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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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zu spät ist. Mit einem zweiten Polizistenmord kommt ihr nicht durch, keine Chance.«
    Tabori hörte, wie eine der beiden Anwärterinnen ein Feuerzeug aufschnappen ließ. Zigarettenrauch wehte zum Strandkorb hinüber.
    »Du spinnst komplett«, sagte Janin, aber ihre Stimme klang deutlich verunsichert.
    Güngör hustete. Sie ist also diejenige, die raucht, dachte Tabori. Und: Wieso setzen sie sich nicht zur Wehr? Wieso erklären sie nicht, dass sie mit Damaschkes Entführung nichts zu tun haben? Weil sie ihn tatsächlich entführt haben. Genauso wie Respekt. Und auch Damaschke ist längst tot. Gefoltert und ermordet. Und die beiden Täterinnen sitzen keine zwei Meter von mir entfernt …
    »He«, kam es jetzt von Güngör. »Das ist Kacke, was du da redest. Wir wissen nichts von Damaschke.«
    Zu spät, dachte Tabori.
    Lisa schwieg.
    »Wir haben selber schon überlegt, wer es gewesen sein könnte«, sagte Janin. »Aber keine Ahnung, wir wissen es nicht.«
    »Wir waren es jedenfalls nicht«, setzte Güngör noch mal hinzu. »Dafür könnt ihr uns nicht rankriegen, das läuft nicht.«
    »Okay«, sagte Lisa. »Das wollte ich nur wissen. Dann ist ja alles prima.«
    Sie rief nach der Bedienung, um zu zahlen.
    Tabori hörte, wie die Anwärterinnen offensichtlich gleichzeitig ihre Stühle zurückschoben.
    »Als Damaschke entführt worden ist, waren wir mit den Hunden auf dem Trainingsplatz«, sagte Janin. »Der Ausbilder, der für Respekt eingesprungen ist, hat alles auf Video aufgezeichnet, damit wir später darüber reden können. Und alles mit Datum und Uhrzeit. Kannst du deinem Lover sagen.«
    »Alles klar«, meinte Lisa. »Tut mir leid, wenn ich euch genervt habe.«
    Die Bedienung kam. Lisa zahlte. Die Anwärterinnen mussten gegangen sein, ohne sich zu verabschieden. Als Tabori sich aus dem Strandkorb beugte, sah er sie gerade noch im Restaurant verschwinden. Sie trugen beide ihre Uniformen.
    Lisa kam zu ihm und setzte sich wortlos neben ihn auf das rotweiß gestreifte Polster. Als Tabori sich eine Zigarette ansteckte, wedelte sie den Qualm mit der Hand zur Seite.
    »Deine Vernehmungstechnik ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig«, konnte Tabori es nicht lassen anzumerken.
    Lisa zuckte mit den Schultern und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ein leichter Wind war aufgekommen, kleine Wellen kräuselten sich auf der Wasserfläche vor ihnen.
    »Erstens«, sagte Lisa, »sie lügen, was Respekt angeht. Ich habe ihre Augen gesehen, irgendwas stimmt da nicht, egal wie perfekt ihr Alibi ist. Zumindest wissen sie irgendwas.« Sie hob die Hand, als Tabori etwas erwidern wollte. »Zweitens, mit der Damaschke-Sache haben sie nichts zu tun, da bin ich mir sicher. Nicht nur wegen des Videos, das es angeblich gibt …«
    »Aber entschuldige«, brachte Tabori an, »allein die Pause hat schon gereicht, bevor sie auf deine indirekte Anschuldigung reagiert haben, hast du das nicht gemerkt? Du hast sie kalt erwischt, sie waren nicht darauf vorbereitet, mit der Entführung konfrontiert zu werden.«
    »Falsch. Oder nein, richtig, sie waren nicht darauf vorbereitet, stimmt, aber der Grund, dass sie gezögert haben, war ein anderer. Ich glaube, sie sind selber irritiert über Damaschkes Verschwinden! Was immer es vielleicht für einen Plan gegeben hat, mit dem sie irgendwie zu tun hatten, Damaschkes Entführung gehörte jedenfalls nicht dazu.«
    Tabori schüttelte den Kopf.
    »Das sehe ich anders.«
    Sein Handy klingelte. Lepcke. Er musste im Auto sitzen, Tabori hörte deutlich die Fahrgeräusche.
    »Das Spiel geht weiter. Ich hab gerade einen Anruf aus Bennemühlen gekriegt. Während wir alle auf der Trauerfeier waren, ist Damaschkes Hund verschwunden! Aus dem Zwinger raus! Das Schloss ist aufgeknackt, der Hund ist weg. Gesehen hat niemand was. War ja auch nur eine Notbesetzung da.«
    Tabori reagierte, ohne zu zögern.
    »Hat schon jemand überprüft, ob Damaschkes Motorrad noch da ist?«
    Lepcke lachte.
    »Nicht schlecht, war auch meine erste Idee. Damaschke ist am Leben und holt sich höchstpersönlich seinen geliebten Hund und die geliebte Maschine. Aber ich muss dich enttäuschen. Nein, das Motorrad ist noch da.«
    Einen Tag später war die Beerdigung von Anna Koschinski. Die Staatsanwaltschaft hatte den Leichnam freigegeben,Lepcke hatte die klare Anweisung bekommen, den Fall als »Selbstmord aus persönlichen Gründen« zu den Akten zu legen und jegliche weiteren Nachforschungen unverzüglich einzustellen.

18
    Lepcke waren zwei

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