Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
dann
Abrakadabra
sagt und die Welt nicht zu Käse wird, wundert man sich. Statt sich zu wundern, könnte man aber doch gleich versuchen, sich vernünftig und verständlich auszudrücken, oder?«
    »Tu das«, knurrte Tobias.
    Matzbach blähte die Wangen, sagte »bah« und ging zum Schreibtisch. »Laß uns zusammenfassen: Ein schwäbelnder Heidegger, den Carlo haßt. Ein Recorder mit Störsender, der Carlos Herzschrittmacher hemmt. Draußen Fußabdrücke im Beet, hier drinnen Lehm an der Terrassentür. Das Telefon ausgestöpselt. Aber ...« Er kratzte sich den Kopf.
    Neumann musterte ihn von der Seite. »Was aber?«
    »Wieso hat Carlo sich mit dem Rollstuhl nicht mehr bewegt? Leere Batterien sind kein Argument, er hatte ja noch die Hände. Wie kann man einen Rollstuhl blockieren, ohne Spuren zu hinterlassen? Oder gab’s welche?«
    Neumann machte ein leises Würgegeräusch. »Wie man’s nimmt. Gestank – Darm und Blase hatten sich entleert. Der Teppichboden war unterm Rollstuhl ein bißchen gewellt. Sonst nix.«
    Matzbach seufzte. »Nun ja. Na denn. Einpacken und aufbrechen?«
    Beim Wegfahren (inzwischen war es fast elf) sahen sie ein paar Kinder in der Stichstraße spielen, neben der Mauer, die der Hinterlasser des Fußabdrucks bestiegen haben mußte.
    »Ent- oder weder«, sagte Matzbach.
    »Inwiefern?«
    »Schwänzen sie die Schule, noch haben sie einen Kindergartenplatz. Zement.« Er bremste, stieg aus und rief den Kindern etwas zu. Ein paar kamen näher, schüttelten nacheinander die Köpfe und gingen wieder.
    »Sie haben nichts gesehen«, sagte Baltasar. Er ließ den Rover wieder an. »Aber das macht nichts.«
    »Wieso macht es nichts?«
    »Na ja, es macht nur dann was, wenn du ein gesetzestreuer Bürger bist und gern den Damen und Herren von der Staatsanwaltschaft neben Steuern, Gebühren und Bestechungsgeldern auch noch ein feines, hieb- und stichfestes Dossier schenken möchtest.«
    »Möchte ich absolut überhaupt keineswegs. Warum?«
    »Reden wir doch mal über deine und meine Wünsche. Und über deine Telefonate.«
    Die Erörterung der Wünsche nahm nicht allzuviel Zeit in Anspruch. Nachdem sie sich ohne Probleme geeinigt hatten, berichtete Neumann von seinen Telefonaten. Es sei, sagte er, nicht sehr schwierig gewesen. Nachdem das Datum und der ungefähre Ort des Unfalls feststanden, habe er sich bei der Autobahnmeisterei erkundigt, wohin zum fraglichen Zeitpunkt wohl ein Schrottwagen verbracht worden sein könnte; der Rest war dann ein Klönen unter Brüdern, Kollegen in Sachen Karosserie sozusagen.
    »Du wolltest mir aber immer noch sagen, wie du auf diesen Professor Huber gekommen bist«, sagte Tobias schließlich.
    Matzbach gab ein paar ärgerlich klingende Grunz- und Knurrlaute von sich. »Immer wünsch ich mir ein richtig schönes Puzzle«, sagte er dann, fast weinerlich, »und was ich kriege, als Hobbydetektiv, sind entweder chaotische Ramba-Zamba-Sachen oder unwahrscheinliche Zufälle, bei denen ich meine kleinen grauen Zellen nicht besonders anstrengen muß.«
    Neumann lachte. »Wie sagt unser Oberbonze? Es kommt auf das an, was hinten rauskommt. Wenn alles klappt, kommt hinten genug raus; dann solltest du dich nicht über zu wenig Denksport beklagen.«
    »Schon recht. Trotzdem. Na ja. Obwohl. Wogegen andererseits. Bah. Also. Ich bin die Papiere deines verehrungswürdigen Oheims durchgegangen und kam immer wieder bei Heidegger aus. Nicht zu vergessen die Kassette mit diesem ekelerregenden Schwaben. Plus der Störsender, der Fußabdruck und der Lehm. Dann habe ich die Liste der im Todesfall zu Benachrichtigenden betrachtet und erwogen. Und die Trauerpost gesichtet. Und, o mon dieu, es sind gewaltige Absonderungen dabei!« Er schüttelte den Kopf und starrte geradeaus, wo der Hinweis auf die Raststätte Hilden näher kam.
    »Jajaja«, murmelte Tobias. »Tränen, Lügen und Videos, oder so. Da gab’s doch mal nen Film.«
    »Ein
Kondolenzschreiben hat’s mir richtig angetan, das von Professor Doktor Otto Huber. Erinnerst du dich?«
    Neumann hob die Schultern. »Ich hab das ganze Zeug nur überflogen und weggelegt. Kucken, ob Bargeld für Kränze dabei ist, derlei. Richtig gelesen hab ich das nicht. Was willst du denn hier?«
    Matzbach steuerte den Rastplatz Hilden an und bremste vor dem Teil, den er als »Freßtaurant« bezeichnete. »Kleine Stärkung«, sagte er. »Frühstück. Außerdem ist es stickig und trocken. Und wir haben noch einiges vor uns.«
    Neumann nahm Kaffee und Gulaschsuppe,

Weitere Kostenlose Bücher