem wir die Story endgültig durchkriegen. Eine Liste aller Stadträte, die von Sebastian geschmiert worden sind, inklusive der Summen, die er gezahlt hat.«
    »Was?«
    »Wir müssen handeln, Sam. Ich habe keine Ahnung, wann ich wieder an meinen Schreibtisch zurückkehre. Die Story muss so schnell wie möglich ins Blatt. Ich gebe dir die Liste, sobald wir uns das nächste Mal

Weitere Kostenlose Bücher