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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Irgendwelche … selbstzerstörerischen Gedanken?«
    Sie starrte nur weiter in ihren Suppenteller. »Ich weiß nicht.«
    Plötzlich beschlich mich das dumpfe Gefühl, dass wir an einem kritischen Punkt angelangt waren. Einem jener Momente im Leben, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Wenn man erfährt, dass ein geliebter Mensch ins Krankenhaus gebracht wurde, wenn einen der Chef in sein Büro zitiert und einem mitteilt, dass man seinen Job los ist. Oder wenn man beim Arzt ist, um die Blutwerte zu besprechen, und er einen auffordert, sich erst einmal hinzusetzen.
    Wenn man etwas herausfindet, nach dem nichts mehr wie vorher sein wird.
    Meine Frau ist krank , dachte ich. Etwas stimmt nicht mit ihr. Etwas ist passiert. Etwas ist aus dem Ruder gelaufen.
    »Du weißt nicht?«, sagte ich. »Du hast also doch darüber nachgedacht, dir etwas anzutun?«
    Ihre gesenkten Lider schienen meine Vermutung zu bestätigen.
    »Und wie lange geht das schon so?«
    Jan sog die Unterlippe zwischen die Zähne, als würde sie darüber nachdenken. »Seit einer Woche oder so. Urplötzlich überkommen mich dunkle Gedanken. Ich weiß nicht, woher sie kommen, aber ich werde sie einfach nicht wieder los. Dauernd habe ich das Gefühl, nur noch eine Last für dich zu sein.«
    »Das ist doch lächerlich. Du bist mein Leben, Jan.«
    »Ich spüre genau, wie ich dich runterziehe.«
    »Unsinn.« Sofort bereute ich meinen harschen Ton. »Okay, das geht jetzt also seit einer Woche so. Aber was war der Auslöser? Ist irgendwas passiert? Hast du mir etwas verschwiegen?«
    »Nein, nichts«, erwiderte sie. Es klang nicht sehr überzeugend.
    »Hast du Ärger im Büro?« Nachdem ich miterlebt hatte, wie Leanne mit Lyall umgesprungen war, fragte ich mich, ob sie vielleicht auch Jan das Leben schwermachte. »Gibt es Probleme mit Leanne?«
    »Nur das Übliche. Damit komme ich schon klar«, sagte Jan. »Ich kann es nicht erklären. Es kommt mir vor, als wäre ich eine Riesenlast für alle. Als hätte mein Leben überhaupt keinen Sinn.«
    »Um Himmels willen«, sagte ich. »Weißt du, was ich denke? Vielleicht sollten wir Hilfe für dich suchen. Sprich doch mal mit einem …«
    »Hör auf damit«, gab Jan zurück.
    »Aber es geht doch nur darum …«
    »Was? Ich soll mit jemandem reden, damit sie mich in die Psychiatrie einweisen? Mich zu irgendwelchen Verrückten stecken?«
    »Du liebe Güte, Jan. Sei doch nicht paranoid.« Das nächste Wort, das ich besser nicht in den Mund genommen hätte.
    »Paranoid? Du glaubst also, ich leide an Verfolgungswahn?«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Gina sich unserem Tisch näherte.
    »Das würde dir gefallen, nicht wahr?« Ein schriller Unterton hatte sich in Jans Stimme geschlichen. »Weil du mich dann für immer los wärst.«
    Gina trat zu uns.
    »Entschuldigung.« Sie wies auf unsere Suppenteller. »Ich wollte nur abräumen, wenn Sie fertig sind.«
    Ich nickte.
    Als Gina gegangen war, sagte ich zu Jan: »Ich bestelle die Rechnung, dann können wir nach Hause …«
    Im selben Augenblick stand sie abrupt auf. Verdutzt sah ich ihr hinterher, als sie zur Garderobe ging.

4
    Ich fand kaum Schlaf in jener Nacht. Auf dem Nachhauseweg hatte ich noch versucht, ein klärendes Gespräch mit Jan zu führen, doch sie machte komplett dicht, insbesondere als ich noch einmal versuchte, sie dazu zu überreden, sich professionelle Hilfe zu suchen.
    Am nächsten Morgen war ich entsprechend müde. Als ich mit gesenktem Kopf das Gebäude des Standard betrat, hätte ich beinahe einen Mann angerempelt, der mir den Weg versperrte.
    Der Typ war groß, gut einen Meter neunzig, und platzte förmlich aus seinem schwarzen Anzug. Er war kahlrasiert, trug ein weißes Hemd mit einer schwarzen Krawatte, und aus seinem Hemdkragen lugte eine Tätowierung. Ich schätzte ihn auf etwa dreißig. In seinem Anzug schien er sich etwa so wohl zu fühlen wie Obama in Sportklamotten; außerdem sah er so aus, als ob mit ihm nicht gut Kirschen essen war.
    »Mr Harwood?«, fragte er. Ein seltsamer Unterton schwang in seiner Stimme mit.
    »Ja?«
    »Mr Sebastian würde sich freuen, wenn Sie ihm auf einen Kaffee Gesellschaft leisten könnten. Er wartet unten am Park. Ich fahre Sie gern hin.«
    »Elmont Sebastian?«, fragte ich. Wochenlang hatte ich versucht, ein Interview mit ihm zu bekommen. Vergeblich. Er hatte mich nicht zurückgerufen.
    »Genau«, erwiderte der Mann. »Mein Name ist übrigens Welland. Ich bin Mr Sebastians

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