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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Gefängnis hatte er nie geweint. Manche würden sagen, dass er einfach Angst gehabt hatte, an einem solchen Ort Schwäche zu zeigen. Vielleicht hatte das auch mit hineingespielt. Vielleicht hatte er nur etwas herausgelassen, das er sich in vier quälenden Jahren »aufgespart« hatte.
    Matt sah das anders.
    Er nahm an, dass der wahre Grund eher etwas mit Angst und Unglauben zu tun hatte. Er hatte nicht geglaubt, dass er wirklich frei war, dass das Gefängnis wirklich hinter ihm lag. Es schien nur ein grausamer Scherz zu sein, als sei das Bett nur Illusion, als würden sie ihn bald für immer zurückholen.
    Er hatte gelesen, wie der Wille bei Verhören oder Geiselnahmen durch Scheinhinrichtungen gebrochen wird. Das funktionierte bestimmt, aber das Gegenteil wäre zweifellos noch effektiver und würde den Willen eines Menschen brechen – man konnte so tun, als wolle man ihn freilassen. Man lässt ihn sich ordentlich anziehen, erzählt ihm, dass alles für seine Entlassung vorbereitet ist, man verabschiedet sich, verbindet ihm die Augen, fährt ihn herum, und dann, wenn man angehalten hat und ihm die Binde von den Augen nimmt, stellt er fest, dass er sich
wieder am gleichen Ort befindet, an dem er losgefahren ist, und dass das alles nur ein böser Scherz war.
    So kam er sich vor.
    Und jetzt saß Matt wieder auf demselben französischen Bett. Olivia saß vor ihm. Sie hielt den Kopf gesenkt und wandte ihm den Rücken zu. Die Schultern hatte sie nicht fallen lassen, ihre Haltung war noch immer stolz. Er liebte ihre Schultern, den sehnigen Rücken, die kräftigen Muskeln, die geschmeidige Haut.
    Eine unüberhörbare Stimme in ihm wollte sagen: »Vergessen wir das Ganze einfach. Ich will es gar nicht wissen. Du hast gerade gesagt, dass du mich liebst. Du hast mir gerade gesagt, dass ich der einzige Mann bin, den du je geliebt hast. Das reicht mir.«
    Bei ihrer Ankunft war Kyra herausgekommen und hatte sie im Garten erwartet. Sie war besorgt gewesen. Matt erinnerte sich noch an ihren Einzug über der Garage. Damals hatte er angemerkt, sie wäre genauso cool wie »The Fonz«. Kyra hatte keine Ahnung gehabt, wovon er sprach. Komisch, woran man denkt, wenn man verängstigt ist. Marsha wirkte auch besorgt, besonders als sie Matts Verbände sah und ihr auffiel, wie vorsichtig er ging. Aber Marsha kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sie sich gedulden musste.
    Olivia brach das Schweigen. »Darf ich dich was fragen?«
    »Klar.«
    »Am Telefon hast du gesagt, du hättest Fotos bekommen.«
    »Ja.«
    »Kann ich die mal sehen?«
    Er zog sein Handy aus der Tasche und hielt es hoch. Olivia drehte sich um und nahm es, ohne ihn dabei zu berühren. Er beobachtete sie. Sie konzentrierte sich auf ihre typische Art. Dann hielt sie den Kopf leicht schräg, wie sie es immer tat, wenn sie verwirrt war.

    »Ich versteh das nicht«, sagte sie.
    »Bist du das?«, fragte er. »Mit der Perücke?«
    »Ja. Aber so war das gar nicht.«
    »Wie war das nicht?«
    Sie blickte weiter aufs Handy. Sie drückte die Wiederholungstaste und sah sich die Szene noch einmal an und schüttelte den Kopf. »Egal was du von mir denkst, ich habe dich nie betrogen. Und der Mann, mit dem ich mich getroffen habe, hat auch eine Perücke getragen. Wahrscheinlich damit er so aussieht wie der Mann auf dem Foto.«
    »Da bin ich auch schon drauf gekommen.«
    »Wie?«
    Matt zeigte ihr das Fenster, den grauen Himmel, den Ring am Finger. Er erzählte von der Dürre und dass sie das Foto in Cingles Büro vergrößert hatten.
    Olivia setzte sich neben ihm aufs Bett. Sie war so verdammt hübsch. »Dann wusstest du Bescheid?«
    »Was wusste ich?«
    »Tief im Herzen hast du gewusst, dass ich dich nicht betrüge. Trotz der Bilder.«
    Er wollte die Hand ausstrecken und sie in den Arm nehmen. Er sah, dass ihre Brust ganz leicht zuckte, weil sie ein Schluchzen unterdrückte.
    Matt sagte: »Bevor du anfängst, muss ich dir ein paar Fragen stellen, ja?«
    Sie nickte.
    »Bist du schwanger?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete sie. »Und bevor du die zweite Frage stellst – ja, es ist von dir.«
    »Dann interessiert mich der Rest nicht. Du brauchst mir nichts zu erzählen, wenn du nicht willst. Es ist mir egal. Von mir aus können wir einfach abhauen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich noch mal
fliehen kann, Matt.« Sie klang vollkommen ausgelaugt. »Und du kannst das auch nicht. Was ist mit Paul und Ethan? Was ist mit Marsha?«
    Sie hatte natürlich Recht. Er wusste

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