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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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für einen Job es überhaupt ging. Dann erwähnte er noch, dass es in Hannover die ganze Nacht geregnet habe, jetzt aber wieder die Sonne scheinen würde und es schwül und drückend sei. In München war schönes Spätsommerwetter, berichtete Sabine. Sie würde heute noch mit dem Hund einen langen Spaziergang im Englischen Garten machen. Mehr hatten sie sich nicht zu sagen. Tabori vergaß zu fragen, seit wann sie eigentlich einen Hund hätte.
    Er schloss den Wagen ab und ging durch das Restaurant auf die Sonnenterrasse hinaus. Der See funkelte im grellen Licht, Tabori kniff die Augen zusammen. Das Café war nur mäßig besucht, die Preise waren zu teuer für die üblichen Badegäste geworden, seit ein Zwei-Sterne-Koch die Restauration übernommen hatte.
    Er fand ohne Mühe einen leeren Strandkorb, die Tische in der Nähe waren unbesetzt und würden es hoffentlich bleiben. Er bestellte einen doppelten Espresso, den er sich aufhob, bis er fast kalt war und so bitter schmeckte, dass es ihm den Gaumenzusammenzog. Als Lisa mit den beiden Anwärterinnen ankam, war er kurz davor einzunicken.
    Er hörte, wie sie ihre Bestellungen aufgaben. Lisa erzählte von der Wassersuche mit ihren Hunden, als sie die Kinderleiche aus dem See geborgen hatten. Tabori versuchte, die Stimmen der beiden Anwärterinnen den Gesichtern zuzuordnen, die er von seinem eigenen Gespräch mit ihnen noch im Kopf hatte. Die tiefe Stimme mit dem leichten Akzent gehörte zu der Dunkelhaarigen, Güngör, die andere Stimme musste also die Frau mit dem Nasenpiercing sein. Janin. An den Nachnamen konnte er sich nicht mehr erinnern.
    »Ich weiß überhaupt nicht, warum wir jetzt hier mit hergekommen sind«, sagte Güngör in Lisas Geschichte hinein. »Was willst du überhaupt von uns? Du hast uns doch bestimmt nicht zum Eis eingeladen, um ein paar Hundegeschichten auszutauschen.«
    Lisa zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. Aber sie duzen sich, dachte Tabori, das ist schon mal ein Anfang. Sie akzeptieren Lisa also zumindest als eine Art Kollegin, was die Hunde angeht.
    »Ich denke, ihr seid hier, weil ihr neugierig seid«, kam es jetzt von Lisa. »Oder eher nervös. Weil ihr nicht wisst, ob es irgendwas gibt, was euch reinreiten könnte. Und ihr hofft, dass ich vielleicht ein paar Informationen habe, die euch nützen können.«
    »Wovon redest du?«, sagte Janin ganz ruhig. »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
    »Und überhaupt müssen wir uns das nicht bieten lassen, oder?«, regte sich Güngör wieder auf. »Wir haben alles gesagt, was wir wissen. Außerdem gehörst du nicht zu uns, alsogeht dich das Ganze auch gar nichts an. Wenn du uns wegen irgendwas verdächtigst, bist du auf dem Holzweg, wir haben nichts damit zu tun.«
    »Womit?«, kam es prompt von Lisa.
    »Mit … mit dem Mord an …«
    »Darfst du das überhaupt?«, mischte sich Janin wieder ein. »Ich meine, uns hierher bringen und irgendwelche komischen Fragen stellen?«
    »Ihr seid freiwillig hier. Ihr könnt jederzeit wieder gehen, wenn ihr wollt.«
    Einen Moment lang sagte keiner etwas.
    Die Bedienung kam und brachte die Eisbecher.
    »Okay«, sagte Lisa, »da ihr immer noch hier seid, versuche ich vielleicht mal, ein paar Sachen klarzustellen.« Als sie weitersprach, zuckte Tabori unwillkürlich zusammen. »Erstens, ich kenne Respekt, oder vielmehr ich kannte ihn. Er war ein ausgemachtes Dreckschwein, darüber müssen wir nicht reden. Wer immer ihn umgebracht hat, hat wahrscheinlich allen anderen einen großen Dienst erwiesen …«
    Janin reagierte als Erste.
    »Versuchst du, uns einzuwickeln? Das läuft nicht, wir waren es nicht, wir haben ein Alibi.«
    »Interessiert mich nicht«, sagte Lisa. »Wie ihr ganz richtig festgestellt habt, gehöre ich nicht zur Polizei. Und solange die euch euer Alibi abkauft, habt ihr ja ohnehin nichts zu befürchten.« Ihr nächster Satz ließ Tabori so heftig Luft holen, dass er sich an seiner eigenen Spucke verschluckte. Er hatte Mühe, einen Hustenanfall zu unterdrücken, zum Glück setzten im gleichen Moment zwei Möwen zum kreischenden Sturzflug auf die Terrasse an. »Aber zufällig schlafe ich gerade mit einemPolizisten, der an dem Fall dran ist«, sagte Lisa. »Und es wäre verdammt gut für euch, wenn ihr beweisen könntet, dass ihr mit der Entführung von Damaschke nichts zu tun habt. Nur damit wir uns richtig verstehen: Solltet ihr da mit drinhängen und sollte er überhaupt noch am Leben sein, dann redet gefälligst. Und zwar jetzt, bevor es

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