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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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»Haben Sie schon mit Leanne gesprochen? Jans Arbeitskollegin? Sie hat garantiert etwas mitbekommen, die beiden sehen sich schließlich jeden Tag.«
    »Leanne«, wiederholte Duckworth.
    »Leanne Kowalski«, sagte ich. »Sehen Sie doch einfach ins Telefonbuch. Ihr Mann heißt Lyall, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Ich werde das überprüfen«, sagte Duckworth, doch sein Tonfall klang, als hätte er bereits mit ihr geredet. »Was hatten die beiden für ein Verhältnis?«
    »Jan und Leanne?«
    »Waren Sie befreundet?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon mal gesagt. Sie arbeiten im selben Büro, das ist alles.«
    »Gemeinsame Unternehmungen?«, fragte Duckworth.
    »Zum Beispiel?«
    »Gehen die beiden gemeinsam shoppen? Oder ins Kino?«
    »Nie.«
    »Also bestand keinerlei privater Kontakt?«
    »Wie oft muss ich Ihnen das noch sagen? Nein. Ist das irgendwie wichtig?«
    »Das weiß man nie«, gab Duckworth zurück.
    »Reden Sie doch einfach mit ihr. Mit wem immer Sie wollen. Aber Sie werden niemanden finden, der glaubt, dass ich etwas mit Jans Verschwinden zu tun habe. Ich liebe meine Frau.«
    »Das glaube ich gern.«
    »Es reicht«, sagte ich. »Sie sind auf dem Holzweg, verdammt noch mal.« Ich stieß meinen Stuhl zurück und stand auf. »Bin ich verhaftet?«
    »Keineswegs«, sagte Duckworth.
    »Brauche ich einen Anwalt?«
    »Glauben Sie, dass Sie einen brauchen?«, gab er zurück.
    Eine tolle Gegenfrage. Wenn ich bejahte, machte ich mich verdächtig. Wenn ich verneinte, stand ich wie ein Idiot da, der die Realitäten verkannte.
    »Seien Sie doch so freundlich, mich zurückzufahren, ja? Ach was, vergessen Sie’s. Ich nehme mir ein Taxi.«
    »Von wegen vergessen«, sagte Duckworth. »Ich habe vorhin noch einen Durchsuchungsbefehl für Ihr Haus ausstellen lassen, Mr Harwood. Außerdem wird Ihr Wagen beschlagnahmt, ebenso wie der Ihrer Frau.«
    »Was?«
    »Vielleicht sollten Sie doch einen Anwalt einschalten.«
    »Sie wollen mein Haus durchsuchen?«, platzte ich heraus.
    »Wir sind schon dabei.«
    »Glauben Sie, ich hätte Jan irgendwo eingemauert? Das kann nicht Ihr Ernst sein!«
    In diesem Augenblick klingelte mein Handy. Ich warf einen Blick aufs Display. Die Nummer meiner Eltern.
    »Hallo?«
    »David?« Meine Mutter.
    »Ja.«
    »Die Polizei schleppt gerade dein Auto ab!«
    »Ja, Mom, ich weiß. Ich …«
    »Ich habe ihnen gesagt, dass sie das nicht machen können, dass man hier überall parken kann, solange man …«
    »Reg dich nicht auf, Mom.«
    »Du musst sofort herkommen! Dein Vater ist draußen und redet auf sie ein, aber …«
    »Mom, hör mir zu! Ich bin auf dem Polizeirevier. Kann Dad mich abholen?«
    »Einer von meinen Männern kann Sie fahren«, unterbrach mich Duckworth.
    Ich funkelte ihn an. »Sie können mich mal!«
    »Was?«, sagte Mom.
    »Schick Dad hierher«, sagte ich. »So schnell wie möglich. Bis später, Mom.« Ich schaltete das Handy aus und steckte es wieder ein.
    »Was sind Sie bloß für ein Dreckskerl?«, fuhr ich Duckworth an. »Statt nach meiner Frau zu suchen, haben Sie sich auf mich eingeschossen. Verdammt noch mal! Was, wenn meine Frau einen weiteren Selbstmordversuch unternommen hat? Was, wenn sie Hilfe braucht? Und Ihnen ist das alles scheißegal? Sie stellen mein Leben auf den Kopf, auf die bloße Vermutung hin, dass ich Jan auf dem Gewissen habe?«
    Wortlos öffnete Duckworth die Tür. Während ich den Flur entlangeilte, blieb er dicht hinter mir, wahrscheinlich um sicherzugehen, dass ich keinen Ärger machte. Kurz vor dem Ausgang wandte ich mich abrupt zu ihm um. »Bis jetzt haben Sie doch nicht mal überprüft, ob Jan tatsächlich in einem Zeugenschutzprogramm war. Stimmt’s?«
    Duckworth schwieg.
    »Sie müssen Jans Hintergrund checken. Anfangs habe ich geglaubt, Jan wolle sich etwas antun, aber inzwischen bin ich mir sicher, dass mehr hinter ihrem Verschwinden steckt. Auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, was.«
    »Glauben Sie mir, Mr Harwood«, sagte er. »Wir ermitteln in alle Richtungen.«
    »Und hören Sie endlich auf, mich zu verdächtigen«, schnauzte ich ihn an. »Ich habe meine Frau nicht umgebracht.«
    »Na, das ist aber ein Zufall«, drang eine nur allzu vertraute Stimme an mein Ohr.
    Als ich mich umwandte, starrte ich in das Gesicht von Stadtrat Stan Reeves. Er grinste bis über beide Ohren.
    »Kaum zu glauben«, sagte er. »David Harwood vom Standard . Was man nicht alles zu hören bekommt, wenn man mal einen Strafzettel bezahlen will.«

25
    Ich ließ

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