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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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»Ach ja! Er ist in meiner Handtasche!«
    Beide zucken schweigend mit den Schultern. Sogar Annalise sieht aus, als täte ich ihr leid.
    O Gott. Das ist wirklich schlimm.
    Bis um achtzehn Uhr ist alles noch viel schlimmer. Annalise hat »Smaragdringe« gegoogelt.
    Habe ich sie darum gebeten? Nein, habe ich nicht. Magnus hat mir nie erzählt, wie viel dieser Ring wert ist. Ich habe ihn danach gefragt, im Scherz, als er ihn mir zum ersten Mal auf den Finger gesteckt hat, und er meinte nur – wieder im Scherz –, er sei unbezahlbar, genau wie ich. Es war alles so süß und romantisch. Wir saßen im »Bluebird« beim Abendessen, und ich hatte keine Ahnung, dass er um meine Hand anhalten wollte. Überhaupt keine. 28
    Jedenfalls, entscheidend ist, dass ich keine Ahnung hatte, was der Ring kostet, und ich wollte es auch gar nicht wissen. Im Hinterkopf probierte ich Sätze, die ich zu Magnus sagen wollte, wie etwa: »Mir war überhaupt nicht klar, dass er so wertvoll ist! Das hättest du mir sagen sollen!«
    Nicht dass ich den Mut gehabt hätte, es tatsächlich auszusprechen. Ich meine, wie blöd müsste man sein, nicht zu merken, dass ein Smaragdring aus einem Banktresor wertvoll ist. Dennoch war es ganz beruhigend, keine genauen Zahlen im Kopf zu haben.
    Aber jetzt wedelt Annalise mit einem Blatt Papier herum, das sie im Internet ausgedruckt hat. 29
    »Art déco, feiner Smaragd, Baguetteschliff«, liest sie vor. »Schätzwert: £ 25.000.«
    Was? Mir wird ganz flau. Das kann nicht stimmen.
    »Er würde mir doch nichts schenken, was so teuer ist.« Meine Stimme bebt ein wenig. »Akademiker sind arm.«
    »Er ist nicht arm! Sieh dir sein Elternhaus an! Sein Dad ist prominent! Guck hier, der da kostet dreißigtausend.« Sie hält das nächste Blatt hoch. »Der sieht genauso aus wie deiner. Findest du nicht, Ruby?«
    Ich kann gar nicht hinsehen.
    » Ich hätte ihn nie von meinem Finger genommen«, fügt Annalise hinzu, mit hochgezogenen Augenbrauen, und am liebsten würde ich ihr eine reinhauen.
    » Du warst diejenige, die ihn anprobieren wollte!«, sage ich wütend. »Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich ihn noch!«
    »Nein, war ich nicht!«, erwidert sie empört. »Ich habe ihn nur anprobiert wie alle anderen auch! Er ging schon um den Tisch.«
    »Na, und wessen Idee war es dann?«
    Immer wieder habe ich mein Hirn zermartert, aber wenn meine Erinnerung gestern schon vernebelt war, dann ist sie es heute nur noch umso mehr.
    Nie wieder glaube ich einem Poirot-Krimi. Nie im Leben. Die ganzen Zeugen, die sagen: »Ja, ich erinnere mich genau, dass es 15:06 Uhr war, denn ich habe zufällig auf die Uhr gesehen, als ich nach der Zuckerzange griff, und Lady Favisham war nicht zu übersehen, wie sie dort saß, rechts vom Kamin.«
    Blödsinn. Die haben keine Ahnung, wo Lady Favisham war. Sie wollen es Poirot gegenüber nur nicht zugeben. Es erstaunt mich, dass er überhaupt irgendwas rauskriegt.
    »Ich muss los.« Ich wende mich ab, bevor mich Annalise mit noch mehr teuren Ringen maßregeln kann.
    »Um es Magnus zu erzählen?«
    »Vorher Hochzeitsbesprechung mit Lucinda. Dann Magnus mit Familie.«
    »Sag Bescheid, was passiert. Schick uns eine SMS !« Annalise runzelt die Stirn. »Hey, da fällt mir was ein, Poppy! Wieso hast du eigentlich eine neue Handynummer?«
    »Ach, das. Na ja, ich war draußen vor dem Hotel, weil ich drinnen kein Netz hatte, und da habe ich mein Handy am ausgestreckten Arm gehalten …«
    Ich stocke. Wenn ich es mir recht überlege, will ich mich gar nicht auf die ganze Geschichte mit dem Raub und dem Telefon im Mülleimer und Sam Roxton einlassen. Das ist alles viel zu abgefahren, und es mangelt mir an der nötigen Kraft.
    Stattdessen zucke ich mit den Schultern. »Hab einfach … na ja … mein Handy verloren. Hab aber schon ein neues. Wir sehen uns morgen.«
    »Viel Glück, kleine Miss.« Ruby drückt mich kurz an sich.
    »Vergiss nicht, uns auf dem Laufenden zu halten!«, höre ich Annalise mir hinterherrufen, als ich schon auf dem Weg hinaus bin. »Wir wollen stündliche Updates!«
    Bei öffentlichen Hinrichtungen hätte sich Annalise bestimmt gut gemacht. Sie hätte sich bis ganz nach vorn durchgekämpft, um die Axt besser sehen zu können. Und sie hätte obendrein Zeichnungen der blutigen Szene angefertigt, um sie im Dorf am schwarzen Brett aufzuhängen, falls jemand was verpasst hatte.
    Oder – ihr wisst schon – was man so gemacht hat, bevor es Facebook gab.
    Ich weiß gar nicht, wieso ich mich so

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