glaube, einige Leute sind raus auf die Terrasse gegangen«, sage ich, um zu helfen.
»Dann probieren wir es da.« Er nickt. »Aber bringen wir erst die Lobby zu Ende.«
Selbst ich sehe schon von Weitem, dass keiner der vier grauhaarigen Herren an der Bar der Mann vom Telefon ist – und ich habe recht. Als Sam in ein Gespräch über Malcolms Rede verstrickt wird, nutze ich die Gelegenheit, mich etwas abzusetzen und nachzusehen, ob Magnus geantwortet hat. Hat er natürlich nicht. Ganz oben in meiner Eingangsbox jedoch blinkt eine E-Mail, die an
[email protected] mit einem CC an pa
[email protected] gerichtet ist und bei der es mir die Sprache verschlägt.
Sam,
netter Versuch. Ich weiß GENAU , was du vorhast, und du bist JÄMMERLICH . Woher hast du die? Von einem Escortservice? Ich hätte gedacht, du hast mehr drauf.
Willow
Während ich ungläubig das Display anstarre, kommt eine zweite Mail.
Du meine Güte, Sam. Sie ist ja nicht mal für den Anlass GEKLEIDET . Oder sind niedliche Jeansröckchen plötzlich das angemessene Outfit für eine Tagung??
Mein Rock ist nicht niedlich! Und schließlich hatte ich heute Morgen ja nicht vor, an einer Tagung teilzunehmen, oder?
Entrüstet drücke ich Antworten und tippe eine Mail.
Ich finde sie atemberaubend schön. Und ihr Jeansrock ist nicht niedlich. Du kannst mich mal, Hexe Willow. Sam
Dann lösche ich die Nachricht. Natürlich. Eben will ich das Handy wegstecken, als eine dritte Mail von Willow kommt. Also wirklich, kann sie vielleicht mal damit aufhören?
Du willst mich eifersüchtig machen, Sam. Gut. Das respektiere ich. Es gefällt mir sogar. Wir brauchen etwas Feuer in unserer Beziehung. Aber GIB MIR WAS, WORAUF ICH EIFERSÜCHTIG SEIN KANN !!!
Denn glaub mir, niemanden hier beeindruckt dein kleiner Auftritt. Ich meine, mit irgendeinem unscheinbaren Mädchen herumzustolzieren, die KEINE AHNUNG HAT, WIE MAN SICH DIE BESCHISSENEN HAARE FÖHNT … also, das ist tragisch, Sam. TRAGISCH .
Wir sprechen uns, wenn du erwachsen bist.
Willow
Unsicher betaste ich meine Haare. Ich habe sie heute Morgen geföhnt. Nur hinten komme ich so schwer dran. Ich meine, nicht dass mich interessieren würde, was sie denkt, aber irgendwie bin ich doch etwas gekränkt …
Da werde ich in meinen Gedanken unterbrochen und starre das Display an. Ich kann es nicht fassen. Eben kommt eine Mail von Sam in meinem Handy an. Er hat Willow geantwortet. Er hat ihr tatsächlich geantwortet! Nur hat er leider ›Allen Antworten‹ gedrückt, und deshalb habe ich sie auch bekommen.
Erstaunt blicke ich auf und sehe, dass er immer noch bei den grauhaarigen Herren steht, offenbar nach wie vor ins Gespräch vertieft. Er hat die Mail wohl nebenbei abgefeuert. Ich öffne sie und sehe eine einzelne Zeile.
Lass es sein, Willow. Das beeindruckt niemanden.
Ich blinzle das Display an. Es wird ihr nicht gefallen.
Ich warte darauf, dass sie die nächste Hassattacke gegen Sam reitet – aber es kommen keine weiteren Mails. Vielleicht ist sie so sprachlos wie ich.
»Großartig. Wir reden später.« Sams Stimme erhebt sich über den Tumult. »Poppy, da sind noch ein paar Leute, die ich Ihnen vorstellen möchte.«
»Okay.« Ich blicke auf und stecke mein Handy weg. »Ab die Post.«
Wir klappern den Rest der Lobby ab. Sams Liste ist von Häkchen übersät. Bestimmt habe ich jeder männlichen Stimme in dieser Firma gelauscht, aber niemanden gehört, der dem Mann am Telefon auch nur im Entferntesten ähneln würde. Langsam frage ich mich sogar, ob ich sie richtig in Erinnerung habe. Oder ob ich mir das Ganze nur einbilde.
Als wir über den dicken Teppich im Flur zur offenen Terrassentür laufen, merke ich, dass Sam bedrückt ist. Ich bin selbst ziemlich bedrückt.
»Tut mir leid«, murmle ich.
»Sie können nichts dafür.« Er blickt auf und scheint meine Stimmung aufzufangen. »Poppy, ehrlich. Ich weiß, dass Sie Ihr Bestes geben.« Kurz verknittert er sein Gesicht. »Hey, und das mit Willow tut mir leid.«
»Ach.« Ich winke ab. »Nicht der Rede wert.«
Schweigend gehen wir einen Moment. Ich möchte etwas sagen wie: »Danke, dass Sie mich verteidigt haben«, aber es kommt mir zu seltsam vor. Eigentlich dürfte ich von den Mails nichts wissen.
Die Terrasse hängt voller Lampions, und einige Leute stehen in Grüppchen herum, wenn auch längst nicht so viele wie drinnen. Ich schätze, es ist wohl zu kalt. Was schade ist, denn hier draußen herrscht eine ganz hübsche