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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Hochebene zu. Der Mann zieht aus und kehrt nicht wieder. Die Frau trägt ein Kind, aber bringt es nicht zur Welt. Unheil. Fördernd ist es, Räuber abzuwehren.«
    »
Dsien
«, sagte Matzbach. »Auch ›Allmählicher Fortschritt‹ genannt. Tja. Wenn das aber so ist, dann wollen wir doch die lieben Angebote, beim Räuberabwehren zu helfen, nicht ausschlagen, nicht wahr?«
    Es war kurz vor eins, als Matzbach an Hermines Schlafzimmertür klopfte.
    »Geh weg.«
    Baltasar bewegte die Klinke; die Tür war unverschlossen. Er trat ein und sagte: »Ich höre und gehorche.«
    Hermine saß im Schneidersitz auf dem Bett. Sie war nackt und hielt zwei Objekte in den Händen. Ein einzelnes Nachttischlämpchen brannte.
    »Ich hab noch eine schlechte Übersetzung loszuwerden«, sagte Matzbach. »Manchmal muß ein Mann tun, was ein Mann tun muß.«
    »Das rettet dich auch nicht«, sagte sie dumpf. »Aber immerhin kommst du gleich mit Blödsinn an statt mit sogenannten Argumenten.« Sie blickte auf.
    Matzbach war nicht sicher, ob sie geweint hatte oder nicht. Das Glitzern auf der Wange mochte auch ein Lichtspiel der Lampe sein. Ein Rest Make-up. Ein Stückchen Lametta. Schnee. Er knöpfte sein Hemd auf.
    »Ich sei, gewährt mir die Freide, in Eurem Bette der zweide«, sagte er. »Was hast du da in holden Händen, abgesehen von der Kandare meines Herzens?«
    Sie verzog das Gesicht. »Hör doch auf mit deinen unmöglichen Wendungen. Souvenirs hab ich hier. Memos, gewissermaßen. Beide unpoliert, wie das jeweilige Original.« Sie hielt die Gegenstände hoch. Das eine Objekt war Matzbachs Porträt, fein ausgeführt in Teak; das andere der ephemere Euphemismus, von dem Hermine gesprochen hatte: ein Gemächt mit geballtem Scrotum und erigiertem Glied.
    »Ha«, sagte Baltasar. »Zur abschreckenden Beherzigung?«
    »Damit ich, wenn die Originale bei eurem wahnsinnigen Chauvitrip draufgehen ... dann kuck ich mir später die Kopien hier an und seh, daß es kein Verlust war, und das wird mich daran hindern, alles rückblickend zu verklären.«
    »Ah, ah, retrograde Utopien sind die gemütlichsten.« Matzbach kletterte aufs Bett, beugte sich vor und betrachtete sein Antlitz in Teak, die leicht hochgezogene linke Braue, den entspannten Mund, das Kerbenkinn, den Gesamteindruck von lässiger Blasiertheit. Er schüttelte sich. »Scheußlich. Tu’s weg.«
    Hermine hielt ihm das Teak-Gemächt hin. »Und das da?«
    »Tja.« Er streichelte ihren festen Rücken und musterte das feste Gerät. »Abermals tja. Kann ich nicht beurteilen; in dem Zustand schau ich nicht in den Spiegel. Gibt’s da überhaupt individuelle Unterschiede?«
    »Und ob. Aber die Ähnlichkeiten überwiegen: Alle nutzen sich schnell ab und hängen an Geisteskranken.«
    Baltasar schnalzte und ließ sich aufs Kissen sinken. »Ihr, Edle, legt das doch weg und befaßt Euch ein wenig mit dem verfügbaren Original. Au, nicht so fest. Könnte es sein ...« Er sprach nicht weiter.
    »Was?« Die Spur eines Lächelns tauchte in Hermines Gesicht auf.
    »Wenn du mit auf den Chauvitrip gehen willst, so als unbürgerliche Künstlerin, hm, dann hätte ich nen Job für dich, am Samstag.«
    »Ha. Laß mal hören.«

14. Kapitel
    Es gibt mehr schlechte Männer als gute Frauen.
    B ALTASAR M ATZBACH
    Furchtbar.« Matzbach gähnte und blinzelte. Die DS schnurrte mit knapp 140 km/h über die fast leere Autobahn nach Norden. »Sechs Uhr. Ekelhaft.«
    »Schlieft Ihr lange und gut, edler Mann?« sagte Yü. Dann gähnte er.
    »Fünf Stunden gestern, und diese Nacht dreieinhalb. Und so früh aufstehen. Ekelhaft.«
    Yü hob die Schultern. »Wer nicht zwischen Lust und Pflicht unterscheiden kann, wird leicht zur Lust verpflichtet. Kung-tse.« Er schüttelte sich und setzte sich auf. »Wenn ich nicht was tu, schlaf ich gleich ein. Es sei denn, du hättest kluge Dinge zu sagen.« Er tastete in seiner Jackentasche herum, holte die Mao-Bibel heraus, legte sie zwischen seine Beine, fand dann die gesuchten Gegenstände und begann, sich die Ohren mit einem Q-Tip, danach die Fingernägel mit einem Schweizer Offiziersmesser zu reinigen.
    »Igitt.« Matzbach schaute wieder geradeaus.
    »Seit wann hast du den Schlüssel zu dieser Autowerkstatt?«
    Matzbach wackelte mit den Ohren. »Hat Tobias mir gegeben, damit ich notfalls auch in seiner Abwesenheit an die Knete kann, die wir unter seinen Schrottrümmern versteckt haben.«
    »Das war so ein Notfall, heute früh, ja?«
    »Wenn man nach allzu geringem Schlaf ohne Kaffee in

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