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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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deinem Interesse sein, dass er uns eine Klage an den Hals hängt.«
    »Die Chance habe ich ihm gegeben«, erwiderte ich. »Wo kommt das her?«
    »Wo kommt was her?«
    Ich grinste. »Okay, habe schon verstanden. Druck von oben, richtig? Von unserer Oberbefehlshaberin.«
    »Bitte etwas mehr Respekt vor unserer Herausgeberin.«
    »Weil sie deine Tante ist?«
    Er errötete leicht. »Das hat nichts damit zu tun.«
    »Der Befehl kommt trotzdem von oben«, gab ich zurück. »Miss Plimpton hat höchstpersönlich den Riegel vorgeschoben.«
    Madeline Plimpton war eine geborene Russell, aber mit Geoffrey Plimpton verheiratet gewesen, einem reichen Immobilienmakler, der zur Lokalprominenz von Promise Falls gehört hatte. Vor zwei Jahren war er mit gerade einmal achtunddreißig an einem Aneurysma gestorben.
    Mit neununddreißig Jahren war Madeline Plimpton die jüngste Herausgeberin in der Geschichte des Standard . Brian war der Sohn ihrer wesentlich älteren Schwester Margaret, die sich nie für Journalismus interessiert hatte und sich stattdessen der Pflege ihres fürstlichen Anwesens widmete, das es sogar schon einmal in eine Ausgabe von Architectural Digest geschafft hatte.
    Brian hatte nie als Reporter gearbeitet. Deshalb war es eigentlich kein Wunder, dass er nicht verstand, was es bedeutete, einer Story wie dieser auf der Spur zu sein und eine Ratte wie Reeves zur Strecke zu bringen. Madeline hingegen hatte den Job von der Pike auf gelernt, als sie vor mehr als zehn Jahren beim Standard eingestiegen war, als Crashkurs in Sachen Familienunternehmen sozusagen. Bald darauf hatte sie das Kulturressort geleitet und war in Windeseile zur Chefredakteurin aufgestiegen, um am Ende wie vorgesehen ihren Vater, Arnett Russell, zu beerben, als dieser vor vier Jahren ausgeschieden war.
    Innerlich schüttelte ich den Kopf. Madeline war einst eine echte Vollblutjournalistin gewesen. Dass sie mir nun in den Rücken fiel und einen Maulkorb verpassen wollte, machte die ganze Angelegenheit umso unerfreulicher.
    Als Brian nicht leugnete, dass seine Tante ihn vorgeschickt hatte, sagte ich: »Vielleicht sollte ich selbst mit ihr reden.«
    Brian hob die Hände. »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Warum? Vielleicht kann ich sie ja doch überzeugen.«
    »Lass es bleiben, David.« Er hob eine Hand, Daumen und Zeigefinger nur wenige Millimeter voneinander getrennt. »Sie steht kurz davor …«
    »Vor was?«
    »Vergiss es.«
    »Nichts da. Sie steht kurz vor was?«
    »Wir befinden uns in einer neuen Ära, okay? Eine Zeitung ist mehr als ein reiner Nachrichtenlieferant. Wir sind eine … eine Entität.«
    »Eine Entität? So wie in Star Trek ?«
    Er ignorierte meine Bemerkung. »Und genau für diese Entität geht es ums Überleben. Wir wollen hier nicht die Welt retten, David. Sondern wir versuchen, eine Zeitung herauszugeben. Eine Zeitung, die Gewinn abwirft, eine Zeitung, die auch nächstes Jahr noch erscheinen kann. Wenn wir keinen Gewinn machen, ist hier Schluss, und dann kannst du deine Stories so oder so nicht mehr an den Mann bringen, wie brisant sie auch sein mögen. Wir können es uns nicht leisten, eine Story zu drucken, die nicht hundertprozentig wasserdicht ist. Wir müssen verdammt aufpassen, was wir tun – um mehr geht’s doch gar nicht.«
    »Sie steht kurz vor was, Brian? Will sie mich feuern?«
    Er schüttelte den Kopf. »Quatsch, das geht nicht so einfach. Dafür bräuchte sie ja einen Grund.« Er seufzte. »Aber was willst du machen, wenn sie dich in die Mode versetzt?«
    Ich lehnte mich zurück und überlegte. »Du wärst ja nach wie vor Journalist, nur dein Aufgabenbereich würde sich ein wenig verschieben. Und es ist ja nun wahrlich keine Schande, über die neuesten Trends zu berichten«, fuhr Brian fort, ehe ich etwas erwidern konnte.
    Ich atmete ein paarmal ein und aus. »Was stört Madeline an meiner Knast-Geschichte? Würde ich gegen den Bau einer Walmart-Filiale zu Felde ziehen, könnte ich ja verstehen, wenn Madeline sich Gedanken über die Kohle macht, die uns anzeigentechnisch durch die Lappen geht, aber ich bezweifle, dass der Knast Anzeigen bei uns schaltet. Eine Haftanstalt ist schließlich kein Fitnessstudio, oder?« Ich hielt einen Moment inne. »Also, wo liegt Madelines Problem? Glaubt sie tatsächlich, dass durch den Bau des Knasts Jobs entstehen? Und wir dadurch mehr Abonnenten kriegen?«
    »Schon möglich«, sagte Brian.
    »Was steckt sonst dahinter?«
    Nun holte Brian ein paarmal tief Luft, während er

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