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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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getretener Hundeblick mehr zu sehen. Kälte hatte ihn ersetzt. Sie nahm ihren gepackten Koffer und ging nach unten.
     
    John war entsetzt, als er sie mit dem Koffer sah.
    „ Was soll das werden?“
    „ Wonach sieht es aus? Ich verlasse dich. Ich fliege zurück, was soll ich noch hier? Guten Sex gibt es auch zu Hause.“
    Ihr kalter Blick sorgte für eine Verkrampfung in seinen Eingeweiden. Ihre krassen Worte schmerzten irgendwo in seiner Herzgegend.
    „ Honey, Liebling ...“
    „ Nenn mich nicht so. Nur Liebende benutzen diese Worte. Um nicht noch mehr Herzen zu brechen, solltest du dir das in Zukunft merken.“
    „ Autsch“, sagte er. „Das hat gesessen.“
    „ Hoffentlich. Was ist, fährst du mich oder soll ich ein Taxi rufen?“
    „ Aber du weißt doch nicht einmal, wann ein Rückflug geht. Willst du wirklich so übereilt zum Flughafen fahren?“
    Sie starrten sich an. Lieber Gott, dachte er, lass diese Frau nicht abreisen. Gib mir noch eine Chance. Ich bin ein Scheißkerl, ich weiß, ich bin ein Scheißkerl, aber eine Chance noch ist doch nicht zu viel verlangt.
    „ Gib mir noch eine Chance, Sandra.“
    Sandras Augen verengten sich.
    „ Was fühlst du im Moment, John?“
    „ Ganz ehrlich?“
    „ Ganz ehrlich.“
    „ Panik.“
    Sie stellte den Koffer ab und trat dicht an ihn heran. Sie umfasste sein Gesicht mit ihren Händen.
    „ Hör zu, du Idiot. Ich liebe dich, genug, um mein Leben mit dir zu verbringen, treu zu sein, und sogar um dich zu heiraten. Kannst du das auch von dir sagen?“
    In Johns Gesicht zuckte ein Muskel. Seine Antwort ließ zu lange auf sich warten. Sie ließ ihn los.
    „ Was fühlst du?“, fragte sie, als letzten Versuch.
    Er grinste schief. „Noch mehr Panik.“
    „ Siehst du, das ist mir nicht genug, das ist keine Basis für uns. Du hast Angst davor, dich endgültig zu binden, aber so läuft das nicht. Entweder ganz oder gar nicht.“
    Sie ging zum Telefon, um sich ein Taxi zu rufen. John stand stumm und hilflos daneben. Er konnte dem nicht widersprechen. Sie hatte recht, er hatte Angst. Warum und wovor, wusste er selbst nicht.
    Sie warteten schweigend auf das Taxi. Als Sandra ins Auto stieg, drehte sie sich zu ihm um und küsste ihn noch einmal gefühlvoll. Er umklammerte sie wie ein Ertrinkender.
    „ Bitte geh nicht.“ Er fühlte, wie sich der Boden unter ihm auftat, aber mehr konnte er nicht sagen. Was sie so unbedingt hören wollte, brachte er einfach nicht über die Lippen.
    „ Warum nicht?“
    Er presste die Lippen aufeinander. Weil ich dich brauche , rief sein Inneres. Blödsinn, rief sein Verstand. Ich brauche niemanden. Er ergriff den Strohhalm nicht, den sie ihm hingeworfen hatte, sondern schwieg stattdessen, noch immer eine passende Antwort auf ihre Frage suchend, die er gefahrlos aussprechen könnte. Sie machte sich fast gewaltsam von ihm los.
    „ Eines Tages, wenn du erwachsen geworden bist und weißt, was du willst, kannst du mich ja mal anrufen.“
     
    Sandra reichte Florence ein Glas Rotwein. Die Flüssigkeit funkelte einladend im Licht der Kerzen und ließ Gedanken an spätere Kopfschmerzen gar nicht erst aufkommen. Sie saßen in Florence’ luxuriösem Wohnzimmer neben einem kleinen, niedrigen Tisch auf dem cremefarbenen Langhaarteppich, zwischen dicken Kissen, umzingelt von Kerzen und Snacks auf dem Hochglanzparkett.
    Florence wischte sich zum zweihundersten Mal mit einem Taschentuch die Augen trocken.
    „ Dieser Mistkerl“, schluchzte sie und stellte das Rotweinglas ab.
    „ Erzähl mir endlich, wie du es herausgefunden hast.“
    Flo sortierte ihre Beine zum Schneidersitz. Sie steckte in einem blassrosa Freizeitanzug, der an ihr edel wie ein Designerstück wirkte.
    „ Wir hatten mal wieder eine unserer Flo-will-arbeiten-Diskussionen. Dabei will ich doch nur Artikel schreiben für eine Online-Zeitung, ich müsste nicht einmal das Haus verlassen!“
    „ Der Mann hat echt ein Problem“, seufzte Sandra und trank einen großen Schluck Wein.
    Seitdem sie wieder zu Hause war, versuchte sie sich mit allen Mitteln von John abzulenken. Wein war eine verlässliche Methode. Tante Gudrun hatte gemeint, weiblich sanft sein sei eine Sache, aber man dürfe sich nicht entwürdigen lassen. Kein Mann habe das Recht, mit ihr Spielchen zu spielen. Er müsse sich entscheiden und wenn er sich nach all der schönen Zeit mit ihr noch immer nicht vollständig für sie entscheiden konnte, sei ein Rückzug die beste Taktik.
    Sandra betrachtete ihre aufgelöste Freundin,

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