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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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Tellerrand hinausgeht, die drei Affen spielen, nichts sehen, nichts hören, nichts sagen? Das kann es echt nicht sein! Wenn an dieser Sache, von der der Polizeipräsident dir erzählt hat, was dran ist, dann …«
    Das Telefon klingelte.
    »Du weißt genau, was ich meine«, sagte Lepcke, während er aufstand. »Ich kann das nicht und du kannst das auch nicht.« Er hielt sich nacheinander kurz die Hände vor die Augen, vor die Ohren, vor den Mund, dann nahm er das Telefon aus der Station.
    »Lepcke. – Was? Ja, klar höre ich dich. – Du hast was Neues? Warte, Tabori ist gerade bei mir, ich stelle auf Mithören, dann brauche ich nachher nicht alles zu wiederholen.«
    Er hielt die Hand über das Telefon.
    »Sommerfeld. Ich hab ihn ja nach Dänemark geschickt, du weißt. Er hat irgendwas rausgefunden.«
    Gleich darauf kam Sommerfelds Stimme krächzend aus dem Lautsprecher.
    »Passt auf, ich bin noch hier oben, und ich hab jetzt auch das Ergebnis, das Lepcke wollte. Die DNA-Spuren von dem Blutfleck und unserer Toten stimmen überein, aber mehr kann ich mit dem mobilen Set hier nicht rauskriegen, tut mir leid. Ich habe allerdings noch einen zweiten Blutfleck gefunden, gleiche DNA, aber außerhalb des Bunkers, direkt unterhalb der Kante. Also die Bunkerwand ragt hier so gut zwei, zweieinhalb Meter aus der Grasklippe, und hier unten ist so eine Art Trampelpfad … Was ist das denn? Jetzt ist derTyp schon wieder da, wartet mal eben, bleibt dran, ich melde mich gleich wieder!«
    Tabori und Lepcke blickten sich irritiert an.
    Es knisterte und knackte im Lautsprecher, deutlich konnten sie Sommerfelds Atmen hören, als würde er mit dem Handy am Ohr irgendwohin klettern. Mehrmals war auch ein Geräusch zu hören, das von Windböen zu stammen schien. Dann kam Sommerfelds Stimme wieder.
    »Ich stehe jetzt hier wieder oben auf dem Bunker. Eigentlich sind keine Touristen mehr da, höchstens mal irgendein Däne, der mit seinem Hund spazieren geht. Aber der Typ hier ist kein Däne, ich habe ihn vorhin schon mal gesehen, schon zweimal sogar, entweder läuft er hier immer nur im Kreis rum oder er beobachtet mich. Vielleicht auch wegen dem Alukoffer, den ich mit mir rumschleppe, das muss natürlich auch ein bisschen komisch wirken hier oben. – Jetzt ist er gerade weg, vielleicht habe ich mir das Ganze auch nur eingebildet, es war eigentlich auch mehr sein Hund, der mir aufgefallen ist …«
    Tabori merkte, wie sich seine Muskeln spannten. Er blickte zu Lepcke hinüber, der mit zusammengezogenen Augenbrauen zuhörte.
    »Was für ein Hund, die Rasse, meine ich?«
    »Das ist es ja eben. Schäferhund, sieht fast aus wie einer aus der Hundestaffel.«
    »Und der Typ?«
    »Kann ich nicht genau sagen, deine Statur ungefähr, und Lederjacke, aber nicht wie deine, eher eine Motorradjacke.«
    »Pass auf«, rief Tabori. »Mach nichts weiter. Vor allem komm nicht auf die Idee, ihn noch mal sehen zu wollen. Steig einfach nur in dein Auto und hau ab, verstehst du mich? Fahrin dein Ferienhaus und rühr dich nicht vom Fleck. Wir kommen hoch. Sechs oder sieben Stunden, so lange unternimmst du gar nichts! – Sommerfeld? Bist du noch da?«
    Wieder hörten sie nur Windgeräusche, dann Schritte, als würde Sommerfeld jetzt über losen Kies laufen. Dann endlich wieder seine Stimme, diesmal so leise, dass sie Mühe hatten, ihn zu verstehen.
    »Zu spät. Ich komm hier nicht mehr weg. Der Typ mit dem Hund steht genau an meinem Auto. Als würde er auf mich warten.«
    »Hat er dich gesehen?«
    »Weiß ich nicht. Er guckt gerade in die andere Richtung, aber der Scheißköter hat mich gewittert, glaube ich …«
    Es knackte im Lautsprecher, dann war die Verbindung unterbrochen.

25
    Der Verkehr war mäßig. Keine Lastwagen, kaum irgendwelche Drängler auf der Überholspur, rechts nur ab und zu ein voll beladener Familienkombi auf der Rückfahrt aus dem Urlaub, bis Walsrode auch erst noch ein paar Sonntagsausflügler auf dem Weg zum Safari-Park. Danach hatten sie die Autobahn fast für sich alleine.
    Lepcke fuhr. Mit der Begründung »Ich hab ja wenigstens ein paar Stunden gepennt – und ich war vorher auch nicht in der Obstweinkneipe!«, hatte er sich hinters Lenkrad gesetzt, als sie von Taboris Haus aus gestartet waren. Und seitdem hatte er kein Wort mehr gesagt. Aber eigentlich hatte er auch vorher nicht viel geredet. Schon während Tabori noch erfolglos versuchte, Sommerfeld zurückzurufen, war Lepcke im Schlafzimmer verschwunden und wenig später mit einer

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