Kein Entkommen
fahren wollten.«
»Was hatten sie vor?«
»Ich weiß nicht genau. David kann Ihnen bestimmt Genaueres sagen. Ich kann ihn auf dem Handy anrufen, wenn Sie wollen. Er ist gerade unterwegs zu uns.«
»Nein, nein. Ich dachte bloß, Sie wüssten etwas.«
»Ich glaube, es hatte irgendwas mit Davids Arbeit zu tun. Er ist Reporter beim Standard , aber das wissen Sie wahrscheinlich schon.«
»Ja. Sie glauben also, der Ausflug hätte mit einer Story zu tun gehabt? Oder einem Interview?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß bloß, dass er momentan an einer Geschichte über das Gefängnis arbeitet, das hier gebaut werden soll. Haben Sie schon davon gehört?«
»Habe ich«, bestätigte Duckworth. »Finden Sie es nicht ein bisschen ungewöhnlich, dass Ihr Sohn seine Frau zu einem geschäftlichen Termin mitnimmt?«
Arlene überlegte einen Moment, ehe sie mit den Schultern zuckte. »Ich weiß nicht.«
»Aber er hat Sie gebeten, sich währenddessen um Ethan zu kümmern?«
»Ja.«
»Wann hat er Ethan wieder abgeholt?«
»Am Abend. Es war noch nicht ganz dunkel.«
»David und Jan«, sagte Duckworth.
»Bloß David«, erwiderte Arlene.
»Hat sie im Wagen gewartet?«
»Nein. David war allein.«
Duckworth nickte, als wäre es nichts Besonderes, doch spürte er, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. »Wieso das? Warum haben sie den Kleinen nicht zusammen abgeholt?«
»Es ging ihr nicht gut«, sagte Arlene.
»Pardon?«
»David hat es mir gesagt. Jan fühlte sich nicht wohl. Deshalb hat er sie erst zu Hause abgesetzt, bevor er zu uns gefahren ist.«
»Ah ja«, sagte Duckworth. »Was fehlte ihr denn?«
»Ich glaube, sie hatte Kopfschmerzen.«
»Okay. Am nächsten Tag war sie dann aber offenbar wieder auf dem Damm, oder? Schließlich sind sie zum Five Mountains gefahren. Was hatten Sie denn für einen Eindruck von ihr?«
»Ich habe sie gar nicht gesehen. Jan und David sind direkt von zu Hause losgefahren.« Arlene wandte den Kopf, als draußen eine Autotür zugeschlagen wurde, und trat ans Fenster. »Da ist David. Er kann Ihnen bestimmt weiterhelfen.«
»Hoffentlich«, sagte Barry Duckworth.
23
Als ich bei meinen Eltern vorfuhr, sah ich einen Zivilstreifenwagen vor dem Haus stehen.
Mein Puls beschleunigte sich, als ich dahinter parkte. Ich stieg aus und hetzte die Treppe hinauf. Als ich die Tür aufriss, stand Barry Duckworth vor mir.
»Mr Harwood«, sagte er.
»Ist etwas passiert?«, platzte ich heraus. Obwohl ich nur ein paar Treppenstufen hinaufgelaufen war, schlug mir das Herz bis zum Hals. Adrenalin schoss durch meine Adern.
»Nein, nein, nichts Neues«, sagte er. Hinter ihm stand Mom und musterte mich mit besorgter Miene. »Ich bin nur zufällig vorbeigekommen. Ich habe mich gerade mit Ihrer Mutter unterhalten.«
»Haben Sie sonst etwas herausgefunden? Haben Sie die Aufnahmen der Überwachungskameras noch einmal überprüft? Haben Sie …«
Duckworth hob eine Hand. »Sobald wir etwas in Erfahrung bringen, geben wir Ihnen Bescheid, okay?«
Ich fühlte mich total erschöpft, wie nach einem Marathonlauf. Gleichzeitig fiel mir ein, dass ich jede Menge Neuigkeiten hatte.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sagte ich.
»Kein Problem.«
»Aber zuerst möchte ich meinen Sohn sehen«, fuhr ich fort. Aus dem Garten drang Ethans Lachen an meine Ohren. Ich wollte mich an Duckworth vorbeischieben, doch er fasste mich am Arm.
»Ich würde lieber jetzt sofort mit Ihnen sprechen«, sagte er.
Ich sah ihm in die Augen. Obwohl er gesagt hatte, dass es nichts Neues gäbe, sah ich ihm an, dass er mir etwas verschwieg. Und wäre es etwas Positives gewesen, hätte er garantiert nicht gezögert.
»Sie enthalten mir etwas vor«, zischte ich. »Sagen Sie bloß nicht, Sie haben Jan gefunden.«
»Haben wir nicht«, gab er ebenso leise zurück. »Außerdem würde ich gern auf dem Revier mit Ihnen reden.«
Mir war, als hätte ich zu viel starken Kaffee getrunken. Kurz fragte ich mich, ob er es spüren konnte.
Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. »Okay.«
Er ließ mich los und ging nach draußen. Mom trat zu mir und umarmte mich. Offenbar wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
»Schon gut, Mom«, sagte ich. »Es tut mir leid. Eigentlich wollte ich euch ja Ethan abnehmen, aber …«
»Unsinn.« Als sie mich losließ, sah ich Tränen in ihren Augen. »Es tut mir so leid, aber ich glaube, ich habe etwas Falsches gesagt.«
»Was?«
»Der Detective hat so komisch geguckt, als ich gesagt habe, dass
Weitere Kostenlose Bücher