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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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wart.«
    Im gleichen Moment klappte die Haustür. Die Hunde brachten neue Nässe in die Küche. Lisa ging wortlos zum Herd und setzte Teewasser auf. Tabori wusste nicht, ob sie seinen letzten Satz noch gehört hatte. Weder er noch Lepcke sagten etwas. Lisa kramte in der Schublade nach den Teebeuteln, um gleich darauf die Schublade zuzuknallen und in ihrem Zimmer zu verschwinden. Es dauerte keine Minute, bis die Tür wieder aufflog. Tabori sah, dass sie um Fassung bemüht war. Ihre Stimme klang angespannt, als könnte sie jeden Augenblick in Hysterie umschlagen.
    »Wäre schön, wenn du jetzt gehst«, sagte sie zu Lepcke. »Ich ruf dich später an, aber jetzt habe ich was mit Tabori zu besprechen, das dich nicht interessieren muss.«
    Sie ging ins Bad hinüber.
    Lepcke blickte Tabori ratlos an, während er schon sein Notizbuch und den Kugelschreiber im Jackett verstaute.
    Tabori zuckte mit den Schultern.
    »Meine Schuhe sind noch in ihrem Zimmer«, flüsterte Lepcke heiser.
    Tabori versuchte, sein Grinsen zu unterdrücken, als er Lepckes Schuhe aus dem Schlafzimmer holte. Hellbraunes, geflochtenes Leder, auf der Sohle stand ein italienischer Markenname. Und die Schuhgröße, 7.
    Er hielt Lepcke die Schuhe hin.
    »Um wie viel Uhr ist die Beerdigung?«, fragte er.
    »16 Uhr, in der Kapelle am Haupteingang.«
    »Ich frage sie«, sagte Tabori und versuchte, die Hunde von Lepcke wegzuschieben, die auf einen Spaziergang hofften.
    Als er weg war, fragte Tabori sich kurz, wie er jetzt eigentlich zurückkäme. Heute Morgen war er ja anscheinend mitLisa gekommen, jedenfalls hatte er nicht wie sonst beim Reden mit seinem Autoschlüssel gespielt. Wenn er was gesagt hätte, dachte Tabori, hätte ich ihm ein Taxi gerufen. Aber das kann er auch selber, er hat ja sein Handy dabei.
    Tabori stellte das kochende Wasser aus und goss eine Kanne schwarzen Tee auf. Er ließ ihn genau zwei Minuten ziehen, bevor er den Beutel in den Komposteimer warf. Dann setzte er sich wieder an den Tisch und wartete. Aus dem Bad hörte er die Dusche rauschen. Es war genau zwölf Uhr mittags. Wenn es weiter so regnet, dachte er mit einem Blick in den Garten, wird bei der Beerdigung niemand mehr entscheiden können, wer womöglich echte Tränen um Respekt vergießt.

16
    Während Lisa wortlos ihren Tee schlürfte, hatte Tabori ein Omelett für sie gemacht. Er selber hatte keinen Hunger. Er merkte erst jetzt, wie verletzt er war. Eifersüchtig traf es wahrscheinlich besser. Er hatte keinerlei Anrecht auf Lisa, und mit wem sie ins Bett ging, war nicht seine Sache. Bisher hatte er bei den – zugegebenermaßen eher seltenen – Gelegenheiten, bei denen Lisa jemanden über Nacht mit nach Hause brachte, keine Probleme gehabt. Aber dass sie sich nun ausgerechnet mit Lepcke eingelassen hatte, erwischte ihn mehr, als er erwartet hatte.
    Lisa erwähnte Lepcke mit keinem Wort, dafür gab sie ihm in kurzen Sätzen wieder, wie das Gespräch mit ihrem Vater verlaufen war. Warren hatte endgültig beschlossen, nie wieder eine Galerie zu betreten geschweige denn auch nur ein einziges seiner Bilder in einer Galerie auszustellen, auch würde er nicht mehr malen. Stattdessen plante er einen Neuanfang auf einem völlig anderen Gebiet, über das er aber nicht reden wollte. Oder jedenfalls nicht mit Lisa.
    »Er hat gesagt, er würde sich bei Gelegenheit gerne mal mit dir unterhalten«, berichtete Lisa. »Aber es eilt nicht, wenn du Zeit hast, würde er sich freuen.«
    »Heißt das, er will jetzt im Zirkuswagen bleiben?«
    Lisa zuckte mit den Schultern.
    »Die Wohnung in Berlin hat er noch, das habe ich zumindest rausgekriegt. Es scheint eher so zu sein, als wollte er Zeitzum Nachdenken haben. – Ich habe keine Ahnung, wie wir damit umgehen sollen. Immerhin ist er mein Vater, ich kann ihn schlecht vor die Tür setzen, oder?«
    Sie stocherte einen Pilz aus dem Omelett und betrachtete ihn einen Moment, bevor sie ihn sich in den Mund schob.
    »Solange er im Zirkuswagen bleibt, stört er nicht, also geben wir ihm die Zeit. Aber ich möchte nicht, dass er hier jeden Abend in der Küche rumhängt oder sich sonst irgendwie in mein Leben einmischst.«
    »Hast du ihm das gesagt?«
    »So in etwa, ja.«
    »Und?«
    »Er akzeptiert es. – Noch«, setzte sie hinzu. »Er hat auch angeboten, dass er morgens mit den Hunden rausgehen kann. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich will.«
    »Ich rede mit ihm, okay?«
    Lisa nickte. Dann blickte sie ihn fragend an.
    »Und für dich wäre

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