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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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Sporttasche wieder erschienen. Außerdem trug er sein Schulterhalfter mit der Waffe. Er hatte seine Jacke vom Haken im Flur genommen und gewartet, dass Tabori ihm folgte.
    An der Haustür war ihnen Inga entgegengekommen, Lepcke hatte ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht und gleichzeitig die Brötchentüte aus der Hand genommen: »Hol dir noch mal neue, ja? – Komm, sei nicht sauer, Schwesterchen, aber wir müssen los! Und vor morgen bin ich ganz sicher nicht zurück, ich ruf dich an, wenn ich mehr weiß. Denk an die Fische heute Abend, ja? Das Futter steht in der Küche im Regal. Ich hab dich lieb!«
    Tabori war mit einer resignierten Geste zu Inga hinüber in den Passat gestiegen und hatte gehofft, dass das als Entschuldigung reichen würde, wofür genau er sich eigentlich entschuldigen wollte, wusste er selber nicht. Noch während der Fahrt hatte er nach der Lederjacke auf der Rückbank gegriffen und die Mailbox seines Handys gecheckt, ein Anruf in Abwesenheit, Lisa, die auch eine Nachricht hinterlassen hatte: »Pass auf, Tabori, ich erreich dich gerade nicht, aber ich muss los. Sie haben mich vom THW angefordert, wegen irgendeinem Leichenfund an einem Kiesteich, das heißt, sie haben bisher nur den rechten Arm und die linke Hand gefunden, vielleicht auch umgekehrt, das weiß ich gerade nicht mehr, aber jedenfalls glauben sie, dass der Rest irgendwo im Teich ist. Ich schnapp mir also Rinty und Beago und mach mich auf den Weg. Irgendwo hinter Celle, aber ist ja auch egal, ruf mich einfach heute Nachmittag mal an, wenn du magst. Vielleicht geht’s ja auch schnell, dann essen wir abends was zusammen, okay? Und nein, du brauchst Lepcke nicht mit einzuladen, hörst du? Ach ja, ich hab dir noch einen Brief geschrieben, liegt auf dem Tisch. Lies mal bitte, ist wichtig. Kuss. Bis später.«
    Der Zettel hatte dann nicht auf dem Tisch, sondern auf der Fensterbank gelegen.
    Ich habe noch mal über alles nachgedacht, was du heute Nacht erzählt hast
, hatte Lisa geschrieben.
Obwohl ich wollte, dass es anders wäre, glaube ich trotzdem nicht daran, dass Respekt (sollte er der Täter sein, wovon ich fast überzeugt bin) im Auftrag von den Leuten aus dem Netzwerk gehandelt hat. Ich glaube auch nicht, dass Anna irgendetwas hätte herausfinden können, was diesen Leuten so gefährlich erschienen wäre, dass
sie sie ermorden lassen, da gibt es Möglichkeiten, die einfacher sind – sie als unglaubwürdig hinzustellen, indem man sie zum Beispiel in Verbindung mit irgendwelchen Drogengeschichten bringt oder irgendeine andere Schmutzkampagne startet. Und vor allem bliebe dann immer noch die Frage, warum Respekt gefoltert wurde. Weil er etwas gegen die Leute da oben in der Hand hatte und sie mit dem Auftragsmord, den er selber durchgeführt hat, erpressen wollte? Unglaubwürdig. Oder wollte er aussteigen? Hat er vielleicht damit gedroht, dass er mit seinem Wissen an die Presse geht, und war deshalb als Mittelsmann unbequem geworden? Aber was wusste er denn überhaupt, außer dass da irgendwelche schmutzigen Geschäfte abgewickelt werden (in die er mit Sicherheit keinen Einblick hatte)? Aber mal angenommen, es war so, und sie haben ihn nur gefoltert, um den Verdacht auf den internen Kreis der Hundeausbildung zu lenken? Irgendwie erscheint mir das zu konstruiert.
    Oder ist er einfach nur aus der Spur gelaufen und hat die Anwärterin aufgrund seiner perversen Neigungen umgebracht und sollte jetzt dafür bestraft werden? Schon eher. Aber doch ganz bestimmt nicht von denen da oben, das hätte sie doch gar nicht weiter interessiert!
    Also bleibt tatsächlich nur der interne Kreis. Merkst du, worauf ich hinaus will? Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, so verlockend der Gedanke auch wäre, dass wir es hier mit irgendeiner Verschwörung zu tun haben – vergiss es! Der Mörder muss irgendwo in der Ausbildungsabteilung zu finden sein. Ich weiß, dass du ohnehin die beiden anderen Anwärterinnen verdächtigst, und ich fürchte immer mehr, dass du richtig liegst damit. Aber umso mehr wäre dann die Frage, ob
es nicht so was wie eine übergeordnete Gerechtigkeit gibt und ihr es vielleicht darauf beruhen lassen solltet. Es ist klar, dass ihr alles versuchen müsst, um zu verhindern, dass aus dem Entführungsfall jetzt auch noch ein dritter Mord wird, aber wer immer Respekt auf dem Gewissen hat, sollte zumindest von euch erwarten können, dass ihr in ihm eher das Opfer als den Täter seht! Ich weiß nicht, ob du mit Lepcke darüber reden

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