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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Jan …«
    »Mr Harwood!«
    Ich sah über meine Schulter. Detective Duckworth stand neben seinem Wagen und hielt die Beifahrertür auf.
    »Ich muss gehen«, sagte ich. Ich drückte meine Mutter kurz an mich und eilte zu Duckworths Auto. Als ich eingestiegen war, wollte er die Tür hinter mir zuschlagen, doch ich packte den Türgriff und zog sie selbst zu.
    Er setzte sich hinters Steuer. »Wie wär’s, wenn ich Ihnen hinterherfahre? Dann müssen Sie mich nicht zurückbringen«, schlug ich vor.
    »Kein Problem«, sagte er, während er den Motor anließ.
    »Wieso fahren wir aufs Revier?«
    Duckworth ignorierte meine Frage. »Sie kommen also gerade aus Rochester, richtig?«
    »Stimmt.«
    »Und was wollten Sie dort noch mal?«
    »Mit Jans Eltern reden.«
    »Und? Haben Sie sie gefunden?«
    Ich zögerte. »Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Aber zuerst würde ich Sie gern etwas fragen.«
    Er warf mir einen Seitenblick zu. »Schießen Sie los.«
    »Wird die hiesige Polizei informiert, wenn etwa das FBI jemanden im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms hier in der Stadt ansiedelt?«
    Duckworth blickte nachdenklich durch die Windschutzscheibe. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, ehe er antwortete. »Noch mal von vorn.«
    Ich wiederholte meine Frage.
    »Kommt auf die Situation an, würde ich sagen. Aber normalerweise sind lokale Cops für die FBI -Typen nichts als Hinterwäldler, die sowieso keinen Schimmer haben, weshalb sie uns wohl eher nicht einweihen würden. Andererseits kann ich sie verstehen. Je mehr Leute von so etwas wissen, desto größer ist die Chance, dass das Ganze auffliegt.«
    Ich überlegte kurz. »Mag sein.«
    »Und warum fragen Sie?«, hakte Duckworth nach.
    »Ich weiß es natürlich nicht genau, aber ich glaube, es wäre möglich, dass …«
    »Moment, lassen Sie mich raten«, unterbrach mich Duckworth. »Ihre Frau befindet sich in einem Zeugenschutzprogramm. Und jetzt ist ihre neue Identität aufgeflogen, und sie hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Denken Sie, ich mache Witze? Ich dachte, das würde Sie interessieren.«
    »Nein, das ist eine ernste Sache«, sagte er. »Todernst sogar.«
    »Sie glauben, ich will Sie verarschen, stimmt’s?« Ich wartete auf eine Antwort, doch als er beharrlich schwieg, fuhr ich fort: »Anscheinend ist Jan nicht die Person, die sie zu sein vorgibt.«
    Ein weiterer Seitenblick. »Ach ja? Wer dann? Ich bin ganz Ohr.«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Ich … Ich habe in den letzten vierundzwanzig Stunden ein paar ziemlich seltsame Dinge herausgefunden. Aber ich glaube, dass sie mit Jans Verschwinden zusammenhängen könnten.«
    »Inwiefern? Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Ich war oben in Rochester und habe mit Horace und Gretchen Richler gesprochen.«
    »Mit wem?«
    »Horace und Gretchen Richler. Auf Jans Geburtsurkunde sind sie als ihre Eltern eingetragen. Und sie hatten tatsächlich eine Tochter namens Jan. Aber sie ist im Alter von sechs Jahren ums Leben gekommen.«
    Duckworth runzelte die Stirn. »Wie?«, fragte er.
    »Bei einem Unfall. Ihr Vater hat sie versehentlich überfahren, als er zu schnell aus seiner Einfahrt gesetzt hat.«
    »Du lieber Gott«, stieß Duckworth hervor. »Wie kann man mit so einer Schuld leben?«
    »Das habe ich mich auch gefragt«, erwiderte ich. »Tja, können Sie sich einen Reim auf all das machen?«
    Er überlegte einen Augenblick. »Wissen Sie was?«, sagte er schließlich. »Wir fahren jetzt erst mal aufs Revier, und ich lasse das Ganze überprüfen. Und in der Zwischenzeit können wir uns ganz in Ruhe unterhalten.«
    ***
    Er deutete auf einen schlichten Stuhl vor einem schlichten Tisch in einem kahlen, schmucklosen Raum.
    »Nehmen Sie Platz.«
    »Das ist ein Verhörraum«, sagte ich.
    »Ach wo«, wiegelte Duckworth ab. »Ich will nur ungestört mit Ihnen reden. Also, ich kümmere mich jetzt kurz um die Sache mit dem Zeugenschutzprogramm. Kann ich Ihnen einen Kaffee oder etwas Kaltes zu trinken anbieten?«
    »Nein, danke.«
    »Bin sofort zurück.« Er verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Ich trat an den Tisch, blieb einen Moment lang stehen und setzte mich schließlich auf den einen Metallstuhl.
    Irgendwas stimmte hier nicht.
    An der einen Wand befand sich ein großer Spiegel. Ich fragte mich, ob Duckworth auf der anderen Seite stand und mich beobachtete, zusah, ob ich langsam nervös wurde.
    Ich blieb sitzen und versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, während sich meine Gedanken überschlugen.
    Etwa fünf Minuten

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