Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
sich an Dinge erinnern, die nicht in der Zeitung gestanden haben, weil niemand sie belegen konnte.«
    »Was wissen Sie genau?«
    »Anno einundsiebzig ist ein Mädchen ins Wasser gegangen. Sie war schwanger. Und sie war mit Ihnen liiert? Weiß ich nicht, aber jedenfalls befreundet. Angeblich hat man Sie mit der jungen Dame an dem See gesehen, aus dem sie später gefischt wurde.«
    Auerberg seufzte, stieß sich von der Bordwand ab, ging zur anderen Seite, machte kehrt und blieb etwa in der Deckmitte stehen. Matzbach sah, daß der Abgeordnete wieder oder immer noch hinkte.
    »Alles Zufälle«, sagte Auerberg; er klang müde. »Martha war auch mit Dengler befreundet – dem Genossen, der mich ausbooten will und dem ich mit dem Geld meiner Frau die Kampagne gegen mich finanziere. An dem See sind wir oft gewesen – schwimmen, klönen und ... na ja, anderes. Das war damals, ist wohl noch immer, ein nettes Ausflugsziel. Ich nehme an, Dengler ist auch mit ihr dagewesen.« Er zuckte mit den Schultern. »Daß sie schwanger war, hab ich erst erfahren, als man sie rausgefischt und obduziert hatte.«
    »Kann Dengler das gegen Sie verwenden?«
    »Juristisch nicht.«
    Matzbach nickte langsam. »Das heißt, er kann. Oder könnte. Sie wissen von nichts, haben sie nicht etwa, beispielsweise, unter Wasser gedrückt, weil sie von Ihnen schwanger war und Ihnen das nicht ins Konzept paßte?«
    Auerberg schüttelte stumm den Kopf.
    »Aber Dengler weiß etwas anderes, diese Bundeswehrsache. Was war das genau? Mißhandlung Untergebener?«
    »Ja. Müssen Sie’s ganz genau wissen?«
    »Wenn ich Dengler das, was er gegen Sie in der Hand hat, aus eben jener schlagen soll ...«
    Auerberg ging wieder ein paar Schritte; er zog den rechten Fuß nach. Links neben Baltasar lehnte er sich mit dem Gesäß an die Bordwand. »Ich habe die Jungs bei einer Überlebensübung, damit es echt wirkt, Notproviant essen lassen. Regenwürmer, Käfer, so was. Roh. Reicht das?«
    »Ziemlich eklig. Aber dienstliche Konsequenzen gab es nicht?«
    »Alle sind getrennt und versetzt worden; das Ganze wurde unter den Tisch gekehrt. Mit ein bißchen ... finanzieller Nachhilfe.«
    »Woher hatten Sie das Geld?«
    Auerberg lachte gepreßt. »Gepumpt.«
    »Also, juristisch kann Dengler Ihnen nichts tun. Aber die Bundeswehrsache ruiniert Sie, was den Ruf und die Stellung in der Partei angeht, und in Ihrer Lage reicht zum endgültigen Aus ja die bloße Behauptung, Sie hätten das Mädel geschwängert und untergetaucht. Das muß er nicht beweisen, da stürzen sich auch so alle drauf, von der Presse bis zu Ihren Genossen und -innen. Die wahrscheinlich besonders.«
    »Was haben Sie vor? Und was ist mit dem Geld?«
    »Ich berichte Ihnen am Freitag, vielleicht erst gegen Mitternacht, je nachdem wann ich zurückkomme. Um das Geld machen Sie sich keine Sorgen. Seit wann hinken Sie?«
    Auerberg starrte auf seinen rechten Fuß. »Ein Reitunfall«, knurrte er. »Achtundsechzig, kurz nachdem ich den Bund verlassen hatte.«
    Als Auerberg gegangen war, packte Matzbach beim Aufräumen mit an. Don Red Horse, inzwischen wieder an Bord, begrüßte ihn mit einem »Hail, o Chief! Nette Sache hier, was? Haben wir alles arrangiert, damit du dich bei deiner Wiederkehr freuen kannst.«
    »Find ich ganz reizend, Mann. Wär aber doch nicht nötig gewesen.«
    Mit erstaunlicher Eleganz band Don einen Müllsack zu und schleppte ihn zu den Möbeltrümmern. »Wie lange spielen wir das hier noch?«
    Yü blickte auf die Uhr. »Gleich zehn. Viel Lust hab ich nicht mehr. Matzbach und ich müssen morgen furchtbar früh raus.«
    »Vor sechs«, sagte Baltasar. »Ungefrühstückt ins Auto und ab.«
    »Was habt ihr vor?« sagte Tshato, der nach Reinigung des Bodens hinterm Tresen die wenigen heilen Gläser und Flaschen sortierte.
    »Kleiner Ausflug; hat was mit dem netten Herrn zu tun, der eben gegangen ist. Wir sind Freitag irgendwann gegen Abend wieder zurück. Die
Spelunke
, liebe Freunde, bleibt zu.«
    Lucy setzte sich auf einen der reparierten Hocker. »Wie geht’s überhaupt weiter? Der Trümmerhaufen hier, und am Samstag wollt ihr den Laden verscherbeln?«
    Matzbach blickte Yü an. »Hast du’s ihnen gesagt?«
    »War doch nötig, Junge.«
    »Ja, klar; hast du auch gesagt, daß Erler am liebsten das ganze Personal übernehmen würde?«
    »Hat er«, sagte Red Horse. »Ich weiß nicht ... Was mich angeht, ich hab so meine Zweifel. Das war sehr angenehmes Arbeiten hier mit euch allen, einschließlich der

Weitere Kostenlose Bücher