Kein Entkommen
Ereignisse zu machen, die zum Verschwinden Ihrer Frau geführt haben.«
»Unsere Fahrt zum Lake George hat nicht zu ihrem Verschwinden geführt . Du meine Güte, das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Es sei denn …«
Duckworth merkte auf. »Es sei denn?«
Der Wagen. Der Wagen, der uns gefolgt und zweimal an dem Laden vorbeigefahren war, wo sich die Frau mit mir hatte treffen wollen.
»Ich glaube, wir wurden beschattet«, sagte ich.
Duckworth lehnte sich zurück und zog die Augenbrauen hoch. »Beschattet?«
Ich nickte. »Jan meinte, ein Wagen würde uns folgen. Ich habe das erst abgetan, aber als wir auf dem Parkplatz gewartet haben, ist das Auto noch einmal vorbeigefahren. Der Fahrer hat offenbar gewendet. Als ich losgerannt bin, weil ich das Kennzeichen sehen wollte, hat er auf die Tube gedrückt und war weg.«
Duckworth verschränkte die Arme, wobei seine Unterarme auf seinem Bauch ruhten wie auf einem Bartresen. Von seinem Kaffee hatte er noch keinen Schluck getrunken, und auch meine Wasserflasche stand nach wie vor unberührt auf dem Tisch.
»Soso«, sagte er. »Sie wurden also verfolgt.«
»Ziemlich sicher«, erwiderte ich.
»Wer hätte Sie denn verfolgen sollen?«
»Ich weiß nicht. Ich dachte, es wäre jemand, der über mein Treffen mit dieser Frau Bescheid wusste. Vielleicht ist sie ja deshalb nicht aufgetaucht.«
»Aber jetzt haben Sie eine andere Theorie?«
»Nach dem, was ich von den Richlers erfahren habe, denke ich jetzt, dass der Fahrer des Wagens vielleicht Jan im Auge hatte. Nehmen wir an, dass Jan im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms eine neue Identität erhalten hat. Vielleicht ist sie ja aufgeflogen und musste deshalb verschwinden.«
Duckworth griff nach seinem Kaffee und trank einen Schluck. Er lächelte. »Sie werden es nicht glauben, aber der Kaffee ist wirklich erstklassig. Besser als bei Starbucks. Ein Kollege aus dem Raubdezernat macht ihn. Wollen Sie nicht vielleicht doch ein Tässchen?«
»Nein, danke.«
»Was haben Sie denn Ihrer Frau erzählt, wo es hingeht?«
»Dasselbe wie Ihnen. Dass ich mich mit dieser Informantin treffen wollte.«
»Die darüber auspacken wollte, welche Stadträte von den Betreibern dieses Gefängnisunternehmens geschmiert werden.«
»Genau. Das hat sie mir in einer E-Mail geschrieben.«
»Diese Mail können Sie mir doch bestimmt zeigen«, sagte Duckworth. »Wann haben Sie sie erhalten?«
»Letzten Donnerstag«, sagte ich. »Aber ich habe sie gelöscht.«
»Oh«, sagte Duckworth. »Wieso?«
»Weil ich nicht wollte, dass sie eventuell sonst jemand zu lesen bekommt.«
»Warum? Haben Sie etwas gegen Ihre Kollegen?«
Ich überlegte, wie ich es ihm erklären konnte. »Meine geplante Story stößt beim Standard nicht nur auf Gegenliebe.«
»Was soll das heißen?«
»Nur, dass ich hieb- und stichfeste Informationen über das Gefängnisprojekt haben will, weil ich sonst Gefahr laufe, dass meine Vorgesetzten die Story nicht zum Druck freigeben. Daher lasse ich mir lieber nicht in die Karten schauen – und eben auch nicht in meine E-Mails.«
Duckworth schien nicht überzeugt zu sein. »Erinnern Sie sich an die Mail-Adresse?«
Verärgert über mich selbst, schüttelte ich den Kopf. »Nein. Sie bestand aus einer Reihe von unzusammenhängenden Buchstaben. Eine Hotmail-Adresse.«
»Na schön«, sagte Duckworth. »Was ist mit dem Wagen, der Ihnen gefolgt ist? Können Sie ihn genauer beschreiben?«
»Ein dunkelblauer Buick mit getönten Scheiben. Limousine, vier Türen.«
Duckworth wirkte beeindruckt. »Konnten Sie sich das Kennzeichen merken?«
»Leider nein«, sagte ich. »Das Nummernschild war völlig verdreckt. Aber es war ein New Yorker Kennzeichen, so viel konnte ich erkennen.«
»Verstehe. War der ganze Wagen verdreckt oder bloß das Nummernschild?«
»Nein, sonst war der Wagen ziemlich sauber. Also, für mich sah es so aus, als wäre das Kennzeichen absichtlich verschmutzt worden.«
»Klingt ganz danach«, erwiderte Duckworth.
»Hören Sie schon auf«, sagte ich. »Ich sehe Ihnen genau an, dass Sie mir sowieso kein Wort glauben. Aber wir waren dort. Fragen Sie doch in dem Laden nach. Er heißt …« Ich überlegte. »Ted’s Lakeview General Store. Ja, das war’s. Jan hat uns etwas zu trinken besorgt. Bestimmt erinnert sich jemand an sie.«
Duckworth musterte mich wortlos.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Ich glaube Ihnen, dass Sie dort waren«, gab er zurück. »Das bezweifle ich keine Sekunde.«
Er hielt mich
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