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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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bevor sie explodieren und sich lächerlich machen würde. Sie hatten sowieso keine gemeinsame Zukunft, also verschwand sie besser, bevor es ihr noch schwerer fallen würde, sich von ihm zu trennen. Alles, was er von ihr wollte, war Sex, weiter nichts. Wozu also noch lange herumreden. Er wich ihrem Blick aus und schien nur darauf zu warten, dass sie endlich verschwand.
    „ John, ich könnte doch den Flug nehmen wie geplant ...“
    „ Ich werde sicher noch eine Weile im Krankenhaus bleiben müssen. Also wäre es vielleicht besser für dich ...“
    Er brach ab. Noch immer sah er sie nicht direkt an. Seine Stimme war rein sachlich und sie hatte den Eindruck, er nahm sich zusammen, um sie so diplomatisch wie möglich aus diesem Gespräch zu entlassen.
    „ Danke ... für alles. Ich wünsche dir alles Gute“, war alles, was sie herausbrachte.
    Sie drehte sich um und ging, verletzt und verwirrt wie noch nie zuvor.
     
    „ Er wollte, dass wir sofort nach Hause fliegen“, sagte sie zu Rolf.
    Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht verhindern. Rolf schwieg einen Moment. Dann räusperte er sich.
    „ Oh, Gott, Sandra, Sie haben sich in den Kerl verliebt?“
    Sherlock Rolf. Sie antwortete nicht. Die Tränen, die über ihr Gesicht kullerten, sprachen für sich. Rolf reichte ihr ein Papiertaschentuch.
    „ Danke“, sagte sie und schnaubte hinein.
    Sie hätte nie gedacht, einmal mit Rolf derart vertraut zu sprechen, doch im Augenblick war er das einzige menschliche Wesen in ihrer Nähe.
    „ Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Er machte von vorn herein klar, dass er keine feste Beziehung will. Nur Sex.“
    Ein langes Schweigen trat ein. Sandra schniefte ab und zu und strangulierte das Papiertaschentuch zwischen ihren Fingern.
    „ Und ...“, begann Rolf zögerlich, „hat er den bekommen?“
    Sie schnaubte. „Gott sei Dank nicht. Sonst würde ich mir jetzt auch noch billig vorkommen. So bleibt mir wenigstens meine Würde.“
    Rolf nickte erst und ging dann in ein Kopfschütteln über.
    „ Ich verstehe nicht ganz. Warum weinen Sie dann jetzt? Das ist doch gut für Sie.“
    Fast hätte sie gelacht. Es war wohl doch keine gute Idee mit einem Mann über ihre Gefühle zu sprechen. Sie wischte sich die Augen trocken und suchte nach Worten der Erklärung. Er hatte es verdient.
    „ Ach, Rolf, Sie sind süß. Ich danke Ihnen dafür. Ich habe mich in ihn verliebt. Und obwohl ich weiß, er will keine Beziehung, hoffte ich natürlich, er würde seine Meinung ändern, nach all dem, was wir durchgemacht haben. Aber vielleicht bilde ich mir nur etwas ein. Vielleicht war es nur für mich ein aufregendes Abenteuer und so etwas ist normaler Alltag in Kanada.“ Sie lächelte schwach. „Ich dachte, er würde wenigstens etwas Persönliches sagen, mich bitten zu bleiben und mit ihm auszugehen oder so was. Ich weiß auch nicht, was ich erwartet habe. Schließlich versuchte er mit mir körperlich zu werden und half mir durch die Wildnis, und dann dieses unpersönliche Gerede von gleich wieder nach Hause fliegen. Und ansonsten nur peinliches Schweigen. Das hat mich geschockt. Aber ich werde schon drüber wegkommen. Wäre nicht das erste Mal.“
    Jetzt lachte sie wirklich, doch es klang humorlos und bitter.
    „ Ich verstehe. Enttäuschte Erwartungen tun weh.“
    „ Höllisch“, bestätigte sie.
    „ Man sollte sich eben keine machen.“
    „ Bitte?“
    „ Erwartungen. Es ist besser, sich keine zu machen.“
    Sie nickte beeindruckt. Philosophisch war ihr Rolf noch nie gekommen. Diese Reise war voller Erkenntnisse. Tante Gudrun würde hocherfreut sein.
    „ Es ist eben schwer, keine Erwartungen zu hegen, wenn man seinem Traummann begegnet und er nicht genauso empfindet.“
    „ Das ist wohl wahr. Kommen Sie, wir sollten gehen, sonst verpassen wir noch den Flieger.“
    Sie verließen das Hotel und Sandra versank in dumpfes Schweigen. Ihre Gedanken waren am Fluss, wo sie John beim Hase essen zugesehen hatte. Dort war die Welt in Ordnung gewesen. Warum hatte er sich wieder in den distanzierten Geschäftsmann zurückverwandelt?
     
    Zu Hause nahm sie sofort die Arbeit wieder auf. Sie suchte nach Ablenkung. Ihre Gedanken kehrten ständig zu John zurück, reisten über den Ozean, die endlosen Weiten Kanadas, bis sie in Johns Bett landeten, über seinen verheißungsvoll starken Körper glitten, in seine grünen Augen sahen und sein warmes Lachen hörten. Es war störend und schmerzvoll, doch schwer zu unterdrücken.
    Sie hatte Gudrun

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