Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
Ton ein paar Sekunden später verhallte, sagte Diane Johnson: »Nur ein Test der neuen Pausenglocke.« Sie hielt kurz inne, ehe sie fortfuhr: »Die alten Akten befinden sich im Zentralarchiv, aber ich glaube nicht, dass man Ihnen so ohne weiteres Einsicht gewährt.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Wissen Sie vielleicht, wie ihre Lehrerin hieß?«
    »Stevenson, glaube ich. Oder zumindest so ähnlich.«
    »Stephens vielleicht? Mit ›ph‹?«
    »Ja, das wäre gut möglich.«
    »Tina Stephens war früher hier Lehrerin, ist dann aber an eine andere Schule versetzt worden.«
    »Wissen Sie noch, welche Schule das war?«
    »Beim besten Willen nicht. Außerdem hat sie bestimmt noch an weiteren Schulen unterrichtet. Lehrer wechseln ja ziemlich häufig.«
    »Und wenn ich beim Schulamt anrufe?«
    »Moment, vielleicht kann ich Ihnen doch weiterhelfen … Sie hat einen echten Traummann geheiratet. Er war Vertreter für Kodak, glaube ich.«
    »Erinnern Sie sich, wie er hieß?«
    »Bleiben Sie dran. Ich frage mal eben meine Kollegin nebenan.« Ich hörte, wie sie den Hörer neben das Telefon legte. Oben hämmerte und sägte Dad, was das Zeug hielt.
    Dann war Diane Johnson zurück. »Frank Pirelli«, sagte sie. »Wie die Reifenfirma. Klingt irgendwie italienisch, oder?«
    Ich notierte mir den Namen. »Danke«, sagte ich. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    Im Nu hatte ich einen »F. Pirelli« im Telefonbuch von Rochester gefunden und wählte die Nummer. Dreimal ertönte das Rufzeichen, dann schaltete sich ein Anrufbeantworter an: »Hi. Hier ist der Anschluss von Tina und Frank Pirelli. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.«
    Ich legte auf. Mir schwirrte der Kopf.
    Der Tag schien sich endlos hinzuziehen.
    Zwischendurch fuhr Dad los und besorgte uns Sandwiches mit Fleischbällchen und Provolone. Wir machten Pause und setzten uns an den Küchentisch.
    »Danke«, sagte ich.
    »Für zwei Brötchen?«, gab Dad zurück. »Glaubst du, ich lasse meinen Sohn verhungern?«
    »Das meinte ich nicht.«
    Meine Antwort schien ihn verlegen zu machen. Er trat zum Kühlschrank und sah nach, ob noch mehr Bier da war.
    Am späten Nachmittag versuchte ich es noch einmal in Catalina, doch es ging immer noch niemand ans Telefon. Kurz darauf meldete sich Mom.
    »Ethan will mit dir sprechen«, sagte sie. Ich hörte, wie sie den Hörer weiterreichte.
    »Dad?«
    »Na, Kleiner? Alles okay?«
    »Ich will nach Hause.«
    »Bald, Ethan.«
    »Oma sagt, ich muss heute hierbleiben.«
    »Das stimmt.«
    » Immer muss ich hierbleiben.«
    »Das waren gerade mal zwei Tage, Ethan.«
    »Wann kommt Mommy zurück?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Bist du auch nett zu Oma?«
    Er zögerte einen Moment. »Ja.«
    »Was hast du angestellt?«
    »Sie war böse, weil ich wieder von der Treppe gesprungen bin.«
    »Aha. Und was machst du jetzt?«
    »Ich spiele mit dem Schläger.«
    »Was für einem Schläger?«
    »Dem mit den kleinen Toren.«
    Ich lächelte. »Wie? Oma spielt mit dir Krocket?«
    »Nein. Davon kriegt sie Rückenschmerzen.«
    »Also spielst du allein?«
    »Ich schlag den Ball, so fest ich kann.«
    »Gutes Training«, sagte ich. »Macht Oma etwas zum Abendessen?«
    »Ich glaube ja. Oma! Was gibt’s zum Abendessen?« Ich hörte gedämpft, wie meine Mutter etwas antwortete. Dann sagte Ethan: »Schmorbraten.« Er machte ein verächtliches Geräusch. »Mit Karotten.«
    »Iss einfach mal eine, Ethan. Das ist gut für dich. Tu es für Oma.«
    »Na gut.«
    »Und wann esst ihr?«
    Ethan rief noch mal nach meiner Mutter. »Um sieben«, sagte er dann.
    »Dann bis später, okay?«
    »Okay.«
    »Ich habe dich lieb«, sagte ich.
    »Ich dich auch.«
    »Okay. Bis nachher, Ethan.«
    »Bis nachher, Dad.«
    Dann legte er auf.
    ***
    Ich versuchte es nochmals bei den Pirellis in Rochester.
    »Hallo?«, meldete sich eine Frau.
    »Hallo«, sagte ich. »Ich würde gern mit Tina Pirelli sprechen.«
    »Am Apparat.«
    Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben. »Waren Sie früher Lehrerin an einer Grundschule in Rochester?«
    »Ja, das stimmt.« Plötzlich klang sie misstrauisch. »Wer spricht denn da?«
    »Mein Name ist David Harwood. Ich versuche eine Frau zu finden, die 1981 in Ihrer Klasse war.«
    »David wie?«
    »Harwood. Ich rufe aus Promise Falls an.«
    »Woher haben Sie meine Nummer?«
    Ich erklärte ihr kurz, wie ich sie ausfindig gemacht hatte.
    »Um wen geht es?«, fragte sie.
    »Constance Tattinger.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung.

Weitere Kostenlose Bücher