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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Ahnung. Im Preston’s?« Ein Steakhouse. »Oder im Clover?« Ein etwas teureres Restaurant, aber vielleicht sollten wir uns ja etwas leisten, bevor ich meinen Job los war.
    »Und wenn wir ins Gina’s gehen?«, fragte Jan.
    Unser Lieblingsitaliener. »Tolle Idee. Wenn wir uns gegen sechs treffen, brauchen wir wahrscheinlich auch nicht zu reservieren. Ich rufe trotzdem vorher an, um ganz sicherzugehen.«
    »Okay.«
    »Soll ich dich abholen? Deinen Wagen können wir immer noch später holen.«
    »Und wenn du mich betrunken machst, um mir an die Wäsche zu gehen?«
    Das klang schon mehr nach der Jan, die ich kannte.
    »Dann fahre ich dich morgen zur Arbeit.«
    ***
    Auf dem Weg durch die Druckerei – eine Abkürzung zum Parkplatz – entdeckte ich Madeline Plimpton.
    Erst die Druckerei gab einem das Gefühl, wirklich bei einer Zeitung zu arbeiten. Man kam sich vor wie im Maschinenraum eines Schlachtschiffs. Die gigantischen Druckerpressen, die pro Stunde sechzigtausend Exemplare ausspucken konnten, wären das Allerletzte, was aus dem Verlagsgebäude transportiert wurde, falls der Standard tatsächlich eines Tages pleiteging. Früher hatten wir auch eine Setzerei gehabt, in der die einzelnen Zeitungsseiten von Hand erstellt worden waren; allerdings war sie der Rationalisierung zum Opfer gefallen, nachdem die Redakteure das Seitenlayout am eigenen Bildschirm erledigten.
    Ich sah, wie Madeline oben auf dem umlaufenden Metallrost stand und die Rotationsmaschinen inspizierte, die das Papier als endloses Band durch die Druckwerke führten, ehe wie durch ein Wunder am Ende perfekt gefalzte Zeitungen herauskamen. Die Maschinen waren gerade erst frisch überholt worden, und ein Drucker im Overall deutete mit ausgestreckter Hand in die Eingeweide des Maschinenteils, über dem Madeline gerade stand.
    Es war die perfekte Gelegenheit, ein paar Takte mit ihr zu reden, doch ich verkniff es mir, die Metallstufen hinaufzugehen, wohl wissend, dass unsere Drucker auf derartige Ausflüge ziemlich empfindlich reagierten. Auch wenn sie nicht mehr so rigide waren wie früher, ließ sich ihre eiserne Gewerkschaftstreue nicht leugnen. Sobald jemand aus einer anderen Abteilung – allen voran Typen aus dem Controlling – es wagte, den Laufsteg ohne ihre Erlaubnis zu betreten, wurde es von einer Sekunde auf die andere still in der Halle, weil sie eiskalt die Maschinen stoppten. Und sie ließen sie erst wieder anlaufen, wenn die Eindringlinge wieder verschwunden waren.
    Doch auch die Drucker wussten, dass es eine Krise gab, von der sich der Standard womöglich nicht mehr erholen würde. Außerdem stand Madeline Plimpton auf gutem Fuß mit ihnen. Sie zeigte sich ihnen gegenüber nie hochnäsig oder überheblich und kannte sie alle mit Namen.
    Madeline trug ihr offizielles Verlegerinnen-Outfit, ein Ensemble aus knielangem dunkelblauem Rock und dazu passender Jacke, dem Druckerschwärze nichts anhaben konnte und das zudem ihr platinblondes Haar zur Geltung brachte. Sie war schwer einzuschätzen. Zwar trug sie Designerklamotten, doch als ich sie nun hier unten in der Druckerei sah, fragte ich mich unwillkürlich, ob sie sich als Reporterin in Jeans nicht wohler gefühlt hatte. Madeline sah immer noch so gut aus wie früher. Nach dem Tod ihres Mannes war sie zwar etwas gealtert, doch die wenigen Fältchen waren letztlich nicht der Rede wert.
    Es gelang mir, ihren Blick auf mich zu ziehen, als sie übers Geländer sah.
    »David«, sagte sie. Normalerweise war es ohrenbetäubend laut in der Halle, doch augenblicklich waren die Maschinen nicht in Betrieb.
    »Madeline«, sagte ich. Da wir früher in der Redaktion zusammengearbeitet hatten, wäre ich nie auf die Idee gekommen, sie mit ihrem Nachnamen anzusprechen. »Hast du eine Sekunde für mich?«
    Sie nickte, wechselte noch ein paar Worte mit dem Drucker und kam die Metalltreppe herab.
    Ich kam ohne Umschweife zur Sache. »Die Geschichte mit Reeves ist wasserdicht.«
    »Wie?«, sagte sie.
    »Komm schon«, sagte ich. »Ich weiß Bescheid. Wir machen keine Front gegen den Knast. Wir kehren das Ganze unter den Teppich, lassen die Opposition verhungern, und am Ende verkaufen wir den zukünftigen Betreibern den Grund und Boden, den sie für den Bau des Gefängnisses benötigen.«
    Irgendetwas flackerte in Madelines Augen auf. Vielleicht war ihr gerade aufgegangen, wer mir auf die Sprünge geholfen hatte. Das konnte ziemlich unerfreulich für Brian werden. Egal. Ich pfiff auf Brian.
    »Aber am Ende wird

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